SepulkralkulturNeue Möglichkeiten für die letzten Dinge

Lesezeit: 2 Min.

Am Kirchseeoner Waldfriedhof gibt es bereits seit mehr als einem Jahrzehnt eine Urnenwand, nun wird eine solche auch für Ebersberg gefordert.
Am Kirchseeoner Waldfriedhof gibt es bereits seit mehr als einem Jahrzehnt eine Urnenwand, nun wird eine solche auch für Ebersberg gefordert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf den Friedhöfen der Stadt Ebersberg soll man sich künftig auch in einer Urnenwand bestatten lassen können.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

In der Kreisstadt bemüht man sich schon länger, die letzten Dinge weniger streng zu handhaben als anderswo. So gibt es bereits seit zwölf Jahren auf dem Neuen Friedhof die Möglichkeit, Urnen unter Bäumen bestatten zu lassen, auf Wunsch sogar ohne eine Namensplakette. Seit diesem Jahr gibt es in der Kreisstadt auch keine Sargpflicht mehr, damit sind Bestattungen nun auch in einem Leichentuch möglich. In Zukunft soll es darüberhinaus neue Möglichkeiten für Urnenbestattungen geben, dies hat der Stadtrat nun beschlossen.

Die Frauen-Union hatte dort einen Antrag eingebracht, wonach man auf den beiden Friedhöfen der Kreisstadt künftig die Asche Verstorbener auch in einer Urnenwand, Urnenstele oder in einem Urnenwürfel beisetzen können soll. Bisher gibt es zwar Urnengräber und eben die Möglichkeit der Baumbestattung, beides ist nach Auffassung der Antragstellerinnen aber nicht für alle Betroffenen optimal.

Religion und Brauchtum im Landkreis Ebersberg
:Letzte Reise mit leichtem Gepäck

In Ebersberg kann man sich nun auch im Leichentuch bestatten lassen. Die Stadt ist damit nach Kirchseeon die zweite Landkreiskommune, in der es keine Sargpflicht mehr gibt.

Von Wieland Bögel

„Die Zeit der Familiengräber, auch Urnengräber sind ist für viele Familien vorbei“, heißt es in dem Antrag. Denn „bei vielen Familien sind die Angehörigen außerhalb von Ebersberg und eine dauerhafte gute Grabpflege kann nicht mehr in allen Fällen geleistet werden“. In anderen Fällen wollten die Verstorbenen ihren Angehörigen „die zeitliche und finanzielle Bürde“ einer solchen Grabpflege und des Unterhalts auch nicht mehr zumuten.

Nicht allen gefällt die Vorstellung, dass über ihr Baum-Grab gelaufen werden könnte

Zwar entfällt dies im Falle der Baumbestattungen, nach den Erfahrungen der Antragstellerinnen gibt es aber auch hier Menschen, für die das nicht in Frage kommt: „Sie wollen nicht, dass über ihre Bestattungsstelle gelaufen werden kann.“ Bei der Frauen-Union verweist man auf die Nachbargemeinde Kirchseeon, wo es im dortigen Waldfriedhof und im Friedhof Eglharting bereits je eine Urnenwand gibt: „Beide Wände werden sehr gut angenommen.“ Auch die südlichen Nachbarn in Grafing haben weitere Möglichkeiten in Form von Urnenstelen geschaffen, so der Antragstext weiter: „Ebersberger Bürger wünschen sich diese Art der Beerdigungsmöglichkeit in Ebersberg ebenfalls.“

Letzte Dinge
:Baumschäden durch Baumbestattung

Die neuen Grabsteine auf dem Neuen Friedhof in Ebersberg gefallen nicht jedem

wkb

Auch einen passenden Ort für die zusätzlichen Möglichkeiten der Urnenbestattung haben die Antragstellerinnen bereits ausgemacht: „Im Alten Friedhof werden im Moment sehr viele Gräber aufgelassen. Aus Sicht der Frauen-Union wäre der Alte Friedhof am besten geeignet, um dort eine passende Möglichkeit für eine Urnenwand, Urnenstelen oder Urnenwürfel aufzustellen.“ Der Standort am Alten Friedhof hätte neben dem ausreichenden Platz noch den weiteren Vorteil, dass dieser näher an der Innenstadt liegt, was besonders für ältere Menschen, die die Grabstellen besuchen wollen, von Vorteil ist.

Auch auf die schwierige Haushaltssituation der Stadt gehen die Antragstellerinnen ein, sie verweisen aber darauf, dass sich die günstigeren Varianten, etwa die Stelen, sicher bald amortisieren werden. Vielleicht würde die Stadt beim Wiederverkauf der einzelnen Urnennischen sogar einen kleinen Gewinn machen.

Welche Varianten der Urnenbestattung es an welchem Standort gibt, soll nun die Verwaltung eruieren. Möglicherweise gibt es in der Kreisstadt schon bald eine weitere Möglichkeit, die letzten Dinge zu regeln.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Trauerangebot
:Irgendwann kommen wir nie wieder nach Hause

Wie fängt man das Gefühl von Heimat und Geborgenheit ein? Jörg Egerer fotografiert verlassene Elternhäuser. Eine Geschichte über das Abschiednehmen und den Umgang mit Verlust.

SZ PlusVon Anja Blum

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: