Ebersberg - Es sind kulturell gehaltvolle Tage, die gerade in Ebersberg stattfinden. Wenige Stunden vor Beginn des Jazz-Festivals wird die Kunstausstellung "Kunst kennt keine Behinderung" im Landratsamt eröffnet. Landrat Robert Niedergesäß freut sich über die nun schon zweite Ausstellung, die innerhalb weniger Wochen im Landratsamt zu besuchen ist. Die Ausstellung des senegalesischen Künstlers Bakary Sarr ist gerade erst zu Ende gegangen, da beginnt schon die nächste: Diesmal von Bewohnern und Betreuten der therapeutischen Wohngemeinschaft St. Zeno, der psychiatrischen Tagesstätte Gartenhof und der Ebersberger Werkstätten.
Insgesamt 60 Bilder können noch bis 17. November zu den regulären Öffnungszeiten im Eingangsbereich des Landratsamts betrachtet werden. Anstoß für die Ausstellung ist das Gemälde "Das Universum der unbegrenzten Möglichkeiten", das im Hermann-Beham-Sitzungssaal hängt. Das Bild ist eine Zusammenarbeit von verschiedenen Künstlern, mit und ohne geistige Behinderung, das seinen dauerhaften Platz im Landratsamt gefunden hat, wie Niedergesäß in seiner Eröffnungsrede sagt. Hintergrund sei gewesen, Menschen mit Behinderung ein Forum zu geben und nicht die Behinderung im Vordergrund zu sehen, sondern das Talent des Einzelnen.
Der Landkreis Ebersberg habe es sich zur Aufgabe gemacht, die Inklusion voranzutreiben und allen Menschen, mit und ohne Behinderung, die Möglichkeit zu geben, ohne Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Niedergesäß beschreibt, wie die verschiedenen "Mosaiksteine" immer mehr zu einem großen Ganzen werden. In den Bereichen Mobilität, Bildung und der Arbeitswelt seien bereits Fortschritte mit Querungshilfen und Barrierefreiheit, bei der Weiterbegleitung in der Bildung und beim gemeinschaftlichen Arbeiten erzielt. Zu einem inklusiven Landkreis sei es zwar noch weit, man sei aber auf einem guten Weg. In Zeiten von großen Herausforderungen sei es wichtig, sich auch mit anderen Themen zu beschäftigen. "Es ist normal, unterschiedlich zu sein", betont der Landrat außerdem. Die Bewohner der Einrichtungen hatten die Möglichkeit ihre Kreativität auf ihre Art ausleben zu können.
Die Kunstwerke reichen von genauen Bleistift-Porträt-Zeichnungen über Leinwände, die vor bunten Ölfarben nur so strahlen, bis zu abstrakten Formen und Linien, die ihre eigene Sprache sprechen zu scheinen.
Dass jedes Bild seine eigene Seele hat, betont auch Ulrike Pfeiffer. Sie ist Kunsttherapeutin im Gartenhof und hat die Künstler bei der Erstellung ihrer Werke betreut und am Konzept der Ausstellung mitgearbeitet. Zusätzlich zum Namen der Ausstellung, stellt sie die Werke unter das Motto "Kreativität wächst in der Gemeinschaft". Bei der Entstehung der Werke wäre das Zusammengehörigkeitsgefühl sehr groß gewesen. Dass die Bilder eine so große Beachtung fänden, sei keine Selbstverständlichkeit. In ihrer Rede, die Pfeiffer mit Zitaten von Karl Gustav Jung, einem Schüler Freuds und Ernst Ludwig Kirchners, schmückt sagt sie auch, dass jedes Bild eine eigene Geschichte erzählt. "Bilder kann man nicht in eine normale Sprache übersetzten, jedes Bild wird von jedem anders gesehen." Pfeiffer lädt die Besucher dazu ein, sich jedes Bild genau anzuschauen und sich dann seine Meinung dazu zu bilden. Jedes Werk enthalte ein Stück der Seele des Künstlers und auch der Betrachter könne sich in den Werken wiederfinden. Die Bilder haben bewusst keine Preisangaben. Kaufinteressenten können jedoch mit einem Angebot an die jeweilige Einrichtung herantreten und einen Preis aushandeln.