Danke, aber nein danke. So lässt sich in einem Satz die Reaktion des Ebersberger Umweltausschusses auf eine Einladung aus der Nachbargemeinde Glonn zusammenfassen. Diese und die anderen der Verwaltungsgemeinschaft zugehörigen Gemeinden Baiern, Bruck, Egmating, Moosach und Oberpframmern sind seit Beginn des vergangenen Jahres staatlich anerkannte Öko-Modellregion. Im November sprachen die VG-Bürgermeister ebenjene Einladung an die Nachbarn aus, die man zumindest in Ebersberg nicht annehmen möchte.
Öko-Modellregionen sind ein Projekt des Freistaates, mit dem die Erzeugung von Bio-Produkten gefördert werden soll. Unterstützt werden dabei sowohl die Landwirtschaft als auch verarbeitende Betriebe genau wie alle, die Bio-Lebensmittel letztlich unter die Leute bringen, also Handel, Gastronomie, Hotels und auch Mensen oder Kantinen. Ebenfalls zu den Zielen gehört laut der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft „Information und Bewusstseinsbildung“, also Werbung für Öko-Produkte.

Öko-Landwirtschaft in der VG Glonn:Bio, regional und frisch? Sie wollen's möglich machen
Seit Januar sind sie im Amt, die Ökomodellregionsmanager der VG Glonn, und sie haben einiges vor. Angelika Gsellmann und Franz Hobmeier berichten von ihren Projekten und der großen Idee dahinter.
Wie Agnes Gehrer von der Stadtverwaltung erklärte, können die Modellregionen dazu Fördermittel bekommen. So übernimmt der Freistaat für fünf Jahre 75 Prozent der Personalkosten einer Vollzeitstelle für das Ökomodellmanagement. Auch für örtliche Betriebe, die mit Bio-Lebensmitteln zu tun haben, gibt es Zuschüsse: Wer in die Bereiche Vermarktung, Ausstattung oder Verarbeitung investiert, kann – ebenfalls in den ersten fünf Jahren nach Gründung der Modellregion – bis zu 20 000 Euro Projektkosten erstattet bekommen. Allerdings gibt es pro Region und Jahr maximal 100 000 Euro, und die Förderung beträgt höchstens 50 Prozent der Kosten.
Die Glonner Modellregion ist deutlich kleiner als die anderen im Freistaat
Die Einladung an die Nachbarn begründet man in Glonn mit der im Vergleich zu den anderen 34 Öko-Modellregionen im Freistaat doch eher geringen Zahl der Mitgliedsgemeinden: „Im Schnitt umfassen die ÖMR 24,7 Gemeinden - teilweise inklusive Großstädten wie Nürnberg, Würzburg oder Augsburg. Oft ist ein ganzer Landkreis Öko-Modellregion und die größte ÖMR vereint ganze 53 Gemeinden“, heißt es dazu auf der Website der Öko-Modellregion Glonn.
Zum Beitritt eingeladen wurden elf Kommunen aus drei Landkreisen: Aus Ebersberg die Kreisstadt sowie Aßling, Grafing, Kirchseeon und Zorneding, aus dem Landkreis München Aying, Grasbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn sowie Bruckmühl, Feldkirchen-Westerham und Tuntenhausen aus dem Landkreis Rosenheim. Auf einer Infoveranstaltung im November wurde Vertretern der potenziellen Neumitglieder die Modellregion Glonn vorgestellt.

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Besucher müssen hungrig gehen – denn bei der Veranstaltung in Ebersberg geht es sehr theoretisch zu. Im Mittelpunkt steht die Aufklärung.
Seitens der Verwaltung hatte dies nicht dazu geführt, dass man einen positiven Beschlussvorschlag zur Abstimmung stellte, und auch im Gremium hielt sich die Begeisterung parteiübergreifend sehr in Grenzen. Zweiter Bürgermeister Günter Obergrusberger (CSU) verwies auf die schwierige Haushaltslage der Stadt, man sei sich doch einig, keine weiteren freiwilligen Leistungen mehr zu beschließen. Zudem bezweifelte er den konkreten Nutzen der Modellregion, „es gibt doch schon so viele Bio- und Regions-Label“. Für die Verbraucher sei das mittlerweile eher verwirrend. Außerdem habe er mit einigen Landwirten, auch solchen, die einen Bio-Betrieb haben, gesprochen, keiner habe einen Vorteil für sich durch die Öko-Modellregion gesehen.
Wenn in fünf Jahren die Förderung ausläuft, müssen die Kommunen alles selber bezahlen
Auch Doris Rauscher (SPD) bezweifelte den Mehrwert der Modellregion: „Der Freistaat will den Öko-Anteil erhöhen und schmeißt mit Fördergeld um sich – die positiven Folgen sind überschaubar.“ Zudem gebe es das Fördergeld ja nur für fünf Jahre, danach müssten die Kommunen alles bezahlen. Davor warnte auch Dominic Mayer (Pro Ebersberg), „die finanzielle Situation lässt es nicht zu“. Auch Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) empfahl, gegen einen Beitritt zu stimmen, „das sollten wir uns nicht auch noch ans Bein binden“.
Für den Beitritt zur Modellregion sprachen sich dagegen Susanne Schmidberger (Grüne) und Toni Ried (FW) aus. Die Kosten – derzeit bleiben laut Verwaltung nach Abzug der Fördergelder 30 500 Euro pro Jahr für die sechs VG-Gemeinden zusammen – seien doch überschaubar, meinte Schmidberger, das Projekt „hilft der Wirtschaft und der Natur“. Und den Verbrauchern, ergänzte Ried, angesichts der Tatsache „wie konventionelle Lebensmittel teilweise versaut sind mit Zusatzstoffen“ müsse man Bio-Produkte doch fördern.
Zumindest in Ebersberg wird man dies über das Mittel der Öko-Modellregion bis auf weiteres nicht tun: Bei den Gegenstimmen von Schmidberger und Ried wurde beschlossen, zum Beitrittsgesuch der Nachbarn „nein danke“ zu sagen.