Sticker, Pickerl, Wapperl, Bapperl ... viele Synonyme gibt es für jenes bedruckte Stück Papier oder Folie, das man zu vielfältigen Zwecken irgendwo aufklebt. Bei Händlern als Information über den Preis beliebt, wird ebendieser zuweilen auch von Herzchen verdeckt, damit der Beschenkte sich nicht fragen muss, wie viel er dem Schenker denn nun wirklich wert war. In beiden Fällen ist das Abknibbeln oft kein Quell von Freude – nicht nur, weil so mancher Fingernagel der Prozedur zum Opfer fällt.
Auch zu dekorativen Zwecken oder gar als Symbol für den Geist einer ganzen Generation lassen sich Aufkleber trefflich verwenden – Prilblumen lassen grüßen. Kaum dreißig Jahre später sind sie sogar wieder modern. Bis klar ist, ob die Diddl-Maus ein ähnliches Revival erleben wird, ist die damit verschönerte Sammelmappe vielleicht besser in der heimischen Schublade aufgehoben als im Büro.

Werbeaufkleber:Ein Sticker erobert die Welt
Der kostenlos erhältliche Aufkleber mit dem Slogan „Nett hier, aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?“ findet sich heute an unzähligen touristischen Hotspots der Welt. Aber wer haftet hier denn für wen?
In der Öffentlichkeit wiederum kennt man Sticker als Sympathiebekundungen für bestimmte Organisationen oder als Möglichkeit, Zugehörigkeit zu demonstrieren. Oder zum Übermitteln von Geheimbotschaften. Laut eines hartnäckigen Gerüchts sollte ein Aufkleber des Polizeisportvereins am Heck wirksamen Schutz gegen Abschleppwagen und Bußgelder aller Art bieten. In Ermangelung eines solchen Bapperls ließ sich dies jedoch nie persönlich verifizieren.
Worüber der Autorin ebenfalls keine empirischen Erkenntnisse vorliegen, ist die Wirkung von Aufklebern mit regionalem Bezug. Gut möglich, dass bereits der gut sichtbar auf dem Koffer angebrachte Name des eigenen Herkunftsortes in fernen Landen am Gepäckband zu emotionalen Begegnungen mit bis dato unbekannten Mitbürgern führen könnte.
Dass die Beklebung eines Straßenschildes an einem beliebten Spazierweg in Ebersberg der intensiven Heimatverbundenheit geschuldet ist, mag allerdings bezweifelt werden – zumal sich der Klebende nicht permanent in unmittelbarer Nähe des beklebten Objekts befindet, um die euphorisierenden Effekte seiner Aktion zu genießen. Diese Tatsache wiederum konnte gesichert festgestellt werden.
Bleibt die Frage, warum jemand ein Verkehrszeichen 1060-31 (Halteverbot auch auf dem Seitenstreifen) mit einem weißen „Grafing“ auf rotem Grund ergänzt hat? Ist es der Versuch einer territorialen Abgrenzung? Die subtile Botschaft an alle Fahrzeuglenker der Nachbarstadt, lieber ein Lastenfahrrad zu nutzen? Oder im Gegenteil etwa Werk eines Grafingers und einfach ein Schrei nach Liebe, ein Heischen um Aufmerksamkeit, ein Beweis für die Existenz der Bärenstadt? Man wird es wohl nie erfahren. Eins aber ist klar: Wenn weder Information noch Verschönerung im Vordergrund stehen, sorgen Pickerl, Wapperl oder Bapperl sicher dafür, dass man im Gespräch bleibt.