Kultur im Landkreis:Volles Programm bei Ebersberger Kultursommer

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Michael Mittermeier eröffnet die Veranstaltungsreihe vom Kultursommer, die Verantwortlichen freuen sich. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Veranstalter im Landkreis haben dank einer mobilen Bühne erstmals ein gemeinsames Programm auf die Beine gestellt - ein Projekt, das langfristige Folgen haben dürfte.

Von Anja Blum

Was haben die Grafinger Stadthalle, das Alte Kino in Ebersberg, der Weiher in Markt Schwaben, das Meta Theater in Moosach oder die Glonner Schrottgalerie gemeinsam? Es sind Orte der Kultur im Landkreis, klar. Doch darüber hinaus gab es bislang kaum Berührungspunkte. Gab. Denn nun steht der "Kultursommer" vor der Tür - und dieses gemeinsame Corona-Nothilfe-Projekt hat die Veranstalter im Landkreis einander deutlich näher gebracht. Insofern - und weil der Landkreis nun erstmals eine mobile Bühne sein Eigen nennt - könnte der "Neustart Kultur" im Landkreis durchaus langfristig Folgen haben.

"Natürlich kannte man sich", beschreibt Markus Bachmeier vom Alten Kino die bisherige Situation. Aber erst jetzt sei die Kulturszene im Landkreis irgendwie zusammengewachsen, habe sich durch dieses Projekt gefestigt. "Und das wird sich positiv auswirken, da bin ich mir sicher", sagt der Bühnenchef beim Pressetermin zum Start des "Kultursommers" am Montag mit einem Auftritt von Michael Mittermeier im Ebersberger Klosterbauhof. Andauern wird der Veranstaltungsreigen quer durch den Landkreis übrigens bis Ende September; das heißt, die Menschen von Moosach bis Poing dürfen sich auf ganze drei Monate Open-Air-Feeling freuen.

Möglich macht dies eine neue mobile Bühne, ein Anhänger mit entsprechendem Aufbau, den der Landkreis angeschafft hat, um Kultur trotz Pandemie möglich zu machen. Initiiert von Sebastian Schlagenhaufer, Stadthallenchef in Grafing, hatten sich mehrere Veranstalter zusammengetan und bei der Politik um Unterstützung für die Idee gebeten. Mit Erfolg. Es gab viele Förderungen, allen voran vom Bund. 80 Prozent, konkret 262 000 Euro, sind zugesagt. "Und die werden auch fließen", verspricht der Bundesabgeordnete Andreas Lenz (CSU). Schließlich sei der "Kultursommer" - als nun eigens entwickeltes Open-Air-Programm für den ganzen Landkreis - wie maßgeschneidert für das Förderprogramm. Das habe offenbar auch die unabhängige Jury so gesehen. "Der größte Dank aber gilt natürlich den Engagierten vor Ort", so Lenz. Der Landkreis - mit Landrat Robert Niedergesäß als Schirmherr - hat 30 000 Euro zugeschossen und außerdem als Käufer den Antrag für die Bundesmittel gestellt. Ein Unterfangen, das laut Schlagenhaufer "dann doch sehr kurzfristig und aufwendig" war.

Doch die Mühe hat sich gelohnt. Bühnentechniker Klaus Welm, der den Kultursommer 2021 als Fachmann begleitet, schwärmt jedenfalls von der Neuanschaffung. Die Qualität der Ausstattung habe sich dadurch definitiv verbessert, sagt er, vor allem, weil die Bühne vergleichsweise schnell auf- und wieder abzubauen sei. "Erst dadurch ist es möglich, sie auch für nur einen Tag wirtschaftlich nutzen zu können." In nur 45 Minuten, wie die Werbung verspreche, sei die mobile Spielstätte allerdings nicht installiert. "Ich habe allein eine Dreiviertelstunde gebraucht, um den drei Tonnen schweren Anhänger in den Klosterbauhof zu rangieren", erzählt Welm und lacht. An welchen Standorten genau die Bühne in den teilnehmenden Gemeinden errichtet wird, ist übrigens noch nicht ganz geklärt. Sehr viele Dinge seien dabei zu beachten, erklärt Projektleiter Schlagenhaufer, von der Technik über diverse Genehmigungen bis hin zum Schutz der Anwohner. "Aber es entstehen überall neue Ideen!"

Auch 2022 wird der Anhänger kostenlos für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Man darf also gespannt sein, welche Blüten der Kultursommer im Landkreis noch treiben wird - auch über Corona hinaus. Fest steht bereits, dass die mobile Bühne 2022 ebenfalls gefördert wird, "das heißt, wir dürfen damit erstmal keine Einnahmen erzielen", erklärt Cornelia Gütermann vom Landratsamt. Sprich: Veranstalter im Landkreis können die Open-Air-Spielstätte auch im kommenden Jahr noch kostenlos nutzen. Anschließend werde sie dann gemäß einer Nutzungsvereinbarung mit gestaffelten Preisen zu Verfügung gestellt, heißt es beim Pressegespräch. Das Management dieses Verleihs wird das Team des Alten Kinos übernehmen.

Freuen dürfen sich die Menschen im Landkreis auch auf ein "Kulturfeuer extra" vom 15. bis zum 25. Juli, das ebenfalls dank der Bundesmittel stattfinden kann. Eigentlich wäre das Festival im Ebersberger Klosterbauhof turnusmäßig erst 2022 wieder geplant gewesen - doch genau deshalb, weil es eben ein zusätzliches ist, darf es gefördert werden. "Die Atmosphäre soll aber dieselbe sein wie sonst auch", sagt Bachmeier, nämlich "karibisch!" Mit Feuerschale, Bar, Bühne und ganz viel Musik, jeden Abend wird eine Liveband spielen - bei freiem Eintritt. Nur Veranstaltungen im Alten Speicher finden heuer keine statt, und auch die große Show von Movimento musste um ein weiteres Jahr verschoben werden, weil die Artisten ja nicht trainieren konnten. Trotzdem lassen sie es sich nicht nehmen, dem Klosterbauhof an zwei Tagen einen Besuch abzustatten, um das Publikum in kleinerem Format zu erfreuen. "Bei den Luftnummer behilflich sein wird ihnen dabei die Feuerwehr", sagt Bachmeier. Ganz so klein scheint der Auftritt also doch nicht zu werden.

Besonders glücklich ist Schlagenhaufer darüber, dass auch das Betreuungszentrum Steinhöring in den Kultursommer eingebunden werden konnte, dort wird es dank der neuen Bühne ein Fest mit Livemusik geben. "Das ist zwar leider nur für die Bewohner, also nicht öffentlich", erklärt der Projektleiter, "aber gerade für sie war das vergangene Jahr mit seinen Einschränkungen besonders schwierig". Außerdem sei die Beteiligung ein starkes Signal, dass Menschen mit Behinderung auch zur Mitte der Gesellschaft gehörten.

Übrigens: Die neue Homepage, auf der demnächst alle Veranstaltungen gelistet und mit Links zu den jeweiligen Veranstaltern samt ihren Ticketsystemen versehen sein werden, heißt www.ebe-kultursommer.de. "Ein Name, in dem ganz bewusst eine Jahreszahl fehlt", sagt Schlagenhaufer und grinst.

© SZ vom 30.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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