Verkehr im Landkreis Ebersberg:Zwei Zebras für die Kreisstadt

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An der Abzweigung Heinrich-Vogl- und Eichthalstraße gibt es sogenannte Fußgängerfurten. Diese sollen zu Zebrastreifen werden, die Stadt Ebersberg verhandelt demnächst darüber mit den Verkehrsbehörden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Ebersberg unternimmt man einen neuen Versuch, mehr Sicherheit für Fußgänger zu schaffen. Die Entscheidung darüber fällt allerdings woanders.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Zebras gelten gemeinhin als eher scheu – und das trifft offenbar auch auf eine nach den Tieren benannte Querungshilfe für Fußgänger zu. Zumindest in der Kreisstadt, denn dort unternimmt man nun zum wiederholten Mal den Versuch, auf Höhe des Einkaufszentrums an der oft stark befahrenen Abzweigung zwischen Heinrich-Vogl- und Eichthalstraße Zebrastreifen anbringen zu lassen. Bisher hatten die zuständigen Verkehrsbehörden dem Ansinnen aus Ebersberg stets eine Absage erteilt.

Denn zwar sind die Eichthal- sowie der nördliche Abschnitt der Heinrich-Vogl-Straße eigentlich städtische Straßen, da aber die Staatsstraße 2080 am westlichen Ende des Marienplatzes nur in eine Richtung befahrbar ist, dienen sie als Gegenspur und sind damit der Planungshoheit der Stadt Ebersberg entzogen. Wie für den Rest der Staatsstraße 2080 ist letztlich das Staatliche Bauamt in Rosenheim zuständig, ob etwas und was an und auf diesen Abschnitten passiert.

In der Stadt hätte man gerne mehr Sicherheit für Fußgänger, kaum eine Bürgerversammlung, in der nicht gefordert wird, an einer oder beiden Straßen eine Ampel oder wenigstens einen Zebrastreifen anzubringen. Auch ein Tempolimit auf 30 Kilometer pro Stunde wird regelmäßig vorgeschlagen. Die Stadt fragt dann immer bei den zuständigen Stellen, neben dem Staatlichen Bauamt sind das noch die Polizei und die Untere Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt, ob das möglich ist – und bisher war die Antwort immer eine ablehnende.

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Immerhin konnte man eine Art „Zebrastreifen light“ bei den Verkehrsbehörden durchbringen: An Eichthal- und Heinrich-Vogl-Straße gibt es seit ein paar Jahren aufmarkierte Übergänge, sogenannte Furten – die allerdings verkehrsrechtlich keinerlei Bedeutung haben.

Nun startet man einen neuen Versuch, die Furten sollen zu einem richtigen Zebrastreifen aufgewertet werden. Im zuständigen Ausschuss des Stadtrates lag dazu ein Antrag des Ebersberger Seniorenbeirates vor, darin wird neben den zwei Zebrastreifen auch Tempo 30 im Bereich der Abzweigung gefordert, genau wie ein Hinweisschild für Autofahrer, dass an der Stelle Fußgänger kreuzen. Der Ausschuss hat dem Antrag zwar zugestimmt, was sich davon indes umsetzen lässt, wird erst in einigen Wochen feststehen.

Ebersbergs Bürgermeister Ulrich Proske zeigt sich optimistisch, was die Zebrastreifen angeht

Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) zumindest ist optimistisch, was die Erfolgsaussichten angeht. So hätten sich die strikten Bestimmungen, was Tempolimits auf Staatsstraßen angeht, in den vergangenen Jahren etwas gelockert. Und auch bei den Zebrastreifen ist der Rathauschef einigermaßen zuversichtlich – auch wenn diese wohl nicht genau den Stellen entstehen werden, wo es derzeit die Furten gibt.

Denn zum einen wäre der Abstand zwischen den beiden Zebrastreifen zu gering, zum anderen muss vor und hinter der Querungshilfe ein bestimmter Sichtbereich eingehalten sein, damit der motorisierte Verkehr Zeit hat zu bremsen, sollten Fußgänger die Straße überqueren. Das ist an der Abzweigung wegen der Kurve vor allem bei der Furt in der Heinrich-Vogl-Straße nicht der Fall.

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Ganz sicher keinen Zebrastreifen soll es übrigens an jener Stelle geben, wo es schon mal einen gab – zumindest zeitweise: Südlich der Abzweigung war im Winter wegen einer Baumaßnahme in der Heinrich-Vogl-Straße für einige Wochen eine provisorische Querungshilfe aufmarkiert. Würde dort – die Zustimmung aus Rosenheim vorausgesetzt – ein echter Zebrastreifen entstehen, entfielen dafür aber mehrere Parkplätze, was man sowohl bei der Stadt, wie bei den Geschäftsleuten nicht befürwortet.

Noch etwas anderes könnte zumindest die Position der Zebrastreifen beeinflussen: das Mobilitätskonzept der Stadt. Dieses wurde vor knapp einem Jahr auf der Bürgerversammlung präsentiert und befasst sich auch mit dem Ebersberger Dauerthema Verkehrsberuhigung am Marienplatz. Eine solche halten die Planer zumindest teilweise für möglich, wenn man den Lastwagenverkehr komplett auf die Heinrich-Vogl- und Eichthalstraße umleitet.

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Damit die Lastwagen in letzterer allerdings in beiden Richtungen unterwegs sein können, muss sie verbreitert werden – und zwar ungefähr an der Stelle, an der sich jetzt die Fußgängerfurt befindet. Die Stadt werde darum mit den Verkehrsplanern beraten, wo ein Zebrastreifen auf der Eichthalstraße möglich ist, so dass sich das Konzept trotzdem umsetzen lässt, sagt Proske.

Erste Erkenntnisse könnte es in der Stadtratssitzung im Dezember geben, dann soll nämlich über das weitere Vorgehen beim Verkehrskonzept beraten werden. Vielleicht liegen dann auch bereits Stellungnahmen dazu vor, ob sich die Verkehrsbehörden für die Ebersberger Zebras erwärmen können – oder ob sie die doch eher für Quaggas halten. Diese engen Verwandten der Zebras sind nämlich nicht nur scheu, sondern auch ausgestorben.

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