Engpass in Ebersberg:Flüchtlingsstrom reißt nicht ab

Lesezeit: 2 min

Die Kapazitäten im ehemaligen Sparkassengebäude sind inzwischen fast vollständig ausgeschöpft. (Foto: Christian Endt)

Nach wie vor kommen im Wochentakt Busse mit Geflüchteten im Landkreis Ebersberg an, doch die Kapazitäten für deren Aufnahme sind fast vollständig erschöpft. Ukrainer sind derweil kaum noch unter den Neuankömmlingen.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Der nächste Bus, der Geflüchtete in den Landkreis bringen wird, ist bereits angekündigt: Ende nächster Woche sollen weitere Schutzsuchende in der Region eintreffen und im ehemaligen Sparkassengebäude nahe des Ebersberger Bahnhofs untergebracht werden. Dort ist zwar insgesamt Platz für mehr als 200 Menschen, dennoch gehen die Kapazitäten nun langsam, aber sicher zur Neige. Das bestätigten Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und Brigitte Keller, Leiterin der Abteilung Zentrales am Landratsamt, am Dienstag im Rahmen eines Pressegesprächs. "Die Situation ist nach wie vor sehr angespannt", so Niedergesäß, der zusammen mit seinen Landratskollegen aus der Region um eine Lösung ringt.

Dass eine solche möglichst bald her muss, macht das Rechenbeispiel von Brigitte Keller deutlich: Wenn die Neuankömmlinge von nächster Woche untergebracht seien, bleibe dem Landkreis lediglich noch die Notfallreserve von 60 Plätzen in der ehemaligen Schalterhalle des Gebäudes übrig. Die Menschen aus dem übernächsten Bus müssten dann also dorthin verlegt werden - "und dann haben wir keine Reserve mehr", so Keller. Wenn sich bis dahin keine neue Unterbringungsmöglichkeit finden lässt, wird dieser Zustand Mitte Februar erreicht sein. Was mit den Geflüchteten passiert, die danach im Landkreis ankommen, ist unklar. "Wir haben dafür - Stand heute - keine konkrete Lösung", räumte Niedergesäß ein.

Auch in Ebersberg könnten Geflüchtete bald in Zelten untergebracht werden

Mit dieser Situation steht Ebersberg nicht alleine da, dem Landrat zufolge zeigt sich ein ähnliches Bild in allen oberbayerischen Landkreisen. Die Konsequenzen daraus sind jedoch von Region zu Region unterschiedlich. Während in Rosenheim etwa Turnhallen für Geflüchtete bereitgestellt werden, versucht man in Fürstenfeldbruck mit Zelten der Lage Herr zu werden. Dass auch in Ebersberg Sportstätten zu Unterkünften werden sollen, will Landrat Niedergesäß weiterhin mit allen Mitteln verhindern. "Wir sind einer der wenigen Landkreise, die noch ohne Turnhallen auskommen. Das versuchen wir auch zu halten." Dem Modell aus Fürstenfeldbruck, Zelte zur Unterbringung Geflüchteter aufzustellen, kann der Chef der Kreisbehörde dagegen schon mehr abgewinnen. Man werde das auch für Ebersberg prüfen, kündigte Niedergesäß an.

Trotz der verschiedenen Strategien seien sich aber alle Landräte darin einig, dass die derzeitige Lage nicht mehr lange tragbar ist - und der Bund endlich für Entlastung sorgen müsse. "Wir machen uns Gedanken, wie wir die Situation nach oben Richtung Berlin zuspitzen können", so Niedergesäß, der bereits mehrmals gefordert hatte, auch bundeseigene Gebäude für die Unterbringung von Geflüchteten zu nutzen.

Dass deren Zulauf in den nächsten Wochen und Monaten weniger wird, zeichnet sich derzeit jedenfalls nicht ab. Im Schnitt kommen alle zwei Wochen etwa 50 Menschen neu im Landkreis Ebersberg an, wie Niedergesäß und Keller sagten. Darunter seien aber kaum mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. "Das hat uns schon etwas verwundert, weil dort doch jetzt eigentlich tiefster Winter ist", so der Landrat. Stattdessen stammen die Neuankömmlinge aus allen Teilen der Welt, zuletzt verstärkt aus Afghanistan und Syrien. Laut Brigitte Keller sind auch viele Familien unter den Geflüchteten. Wie diese Menschen von Mitte Februar an untergebracht werden, ist offen. Fest steht für Niedergesäß und Keller lediglich, dass der Landkreis Ebersberg das Problem nicht alleine bewältigen kann. Stattdessen müsse nun möglichst schnell eine überregionale Lösung her.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Geflüchtete im Landkreis
:Nach dreieinhalb Bussen ist Schluss

Das frühere Sparkassengebäude in Ebersberg wird weiter zur Flüchtlingsunterkunft ausgebaut, mehr als 200 Menschen sollen dort untergebracht werden. Wie es danach weiter geht, ist derzeit allerdings unklar.

Von Barbara Mooser

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: