Ebersberg:Frostige Farben

Ebersberg: Wally Bistrich vor einer Motivserie in der Kleinen Galerie im Rathaus Ebersberg, wo bis Ende März ihre Ausstellung "Acryl" zu sehen ist.

Wally Bistrich vor einer Motivserie in der Kleinen Galerie im Rathaus Ebersberg, wo bis Ende März ihre Ausstellung "Acryl" zu sehen ist.

(Foto: Christian Endt)

Wally Bistrich aus Anzing zeigt in der Kleinen Galerie im Rathaus Ebersberg besondere Acrylbilder

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Beim Besuch der soeben eröffneten Ausstellung von Wally Bistrich in der Kleinen Rathausgalerie Ebersberg sollte man sich warm anziehen. Nicht weil es so kalt ist im Gebäude, sondern weil die Künstlerin aus Anzing den Betrachter mit zum Teil frostigen Farben und Gefühlen konfrontiert. Schichten von in vielerlei Blautönen schimmernden Farben des Eises überlagern sich, bilden ein je nach Blickwinkel und Lichteinfall sich veränderndes Muster, wie man es in gefrorenen Wasserflächen und -pfützen entdecken kann, mit Bruchstellen und haarfeinen Rissen, Kristallen und Eisnadeln. Einige der Bilder stammen aus der Serie "Frost". Sie heißen "Winternacht", "Wintergedanken" und "Gefrorenes Fernweh".

Sogar die Technik, die Bistrich benutzt, hat einen unterkühlten Namen: "Frozen Colour". Diese Bilder, so Bistrich, erinnern weder an Aquarelle noch an Ölbilder. "Sie sind plastisch, aus vielen dicken und dünnen, meist lasierenden Schichten aufgebaut." Wally Bistrich will das Material, die Acrylfarbe, "auskosten", wie sie sagt, und arbeitet mit Interferenzfarben aus der Automobilindustrie, mit Gelen und Spachtelmassen, Malmittel, die den Glanz oder die Konsistenz der Farbe verändern. Die Farbe werde dabei jedoch nicht als plastischer Selbstzweck benutzt, sondern behalte ihre dem Bild dienende Funktion, sagt die Malerin. Das Ergebnis erinnert mit seinem dem spiegelnden Eis nicht unähnlichen Glänzen an Email oder Harzlack.

Auch die anderen in der Ausstellung gezeigten Bilder sind in ähnlicher Art und Weise entstanden. In der mit Goldflecken durchsetzten großformatigen Komposition "Verborgene Schätze" ist an einigen Stellen unter der Farbe eine Fischhaut-Struktur zu erkennen. Um diesen Effekt zu erzeugen, nahm Bistrich ein Stück Kunststoff, das genau diese Struktur besaß, und legte es auf den Malgrund.

Auf zwei weiteren Bildern mit dem Titel "Waldsee" und "Abendwald" sind durch Farbe und Form Baumstämme und Laub angedeutet. Die mit Glas versetzte Spachtelmasse gewinnt eine fast pointillistische Ästhetik. Auch die beiden Motive "Baum-Kathedralen" gehören in diese Gruppe. "Ich male abstrakt, aber die Inspiration kommt immer aus der Natur", sagt Bistrich. Das heißt, manchmal kommt sie auch aus der Zeitung. So wie im Fall der Bilder "Mat-Glossy I und II". Hier spielt die Künstlerin mit zwei Kontrastpaaren - mit matten und glänzenden Farben und dem Gegensatz zwischen vertikalen und runden Formen. Die Anregung dazu aber war eine Fotografie in der Süddeutschen Zeitung - ein Foto von Pinguinen im Zoo, das, um 45 Grad gedreht, die Künstlerin zu dieser Formenspielerei inspirierte.

Als Jahreszeiten-Serie könnte man die vier vom Motiv her fast identischen Kompositionen in Rot, Blau, Grün und Braun bezeichnen. Dem Motiv liegt, so Wally Bistrich, ein "Foto aus dem medizinischen Bereich" zugrunde, das jedoch nicht erkennbar ist. Dem ersten Bild gab sie den Namen "Falsche Brille", so etwas wie der Hinweis, dass man im Frühjahr gerne alles rosarot sieht. Was nach soviel Frost nur zu verständlich ist.

Die Ausstellung "Acryl!" mit Arbeiten von Wally Bistrich ist in der Kleinen Galerie im Rathaus Ebersberg bis einschließlich 31. März zu sehen, geöffnet Montag bis Donnerstag 8 bis 17 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr. Am Samstag und Sonntag, 5. und 6. März, präsentieren Künstler und Künstlerinnen aus Poing und Umgebung, darunter auch Wally Bistrich, einen Ausschnitt aus ihrem Schaffen in der Anni Pickert Grund- und Mittelschule, Gruber Straße 4. Vernissage ist am Samstag, 5.März, 15 bis 16 Uhr. Am Sonntag ist von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

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