Ebersberg:Geheimnisvolle Muster

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Der zehnjährige Oskar Promeuschel gewinnt mit einer verfremdeten Bilderserie den Jugendkulturpreis. Zwölf weitere Werke wurden zum Thema "Wachsen" eingereicht

Von Daniela Weichselgartner, Ebersberg

Ein kleiner blonder Junge steht inmitten einer Runde aus Erwachsenen, die konzentriert versuchen seinen fachmännischen Ausführungen zu folgen. "Ich habe die Ausgangsfotos verpixelt, gespiegelt, geschärft und die Farben verändert", versucht der zehnjährige Oskar Promeuschel zu erklären. Seine faszinierende Bilderserie belegte den ersten Platz des Jugendkulturpreises. Das Werk zeigt bunt umrandete Vierecke auf schwarzem Grund, die Optik erinnert ein bisschen an alte Videospiele. Lediglich mit einem Handy und dem einfachen Programm Foto Editor verwandelte der Zehnjährige schlichte Bilder von Bäumen, Blättern und anderen Dingen in eine fesselnde Fotoreihe. "Ich wollte etwas mit Bezug zu Zellen machen und habe dann einfach etwas rumprobiert", erläuterte der Junge. "Es haben sich immer andere Strukturen und Bilder gezeigt. Wie Zellen, bei denen ich unter dem Mikroskop auch nicht erkennen kann, was es eigentlich ist... aus den Zellen wächst dann alles", heißt es in der mit dem Werk eingereichten Erläuterung. Damit habe der Gewinner sich auf eine äußerst spannende Weise mit dem Thema "Wachsen" auseinandergesetzt, lobte Jurymitglied Max Bauer.

Die Preisverleihung fand im Studio an der Rampe in Ebersberg statt. 28 Künstlerinnen und Künstler im Alter von sieben bis 19 Jahren durften sich über Preisgelder unterschiedlicher Höhe freuen. Sie waren dem Aufruf des Kreisjugendrings gefolgt und konzipierten insgesamt dreizehn Werke zum Thema "Wachsen". Dass dies im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Einreichungen waren - damals gab es 25 Werke zu sehen - , sei sehr schade, denn eigentlich habe man das Thema für sehr ergiebig gehalten, resümierte die Geschäftsführerin des Kreisjugendrings Ebersberg, Blandine Ehrl. Trotz der geringeren Teilnehmerzahl sei die Entscheidung jedoch keineswegs leicht gefallen, betonte Babsi Lux vom Alten Kino.

Eine große Herausforderung sei, das unterschiedliche Alter der Kinder in der Bewertung angemessen zu berücksichtigen, sagte Max Bauer. Letztlich entschied sich die Jury für Emil Teigan als zweiten Platz. Die Bilderreihen des Siebenjährigen, die das Wachstum und die Evolution in Flora und Fauna darstellen, zeigten eine erstaunlich wissenschaftliche Herangehensweise und ein "ehrliches Kinderherz" würdigte Babsi Lux die Arbeit. Vor allem die Bildunterschriften mit kindlichen Rechtschreibfehlern bringen zum Schmunzeln: "Bebi, Kind, Jugentlich, Awaksen", ist beispielsweise die Reihe zum menschlichen Leben tituliert.

Über den dritten Platz durften sich die Geschwister Romy und Leander Butz freuen. Sie kamen auf die kreative Idee, eine Glühbirne mit Sand, Steinen, Erde, Moos und Wasser zu füllen und dadurch eine in sich geschlossene Biosphäre zu schaffen. Das filigrane Werk verkörpere Anpassung an den Raum, erläutern sie in der zugehörigen Beschreibung.

Leo Lux brachte den Begriff "Wachsen" mit "Waxing" also mit Enthaarung in Verbindung. Besonders besteche die freche, augenzwinkernde Herangehensweise, freute sich Max Bauer. Bei der Betrachtung blickt man zuallererst vier jungen Männern in ihre schmerzerfüllten Gesichter. Darunter werden benutzte Enthaarungsstreifen mit unterschiedlichen Büscheln präsentiert. Für den Betrachter gilt es zuzuordnen, welche Haare entsprechend Länge und Farbe zu welchem der vier Jungs gehören. Unter Holzklappen findet sich die Lösung. Diese untere Zeile erinnere ihn persönlich zu sehr an einen Lehrpfad, bemängelte Max Bauer. Blandine Ehrl hingegen freut sich, dass die Interaktivität des Projektes besonders auch kleine Kinder anspreche. "Daraus ergibt sich die spannende Frage, für wen Kunst konzipiert sein soll", sagte sie.

An der Schnittstelle zwischen Kunst und Pädagogik bewegt sich auch die Installation der Gruppe "Greenworld". Ihr multimedialer Nachbau eines Berges veranschaulicht die Entstehungsgeschichte der Alpen und wird durch eine eingebaute Fotoshow ergänzt. In diesem Jahr unter-schied die Jury nicht nach Gruppen- oder Einzelarbeiten, sondern begutachtete alle Werke in einer Wertung. Darunter auch die Einreichung der Ministranten Baldham, die eine Drehscheibe zu unterschiedlichen Bereichen des Wachsens gestaltet hatten. Viel Spaß habe die Arbeit gemacht und nun seien sie stolz auf das Ergebnis, erzählten die Kinder.

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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