Gut ein Jahr nach der Insolvenz des Immobilieninvestors Euroboden gibt es neue Hoffnung für eine baldige Entwicklung des Hölzerbräu-Grundstücks. Die Immobilie in Bestlage in der Ebersberger Innenstadt hat einen neuen Eigentümer: Wie die Raiffeisen-Volksbank Ebersberg nun bestätigte, habe man bereits Anfang Juli das Grundstück gekauft.
Wie Raiffeisen-Vorstandsmitglied Oliver Brandhuber sagt, plane man nach der Sommerpause über die Entwicklungsmöglichkeiten des Grundstücks mit der Stadt Ebersberg zu beraten: „Wir wollen besprechen, was dort möglich ist.“ Dabei soll es auch um den nach der Pleite von Euroboden auf Eis gelegten Bebauungsplan gehen.
Ebersbergs Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) sagt, er sei „froh, dass es endlich weitergeht“ und dass sich „ein Partner aus dem Landkreis gefunden hat, der unseren Zielen vielleicht gewogen ist“. Als diese definiert der Bürgermeister jene, welche der Stadtrat bereits in den Verhandlungen mit Euroboden zur Bedingung gemacht hat: Dass der Hotelbetrieb weitgehend im aktuellen Umfang erhalten bleibt und es eine Gastronomie sowie weiteres Gewerbe auf dem Areal gibt.
Ende 2018 wurde das Grundstück an den Investor Euroboden verkauft
Die Geschichte um eine Umgestaltung des teilweise mit einem denkmalgeschützten Ensemble bebauten Areals dauert nun bereits fast sechs Jahre. Ende 2018 war die rund 4500 Quadratmeter große Fläche direkt am Marienplatz verkauft worden. Der neue Eigentümer, der auf die Entwicklung von Luxusimmobilien spezialisierte Investor Euroboden, erklärte wenige Wochen später, um die 50 Wohnungen auf dem Grundstück errichten zu wollen.

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Es geht um ein Areal mitten in der Stadt neben dem Hotel Hölzerbräu. Ein Nachbargelände könnte zudem zum Wohngebiet werden.
In den folgenden Jahren loteten dann Politik und Investor aus, was auf der Fläche möglich ist. Euroboden wünschte sich vor allem möglichst viel Wohnraum, seitens der Stadt war man daran interessiert, dass es auch weiterhin einen Hotelbetrieb, Gastronomie sowie weitere gewerbliche Nutzung gibt.
Vor knapp vier Jahren wurden dann erste Ergebnisse eines städtebaulichen Wettbewerbs präsentiert. Demnach könnten sogar bis zu 60 Wohnungen auf dem Grundstück entstehen – plus die Option auf mehr: Denn überplant wurde nicht nur der Teil, der Euroboden gehörte, sondern auch der nördliche Bereich, auf dem sich das städtische Feuerwehrhaus befindet. Die Idee: Sollte die Feuerwehr eines Tages umziehen, könnte die Stadt ihr Grundstück so entwickeln, dass es zum Rest der neuen Bebauung passt.

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Bis diese planerisch allerdings in trockenen Tüchern war, verging noch geraume Zeit, denn Investor und Politik hatten in einigen zentralen Fragen doch noch sehr unterschiedliche Ansichten. Vor allem über den Stellenwert, der dem Hotel- und Gastronomiebetrieb beigemessen werden sollte, gab es einigen Dissens: So hätte Euroboden den nicht denkmalgeschützten Teil des Hotels abreißen und durch ein Wohnhaus ersetzen wollen. Ein Restaurant hätte es zwar weiterhin auf dem Gelände geben sollen, aber in deutlich kleinerem Umfang und an neuer Stelle, nämlich an der Eberhardstraße, wo die im Sommer 2021 abgerissene Bäckereifiliale gestanden hatte.
Einen Monat nach der Einigung mit der Politik musste der Investor Insolvenz anmelden
Im Stadtrat gab es fraktionsübergreifend Kritik an diesen Plänen, einen Bebauungsplan mit diesen Parametern werde man nicht aufstellen, hieß es damals. Denn die Politik saß am längeren Hebel, mit dem aktuell auf dem Grundstück geltenden Baurecht hätte der Investor seine Pläne für neue Wohnhäuser nicht ansatzweise umsetzen können. Im Frühsommer vorigen Jahres dann die Einigung: Die von der Stadt gewünschte Mischung aus Hotel, Gastronomie, Gewerbe und Wohnen wurde Grundlage des Bebauungsplanes.

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Nach jahrelangen Verhandlungen einigt sich die Kreisstadt mit dem Investor des Hölzerbräu-Geländes auf eine künftige Nutzung - und kann dabei einige eigene Vorstellungen durchsetzen. Diese betreffen vor allem das Restaurant und Hotel.
Doch nur knapp einen Monat später wurde die Arbeit daran gestoppt, nachdem Euroboden Ende Juli 2023 zunächst von finanziellen Schwierigkeiten berichtete und kurz darauf Insolvenz anmelden musste. Damit begann das große Warten darauf, was mit dem Hölzerbräu-Grundstück geschehen sollte. Sogar über einen Einstieg der Stadt Ebersberg – diese hatte ein Vorkaufsrecht – wurde spekuliert. Angesichts der leeren Stadtkasse wurde diese Option allerdings verworfen.
Weder Stadt noch Raiffeisenbank scheinen es mit der Planung besonders eilig zu haben
Nun also gibt es einen neuen Eigentümer. Wie schnell nun allerdings auf dem Grundstück eine Entwicklung stattfindet, dazu gibt Proske keine Prognose ab. Zunächst müsse man ausloten, „welche Planung und welches Ziel“ die Raiffeisenbank dort verfolge. Schließlich, darüber macht sich der Bürgermeister keine Illusionen, werde auch der neue Eigentümer mit dem Grundstück Geld verdienen wollen. Wogegen auch nichts spreche – aber Grundlage solle laut Proske eben der voriges Jahr fast fertiggestellte Bebauungsplan sein.
Seitens der Raiffeisenbank ist man offenbar auch längeren Gesprächen mit der Stadt nicht abgeneigt. Man wolle in aller Ruhe darüber reden, „in welche Richtung es gehen soll“, sagt Brandhuber. Dazu, wie bald sich auf dem Hölzerbräu-Areal etwas tut, will er sich nicht festlegen und betont: „Wir haben keine Eile und keinen Zeitdruck.“