Ebersberg:Hilfe beim Neustart

Ebersberg möchte die Bewerbung für ein neues Förderprogramm für Langzeitarbeitslose einreichen. Teilnehmer und Zusagen von Arbeitgebern hätte das Jobcenter bereits sicher

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Der Bund legt ein neues Förderprogramm für Langzeitarbeitslose auf. Daran hat auch der Ebersberger SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer als zuständiger Berichterstatter für den Ausschuss "Arbeit und Soziales" mitgewirkt. Mit 450 Millionen Euro zusätzlich sollen 10 000 Langzeitarbeitslose gefördert werden. Nicht jedes Jobcenter kann in das Programm aufgenommen werden; Geschäftsführer Hermann Schmidbartl hofft aber, dass Ebersberg zum Zug kommt und arbeitet bereits an der Bewerbung. Realistisch wäre es seinen Angaben zufolge, im Zuge des Programms im Landkreis zehn Arbeitsplätze zu schaffen, die Langzeitarbeitslosen in drei Jahren wieder neue Perspektiven eröffnen können.

Denn es geht um die Menschen, die selbst in einer Boom-Region wie dem Münchner Umland nicht mehr im Job Fuß fassen können, die "wirklich sehr marktfern" sind, wie es Schmidbartl formuliert. Grund sind oft psychische oder körperliche Erkrankungen, viele haben familiäre Krisen hinter sich oder leiden unter Schulden. Manche sind gar nicht sofort fähig, einen regulären Arbeitstag durchzustehen, manche brauchen vielleicht auch sozialpädagogische Unterstützung. Bisher kann das Ebersberger Jobcenter für diesen Personenkreis nicht allzu viel tun, weil es wesentlich weniger Geld hierfür bekommt als Jobcenter in Gegenden, wo die Arbeitslosigkeit höher ist.

Die Idee hinter dem neuen Programm "Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt" ist es, für diese Menschen beispielsweise bei Kommunen oder sozialen Einrichtungen Arbeitsstellen zu schaffen, von denen die Öffentlichkeit profitiert, die aber keine Konkurrenz für Angebote darstellen, die nicht gefördert werden. Schmidbartl stellt sich so etwas wie "Gemeindekümmerer" vor, die beispielsweise älteren Leuten bei der Grabbepflanzung helfen oder die Aufgaben erledigen, zu denen etwa der Bauhof sonst niemals kommen würde. In sozialen Einrichtungen könnten auf diese Weise ebenfalls Serviceangebote geschaffen werden, die es sonst nicht gäbe: Vorlesen oder Botengänge etwa. Bedingung für die Teilnahme am Programm ist, dass die Betroffenen bereits mindestens vier Jahre arbeitslos sind und wegen gesundheitlicher Einschränkungen besonderer Förderung bedürfen oder in Bedarfsgemeinschaften mit Kindern leben. Kinder profitieren schließlich besonders davon, wenn ihre Eltern wieder ein eigenes Einkommen und einen geregelten Tagesablauf haben.

In Ebersberg gäbe es nach Einschätzung des Chefs des Jobcenters etwa 100 Menschen, die die Kriterien theoretisch erfüllen würden. Freiwillig würden sich laut Schmidbartl etwa 30 bis 40 Betroffene an dem Programm beteiligen wollen, auch das ist nämlich eine Bedingung. Er hoffe, dass zehn Jobs für diesen Personenkreis geschaffen werden könnten. Bei möglichen Arbeitgebern hat Schmidbartl schon nachgefragt. Vier feste Zusagen gäbe es bereits für den Fall, dass Ebersberg zum Zug käme, etliche mehr haben versprochen, ernsthaft über eine Teilnahme nachzudenken.

Die Arbeitgeber erhalten dann drei Jahre lang hohe Lohnkostenzuschüsse; bei einer 30-Stunden-Woche betrüge der Zuschuss laut Schmidbartl 1300 Euro. Die Arbeitgeber müssten die Differenz zum tariflichen Lohn noch zahlen, aber sie profitierten schließlich ja auch vom Einsatz der Arbeitnehmer. Vor allem aber profitieren die Betroffenen selbst, die drei Jahre Zeit haben, sich wieder an die Anforderungen des Arbeitsmarkts und eine geregelte Beschäftigung zu gewöhnen - also neuen Anlauf für den ersten Arbeitsmarkt zu nehmen, wie Schmidbartl sagt.

Das Programm ermöglicht den Jobcentern in diesen Fällen auch eine besonders intensive Betreuung der Betroffenen. Bisher konnte er diesem Personenkreis allenfalls Ein-Euro-Jobs anbieten, die allerdings für eine viel kürzere Dauer ausgelegt sind und kein reguläres Arbeitsverhältnis darstellen. Bis zum 30. Juni muss Schmidbartl nun die Ebersberger Bewerbung abgeben. Ob der Kreis zum Zug kommt, wird sich irgendwann im Juli zeigen. Grundsätzlich sollen bundesweit 100 Jobcenter gefördert werden.

Außer Schmidbartl wirbt auch Ewald Schurer bei den Bürgermeistern und den Wohlfahrtsträgern im Landkreis um eine Teilnahme. Jeder verdiene eine Chance auf Teilhabe am Arbeitsmarkt, unterstreicht der SPD-Abgeordnete. Mit dem neuen Programm würden Menschen gefördert, die "bislang von der guten Entwicklung des Arbeitsmarkts nur unzureichend profitiert haben".

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