Einsamkeit schmerzt. Einsamkeit macht krank. Einsamkeit lässt sich nur schwer überwinden. Kein Wunder also, dass die Gesundheitsregion plus im Landkreis Ebersberg dieses Thema 2023 ins Zentrum gerückt hat. Es gab mehrere Veranstaltungen und Aktionen dazu, unter anderem ein Kunstprojekt – das nun in die zweite Runde geht. Denn: „Einsamkeit ist ein Dauerbrenner“, sagt Claudia Kronseder, die Leiterin der Sozialpsychiatrischen Dienste in Ebersberg.
„Gem-einsam“ lautet der Name des Projekts, es geht um Kunst, die verbindet. Wie das funktioniert? Die Teilnehmenden eines Kennenlerntreffens sollen zusammen kreativ sein. „So ein bisschen wie beim Speed-Dating: Immer zwei tun sich zusammen und gestalten eine kleine Karte, nach dem ersten Durchlauf wechseln die Duos“, erklärt Kunsttherapeutin Ulrike Pfeiffer aus Parsdorf, die den Prozess moderiert. Wer mit wem zusammenkommt, bestimmen Zufall und Sympathie.
Nach dem Termin, so die Hoffnung, bleiben die Menschen postalisch miteinander in kreativem Kontakt, sprich: Sie schicken sich gegenseitig Karten, die sie zwar abwechselnd, aber doch gemeinsam gestalten. Menschen ließen sich über Kunst leichter zusammenbringen, das weiß Pfeiffer aus ihrer therapeutischen Erfahrung. Sowohl die Kreativität als auch die Freude nähmen in Gemeinschaft zu – wenn man offen dafür sei. „Gerade dort, wo Worte schwierig sind, kann die Bildsprache sehr gut wirken.“
Dass das Konzept funktioniert, hat im vergangenen Jahr eine erste Runde bewiesen. Rund 30 Menschen aus dem Landkreis hätten sich zu dem kreativen Austausch getroffen, berichtet Kronseder. „Von Jung bis Alt, Einsame, aber auch Engagierte.“ Eine Frau habe zum Beispiel eine neue Form entdecken wollen, um mit einer weit entfernt lebenden Tante in Kontakt zu bleiben. Alle kreierten also kleine Kunstwerke im Postkartenformat, tauschten sie untereinander aus, gestalteten sie jeweils weiter.
„Und die Teilnehmenden blieben weiter im künstlerischen Austausch, indem sie einander angefangene Bilder zum Weitermalen schickten“, berichtet Kronseder. Im Sommer 2023 fand dann eine Abschlussveranstaltung statt, bei der nicht nur die farbenfrohen Karten, sondern auch die sehr positiven Erfahrungen der Beteiligten zusammengetragen wurden. „Dabei wurde schon klar: Das Projekt wird nicht enden.“
Im Januar waren die rund hundert Postkarten im Landratsamt ausgestellt, nun sind sie in Grafing zu sehen – quasi als Inspiration für weitere Teilnehmende. Am Dienstag, 30. Juli, nämlich startet das Kunstprojekt „Gem-einsam“ in eine zweite Runde. Die Einführungsveranstaltung findet um 16 Uhr im Kompetenzzentrum Barrierefreiheit und Pflege in Grafing (Marktplatz 2) statt.
„Zu dem Auftakt sind alle Interessierte herzlich eingeladen, die auf kreative Art und Weise mit anderen Menschen in Kontakt kommen möchten“, sagt Kronseder. Die Teilnahme ist kostenlos; eine Voranmeldung nicht notwendig. Wie beim ersten Durchgang werden Porto und erste Materialien zur Verfügung gestellt.
Und erneut gilt: Auch wer nicht bei der Auftaktveranstaltung dabei ist, kann sich im Nachhinein in das Projekt einklinken. Interessierte können sich jederzeit an Andrea Fischer wenden, die Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion plus ist erreichbar unter (08092) 823-121 oder per Mail an andrea.fischer@lra-ebe.de.
