Stadtentwicklung in Ebersberg:Ladenhüter Hörmannsdorf

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Acht Baugrundstücke wollte die Stadt Ebersberg in Hörmannsdorf verkaufen, vier sind noch zu haben. (Foto: Christian Endt)

Für das Bauland im Westen der Kreisstadt finden sich kaum Interessenten. Der Stadtkasse entgehen dadurch Millionen. Nun sollen die Vergabekriterien geändert werden – mal wieder.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Von manchen Dingen wird behauptet, sie seien so gut wie Geld auf der Bank – Bauland in der Region München zum Beispiel. Über solches verfügt die Stadt Ebersberg im Ortsteil Hörmannsdorf, und rein theoretisch entspricht dieses wirklich einem gut gefüllten Bankkonto. Laut einer Berechnung von diesem Frühjahr sind die genau 2698 Quadratmeter Bauland gute 2,8 Millionen Euro wert – das Problem ist nur, dass offenbar niemand mit der Stadt ins Geschäft kommen will.

Mit diesem Problem beschäftigte sich die Politik bereits im März, Hintergrund ist der Abverkauf – oder eben Nichtverkauf – eines Grundstücks, welches die Stadt vor mehr als einem Jahrzehnt erworben hatte, um dort einen neuen Wertstoffhof zu bauen. Daraus wurde nichts, weshalb man auf die Idee kam, die Fläche als Bauland zu verkaufen. Allerdings, so ist es in Ebersberg seit jeher üblich, wenn die Stadt Parzellen veräußert, nicht auf dem freien Markt, sondern mithilfe eines Kriterienkataloges.

Bisher gab es Vorgaben für Interessenten, etwa was Einkommen und Vermögen betrifft

In den meisten anderen Fällen sind dort vor allem Fragen zum Einkommen und Vermögen geregelt, da es dann immer darum geht, Bauland vergünstigt an Menschen aus der Stadt oder wenigstens der Umgebung abzugeben, die sich sonst vielleicht kein Baugrundstück leisten könnten. Dies war in Hörmannsdorf auch der Fall, allerdings lagen diese Obergrenzen für Vermögen und Einkommen, entsprechend der Grundstücksgrößen und der Tatsache, dass man die Parzellen für 1000 Euro pro Quadratmeter verkaufen wollte, relativ hoch: 150 000 Euro Jahreseinkommen pro Person und 1,5 Millionen auf der hohen Kante, außerdem sollte nicht zum Zuge kommen, wer bereits im Umkreis von 50 Kilometern ein Wohnhaus besitzt.

Immerhin vier der acht Parzellen, jede mehrere 100 Quadratmeter groß, wurden über dieses Verfahren vergeben und sind teilweise auch schon bebaut. Für vier weitere fanden sich indes keine Abnehmer, weshalb der Stadtrat im April über das weitere Vorgehen zu beraten hatte. Beschlossen wurde damals dann, dass man zwar nicht komplett auf einen Kriterienkatalog verzichtet, aber die Verdienst- und Vermögensgrenzen deutlich nach oben verschiebt: Auf 1,25 Millionen Euro für Alleinstehende, bei Paaren ist es das Doppelte, sowie fünf Millionen Euro Kapital.

Ziel war damals, dass man die Grundstücke so schnell wie möglich zum Marktpreis – genannt wurde 1050 Euro pro Quadratmeter – an den Mann oder die Frau bringt, schließlich kann die klamme Stadtkasse die dann zu erlösenden genau 2 832 900 Euro sehr gut brauchen. Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos), sagte damals, er habe „große Hoffnung, dass wir dieses Jahr noch zu Geld kommen“.

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Dass sich diese Hoffnung erfüllt, ist indes ein bisschen unwahrscheinlicher geworden. Wie kürzlich im Finanzausschuss zu erfahren war, sind die vier Parzellen immer noch nicht verkauft. Man habe nach dem Stadtratsbeschluss im März ein neues Vergabeverfahren gestartet, so die Stellungnahme der Verwaltung, aber zum Abgabeschluss am 31. Mai sei keine einzige Bewerbung eingegangen.

Wie bereits im Frühjahr war auch diesmal bereits in nichtöffentlicher Sitzung vorberaten worden, wie es mit dem Bauland Hörmannsdorf weitergehen soll. Diesmal kam man überein, gar kein Vergabeverfahren mehr zu veranstalten, sondern die Grundstücke am freien Markt zu verkaufen. Allerdings zum bereits im März genannten Mindestpreis von 1050 Euro. Schließlich, auch dies schreibt die Verwaltung, sei „der Erlös aus den beabsichtigten Grundstücksverkäufen als Einnahme im Haushalt 2024 geplant“.

Spätestens bei den nächsten Haushaltsberatungen wird sich zeigen, ob der Plan Wirklichkeit geworden ist und die Stadt dann tatsächlich mehr Geld auf der Bank hat – oder nur wieder so gut wie.

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