Ebersberg:Granaten in der Grube

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Ende in Sicht: Im Krippenhaus am Volksfestplatz hat der Innenausbau begonnen. Im September sollen die Kinder einziehen können. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Bau des neuen Kinderhauses am Ebersberger Volksfestplatz dauert länger und wird deutlich teurer. Das liegt an Altlasten im Boden, aber auch an Problemen mit den Baufirmen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Was lange währt, kann richtig teuer werden, zumindest deutlich kostspieliger als geplant. So geht es der Stadt Ebersberg mit der neuen Krippe am Volksfestplatz. Diese sollte eigentlich schon vor einem halben Jahr bezugsfertig sein, nun ist es aber wohl erst mit Beginn des neuen Kindergartenjahres im September soweit. Doch nicht nur mehr Zeit, auch mehr Geld wird benötigt, das Gebäude wird fast eine halbe Million Euro teurer als geplant.

Diese Zahlen stellte Architekt Bernhard Schellmoser nun im Technischen Ausschuss des Stadtrats vor. Gerechnet habe man zunächst mit einer Summe zwischen 2,28 und 2,4 Millionen Euro. Nach derzeitigem Stand seien es aber wohl circa 2,7 Millionen, die die Stadt in das Projekt investieren muss. "Es ist leider nicht in allen Bereichen so gelaufen, wie wir es uns gewünscht hätten", räumte der Architekt ein. Das erste Problem tauchte bereits kurz nach Baubeginn im Frühjahr vergangenen Jahres auf: Das Gelände war offenbar nach Kriegsende zur Entsorgung von altem Militärgerät genutzt worden, wobei Entsorgung hier Vergraben bedeutet. Die Arbeiter stießen neben Metallschrott, wohl alte Stahlhelme, auch auf Reste eines Militärjeeps und, deutlich gefährlicher, auf alte Granaten. Die Kampfmittel mussten daraufhin fachkundig entsorgt werden, was mit einigem Aufwand verbunden war und daher auch einige Zeit in Anspruch nahm.

Als die Baugrube wieder sicher war, ging die Arbeit zunächst ohne Probleme weiter, so Schellmoser, der Rohbau konnte "relativ zügig" erstellt werden. Doch dann war es der Bauboom in der Region, der den Planern Schwierigkeiten machte. Denn sie fanden zunächst keine Firmen mit genug Spielraum in den Auftragsbüchern. Bei der ersten Ausschreibung für die Spenglerarbeiten kam überhaupt kein Angebot, so dass man das Verfahren wiederholen musste. Auch für den Bau der Fassade waren zwei Ausschreibungen nötig, auf die erste hatte sich genau ein Unternehmen gemeldet, dessen Angebot aber etwa 100 000 Euro über den veranschlagten Kosten lag. Doch auch bei der zweiten Ausschreibung hatten die Planer wenig Glück. Zwar fanden sie eine Firma, die den Kostenrahmen einzuhalten schien, "aber die hat uns danach große Schwierigkeiten gemacht", so der Architekt. Denn die Fassade wurde nicht rechtzeitig fertig. Geplant war, dass dies bis zum Anbruch des Winters geschehen sollte, doch den Termin hielten die Fassadenbauer nicht ein. Mit der Folge, dass auch einige weitere Arbeiten nicht rechtzeitig vor dem Winter beginnen konnten, so dass die Verzögerung noch größer wurde.

Doch trotz aller Probleme sieht Schellmoser das neue Krippenhaus auch als Erfolg. Denn auch, wenn es etwas teurer geworden ist als geplant, liege man noch deutlich unter vergleichbaren Projekten, so der Architekt, die teilweise durchaus mehr als drei Millionen Euro kosten. Und vor allem sei das Gebäude "ein sehr schönes Haus geworden, innen wie außen". Sehr ansprechend seien etwa die hellen Räume mit ihren großen Fenstern und die Dachterrasse mit Pavillon. Auch Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) zeigte sich zufrieden, "wir haben schon viel investiert, aber es ist sicher auch eines von den schöneren Ergebnissen".

Derzeit laufen noch die Innenarbeiten im Krippenhaus, diese sollen bis Ende dieses Monats abgeschlossen sein. Danach werden die Räume eingerichtet und im September soll dann die Krippe, die vom Steinhöringer Einrichtungsverbund betrieben wird, eröffnen können. Platz ist in der "Villa Emilia" für bis zu vier Krippen- oder Kindergartengruppen, zunächst werden zwei Krippengruppen in das neue Haus einziehen.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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