Verkehr in EbersbergJetzt aber raus hier

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Mehrere Schilder weisen an der Zufahrt zum Hölzerbräugrundstück darauf hin, dass dieses kein öffentlicher Weg ist. Nicht alle halten sich daran, für Ebersbergs Schulkinder ist dies eine beliebte Abkürzung. Nun hat sich das Hotel bei der Schulleitung beschwert.
Mehrere Schilder weisen an der Zufahrt zum Hölzerbräugrundstück darauf hin, dass dieses kein öffentlicher Weg ist. Nicht alle halten sich daran, für Ebersbergs Schulkinder ist dies eine beliebte Abkürzung. Nun hat sich das Hotel bei der Schulleitung beschwert. (Foto: Christian Endt)

Seit Kurzem ist eine beliebte Abkürzung für Ebersbergs Schulkinder gesperrt – die einen finden das unverschämt, die anderen notwendig.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Zwischen Schule und Freizeit befindet sich der Schulweg – es liegt also durchaus nahe, hier nach Optimierungsmöglichkeiten zu suchen. Als eine solche galt bei Ebersberger Schulkindern die Durchfahrt zwischen Eberhard- und Sieghartstraße, immerhin misst diese nur knapp 100 Meter, der Weg außenrum wäre 50 Meter länger. Doch seit gut zwei Wochen ist damit, zumindest offiziell, Schluss: Die Grund- und Mittelschule hat in einem Elternbrief dringend darum gebeten, die Abkürzung nicht mehr zu benutzen.

Die Leitung des Hotels habe die Schule „darauf aufmerksam gemacht, dass immer wieder Schüler und Eltern unserer Schule zwischen Eberhard- und Sieghartstr. (Durchgang bei der Feuerwehr Ebersberg) über das Privatgelände des Hotel- und Restaurantbetriebs Hölzerbräu den Weg abkürzen“, heißt es in dem Elternbrief. Und weiter: „Diese Abkürzung ist kein offizieller Schulweg und führt über einen nichtöffentlichen Privatweg, für den keine Nutzungserlaubnis erteilt wurde. (...) Bei weiterem Betreten drohen Schülern und Eltern Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs.“

Es habe auch schon Beinahe-Unfälle auf dem Grundstück gegeben, heißt es seitens der Hotelleitung

Dass die Hotelbetreiber offenbar mit Strafanzeigen gegen Kinder drohen, hat bei einigen Eltern durchaus gewissen Unmut ausgelöst. Doch es gehe nicht darum, die Schulkinder zu schikanieren, sagt Petra Rauschhuber vom Hotel Hölzerbräu, und wenn lediglich ein paar von ihnen über das Hotelgrundstück gingen, hätte man sich gar nicht an die Schule gewandt. Aber in den vergangenen Jahren habe der Schulwegverkehr dort nicht nur stark zugenommen, sondern sich auch immer mehr in Richtung Fahrrad verändert.

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Die Kinder, aber auch deren Eltern seien dabei nicht immer unbedingt vorsichtig oder rücksichtsvoll, so Rauschhuber weiter. Das leichte Gefälle Richtung Sieghartstraße würde gerne zur Beschleunigung genutzt, es habe schon Beinahe-Unfälle mit Hotelgästen gegeben, die zu Fuß auf dem Parkplatz unterwegs waren. Und auch für die Schulkinder sei der Weg nicht sicher, sagt Rauschhuber. Schließlich gebe es dort Lieferverkehr, und derzeit habe man auch noch die Handwerker im Haus, deren Lieferwagen ebenfalls über den Weg an- und abfahren.

Die Schranke an der Seite zur Sieghartstraße findet laut Hotelleitung bei den durchradelnden Schulkindern keine Beachtung.
Die Schranke an der Seite zur Sieghartstraße findet laut Hotelleitung bei den durchradelnden Schulkindern keine Beachtung. (Foto: Christian Endt)

Bevor sich das Hotel an die Schule gewandt hat, habe man auf andere Weise versucht, auf den Abkürzungsverkehr einzuwirken. So weisen  Schilder – man habe kürzlich sogar noch weitere aufgehängt – an beiden Enden des Weges darauf hin, dass dieser Privatgrund sei, außerdem gibt es  eine Schranke. Letztere werde von den Radlern aber mehr oder weniger gekonnt umfahren, sagt Rauschhuber, mit Folgen für die Hausmauer daneben. Hinweise der Hotelmitarbeiter, dass die Durchfahrt ein Privatweg ist, seien teilweise mit Beschimpfungen quittiert worden, sie selbst sei auch schon unverschämt angeredet, beleidigt und einmal sogar weggeschubst worden, sagt Rauschhuber. Dabei seien es gar nicht so sehr die Schulkinder, die sich unvernünftig verhalten – „oft sind die Eltern das Problem“.

Auch Schulleiter Alexander Bär nennt die Situation auf der Schulweg-Abkürzung problematisch

Alexander Bär, Rektor der Grund- und Mittelschule, hält die Schilderungen der Hotelleitung für plausibel: „Ich habe es mir auch angeschaut und weiß, dass es da problematisch ist.“ Das betreffe sicher nicht alle seine Schüler, aber es reiche schon, wenn sich einige wenige unvernünftig verhalten. Außerdem sei es eben nicht erlaubt, über fremden Privatgrund zu gehen oder zu fahren. Darum habe die Schule auch sofort reagiert und noch am Tag des Anrufs aus dem Hotel den Elternbrief verschickt. Er selbst habe seitens der Eltern bisher keine Kritik gehört, so Bär weiter.

Aus deren Reihen gibt es auch die Forderung, dass die Stadt Ebersberg mit dem Grundstückseigentümer – seit vergangenem Sommer die Raiffeisenbank Ebersberg – eine Art Wegerecht für Schulkinder aushandeln soll. Das schließt Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) indes aus. Denn würde die Stadt private Wege öffentlich widmen, gehe auch die Haftung und die Verkehrssicherungspflicht auf die Kommune über. Ebersberg müsste dann also beispielsweise den Winterdienst übernehmen, und wenn sich auf dem Weg jemand verletzt, könnte die Stadt auf Schadenersatz verklagt werden.

Allerdings dürfte sich bald eine andere Abkürzung zwischen Eberhard- und Sieghartstraße wieder auftun, sagt Proske, jene über die Lehrer-Schwab-Gasse. Weil von einem baufälligen Haus Teile auf den Weg hätten fallen können, ist das letzte Stück Richtung Eberhardstraße seit geraumer Zeit gesperrt. Was durchaus ein Grund sein könnte, dass die Abkürzung über das Hölzerbräugrundstück attraktiver wurde. Im April soll das Haus aber abgerissen werden, sagt der Bürgermeister, dann werde auch der Weg dort wieder geöffnet.

Und auch für die Abkürzung über das Hölzerbräugrundstück gibt es Hoffnung – wenn auch in eher weiterer Zukunft. Sollte dort einmal neu gebaut werden, ist in der Planung auch ein Weg durch das Gelände vorgesehen – diesmal sogar ein öffentlicher.

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