Mitten in Ebersberg:Das „Ping“-Problem

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Wenn doch nur im Auto der Autorin alles ebenso problemlos wäre - ohne das rote Männlein, vor allem aber ohne das aufdringliche Geräusch. (Foto: Christian Endt)

Autos, die mit der Fahrerin kommunizieren, sind toll. Meistens. Nur nicht, wenn das akustische Warnsignal jeglicher Grundlage entbehrt und sich auch nicht abstellen lässt.

Glosse von Michaela Pelz, Ebersberg

Mit immer neuen Errungenschaften macht die Autoindustrie für Fahrzeugnutzerinnen und -nutzer das Leben nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer. Die Einklemmschutz beim Fensterheber bewahrt kleine Kinderfinger vor dem Zerquetschtwerden, das Warnlicht am Außenspiegel schützt vor unliebsamen Überraschungen beim Spurwechsel und ganz besonders nützlich ist das Piepsen, das nicht nur beim Einparken auf Hindernisse aufmerksam macht.

Ein weiteres akustisches Signal ertönt mittlerweile in den meisten Autos, wenn jemand nicht angeschnallt ist. Ganz moderne Fahrzeuge fahren in einem solchen Fall gar nicht erst los, die etwas älteren Modelle belassen es beim Auftauchen einer roten Figur auf dem Armaturenbrett und einem „Ping“, das verschwindet, sobald die Gurtschnalle eingerastet ist.

Zumindest in der Theorie. Leider hält sich das eigene Fahrzeug nicht an diese einfache Regel. Was möglicherweise daran liegt, dass es das Problem des nicht-angeschnallt-Seins nie gegeben hat. Egal, wie viele Menschen sich im Fahrgastraum befinden, stets wird das seit den Siebzigern gültige „erst gurten, dann starten“ brav beherzigt.

Auch das silberne Gefährt mit Baujahr 2006 scheint dieses Mantra verinnerlicht zu haben, jedoch nach ganz eigenen Gesetzen. Maßgeblich ist dabei offenbar nicht die mechanische Vereinigung zweier Metallteile, sondern die Außentemperatur. Sobald diese über einen längeren Zeitraum die 23 Grad überschreitet, blinkt ein rotes Männlein auf und es ertönt ein, zunächst zartes und unaufdringliches, „Ping“.

Den beim ersten Auftreten des Problems nachdrücklich ermahnten Nebensitzer trifft keine Schuld. Denn am Folgetag pingt es, als man allein im Auto sitzt und das Gepäck im Fußraum statt auf dem Beifahrersitz wohnt. Ruckartiges Ziehen am eigenen Gurt sowie das Ein- und Ausstecken (nach einem Nothalt) bringen zwar zunächst Erleichterung, doch zwei Kilometer später ist der Ton wieder da. Lauter diesmal und in kürzeren Abständen. Nichts hilft – nicht einmal, im außer der Lenkerin passagierlosen Auto sämtliche Gurte einzustecken.

Der Mechaniker des Vertrauens sucht vergeblich nach dem Fehler, rät daher, den Händler zu konsultieren, der verfüge über elektronische Messgeräte. Bei einem Anruf im Vorfeld heißt es dort, so etwas könne man nicht auslesen. Höchstens das komplette Gurtsystem auf Verdacht austauschen – eine, so der sympathische Spezialist, ebenso kostspielige wie nicht notwendigerweise von Erfolg gekrönte Maßnahme.

Damit ist diese Lösung vom Tisch. Andererseits: Wenn Menschen es schaffen, mit Gaststättendauerbeschallung, dem Kurven-Tuten der S-Bahn oder sogar einem Tinnitus leben, wird man sich doch vielleicht auch an so ein aufdringliches Ping gewöhnen können? Zumal es ausschließlich im Sommer auftritt. Und der ist selbst in Zeiten des Klimawandels ja irgendwann vorbei. Das ist sicher. Und in diesem Fall sogar angenehm.

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