Da steht er, der gute, alte Papiercontainer. Mit seinem roten Deckel trotzt er Wind und Wetter, Schnee und Regen. Ist allzeit verlässlich, treu und meist auch aufnahmebereit. Wie aus dem entsprechenden Sachgebiet des Landratsamts zu erfahren ist, landeten im Landkreis Ebersberg – ausgenommen Vaterstetten, weil man dort ein eigenes Konzept der Abfallwirtschaft betreibt – im Dezember 2024 satte 696,94 Tonnen PPK (Papier, Pappe, Kartonagen) in den immerhungrigen Mäulern der unverwüstlichen Gesellen aus Metall und Hartplastik. Was, so verrät ein spaßiger Umrechner, 3,5-mal dem Gewicht eines Blauwals entspricht und den Wert des Vorjahres noch um 51,46 Tonnen übertrifft – und damit um das Äquivalent zu 8,6 afrikanischen Elefanten.
Solche werden sich zwar nicht in den Verpackungen befunden haben, die teilweise schon aus allen Öffnungen herausquellen – dafür aber Bücher und Spielzeug, Haushaltsartikel, Wein und Kleidung, wie ein flüchtiger Blick zeigt. Nicht einmal anstrengen müsste man sich, um der vielfältigen Bestellhistorie der Befüllenden auf die Schliche zu kommen, sind doch oft die Adressen noch gut erkennbar.
Ebenso wie Bäckertüten, Tiefkühlkrabben- und Konditoreischachteln, die sich an weiße und braune Kartons schmiegen, was gute Rückschlüsse über die örtlichen Essensgewohnheiten zulässt. Deutlich geheimnisvoller sind jedoch diese kleinen, rosa Fitzel – Überreste von Liebesbriefen? Oder doch schnöder Beleg einer To-do-Liste? Manches landet aber auch irrtümlich im unersättlichen Maul des Plastikkastens, wie der Bericht einer Kollegin zeigt, die einst im Schutze der Nacht höchstselbst auf Rettungsmission unterwegs war. Erfolgreich.
Mitten in Ebersberg:Ordentliches Drama
Eine SZ-Redakteurin steigt abends in einen Müllcontainer. Um investigativen Journalismus geht es dabei aber nur am Rande.
Beileibe keine Selbstverständlichkeit, wie der freundliche Herr vom Amt weiß; blieben doch Schlüssel oder Ringe meist für immer verschollen, sobald erst einmal eine Leerung des Containers erfolgt sei. Anderes hingegen wäre besser nie in oder neben der Papiertonne deponiert worden, wie etwa Windelsäcke, Campingstühle, ein Grill oder gar jene Badewanne, von der der Mitarbeiter des Landratsamts ebenfalls zu berichten weiß.
In zahlreichen Krimis erhalten die Ermittler einen entscheidenden Hinweis, indem sie den Restmüll eines Verdächtigen durchforsten. Sich mit der Papiertonne an der Wertstoffinsel zu beschäftigen, wäre bestimmt ebenso aufschlussreich.