Persönlichkeiten im Landkreis:Abschied an einem Sehnsuchtsort

Persönlichkeiten im Landkreis: Eine Studienreise nach Jerusalem wird für Dekan i.R. Hans Dieter Strack der Abschluss seiner langjährigen Bildungsarbeit sein.

Eine Studienreise nach Jerusalem wird für Dekan i.R. Hans Dieter Strack der Abschluss seiner langjährigen Bildungsarbeit sein.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Hans Dieter Strack, Dekan im Ruhestand, fährt zum Abschluss seiner Erwachsenenbildungsarbeit nochmal mit einer Gruppe nach Jerusalem. Stehenbleiben wird er aber vermutlich auch danach nicht.

Von Michaela Pelz, Ebersberg

"Wer Jerusalem gesehen hat, wird es nie mehr ganz los", zitiert der frühere evangelische Gemeindepfarrer Hans Dieter Strack den Journalisten Wolfgang Büscher, als man ihm bei Tee und Plätzchen im lichtdurchfluteten Wohnzimmer seines Holzhauses am Stadtrand von Ebersberg gegenübersitzt. Und weil die Stadt der Weltreligionen auch auf ihn selbst eine so große Faszination ausübe, soll sie nun, nach fast 50 Jahren Bildungsreisetätigkeit, das Ziel seiner letzten Studienfahrt sein.

Genau dort will der Dekan i.R. noch einmal praktizieren, was ihm im Leben immer wichtig war: den interreligiösen Dialog. Und während Strack über sein Interesse an Ländern spricht, in denen man "die Entstehungsgeschichte der Bibel hautnah erleben kann", entsteht das Bild eines klugen, empathischen, aber sicher auch immer wieder kritischen oder sogar unbequemen Kirchenmannes, für den zu Beginn seiner Laufbahn nicht die Gemeindearbeit stand, sondern das akademische Interesse und die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Geschichte der "Rede von Gott".

Erst 15 Jahre nach dem Theologiestudium wurde Strack Pfarrer

"Die meisten, die Theologie studieren, wissen, dass sie Pfarrer werden wollen. Aber bei mir war das nicht so," erklärt Strack mit einem fast spitzbübisch zu nennenden Lächeln. So hat ihn sein Weg nach dem Studium zuerst sechs Jahre als Religionslehrer an ein Gymnasium in Freiburg geführt, wo er aufgewachsen ist, bevor er für fast zehn Jahre die Leitung des Evangelischen Bildungszentrums in München (heute: Evangelische Stadtakademie) übernahm.

Nein, ein besonderes "Erweckungserlebnis" habe es nicht gegeben, eher sei es ein aus seiner Biografie resultierender Lernprozess gewesen, der den damals in Baldham wohnenden Strack 1983 bewog, sich auf die von der evangelischen Gemeinde in Ebersberg ausgeschriebene Stelle zu bewerben. "Aber dort habe ich gelernt, Pfarrer zu sein."

Fortführen konnte er die Ausübung des "praktischen Glaubens" an der Erlöserkirche in München sowie später als Münchner Stadtdekan und Dekan im Prodekanatsbezirks München-Mitte. Und auch nach dem Übertritt in den Ruhestand vor fast 20 Jahren gab es für den umtriebigen Mann in zahlreichen Ehrenämtern als Stiftungsvorstand viel zu tun.

"Vom Menschen reden, heißt von Gott reden"

Schlank ist er, der mittlerweile 83-Jährige, dem man sein Alter nicht ansieht - es mag eine Rolle spielen, dass sich der vielfache Großvater neben dem Cellospiel auch dem Bergsteigen inklusive Skitouren verschrieben hat. Vielleicht hält ihn aber auch sein wacher Geist fit, dieses kontinuierliche Bestreben, nicht stehenzubleiben, stets Denken und Glauben zu kombinieren. Offen zu sein für jene großen Lebensfragen, die die Menschen wirklich bewegen, und die er auf Basis des Evangeliums beantwortet.

Darum ist die Fahrt nach Jerusalem, wo Strack schon einmal drei Monate zu Studienzwecken lebte und seitdem immer wieder war, auch folgerichtig. Denn beim "gemeinsamen Unterwegssein" einer solchen Reise tausche man sich in einer Vielzahl von Gesprächen nicht nur über die Kultur des Landes aus ("Alle Steine, die man ausbuddelt, erzählen eine Geschichte"), sondern auch über das eigene Leben. "Es heißt: Von Gott reden, heißt vom Menschen reden. Für mich gilt: Vom Menschen reden, heißt von Gott reden."

Historische Altstadt als Kraftort

Die Führung in Jerusalem wird ein örtlicher Guide übernehmen. Zum Ölberg soll es gehen, zum Tempelberg, nach Bethlehem. Und zum Flüchtlingslager Balata, denn "es gehört zur Geschichte des Landes, dass dort zwei Völker sind". Strack wird ernst, als er unterstreicht, wie wichtig es sei, stets mit allen im Gespräch zu bleiben. "Will ich den Menschen nahekommen, muss ich auch hinter die Mauer gehen, um ihre Lebenssituation zu verstehen." Besonders freut er sich auf ein Treffen mit dem Journalisten Peter Münch, dessen "sehr kluge Analysen" er außerordentlich schätze. Auch werde es Begegnungen mit Vertretern verschiedener politischer Stiftungen geben. Nicht fehlen darf auch ein Besuch in Yad Vashem, der Holocaust-Gedenkstätte.

Gefragt, ob ihn Angst beschleicht angesichts der immer wieder schwierigen politischen Lage in dem Gebiet, antwortet Strack: "Es ist nicht so entspannt wie eine Reise nach Rom, und uns ist klar, dass es sich um ein Spannungsgebiet handelt. Trotzdem ist das Risiko kalkulierbar. Gesundheit und Sicherheit der Teilnehmer sind oberstes Gebot." Und dann schwärmt er noch einmal von den zahlreichen Stätten, die so bedeutsam seien. Vor allem von der historischen Altstadt, in der einen "die Geschichte förmlich anweht", als besonderem und wichtigen Kraftort. Man spürt: Auch Hans Dieter Strack hat Jerusalem nicht losgelassen.

Anmeldeschluss für die Reise: 6. Januar 2023. Ausführliche Informationen: https://ebw-rosenheim.de. Beratung und Anmeldung: h.dieter.strack@t-online.de

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