Süddeutsche Zeitung

Ebersberg/Forstinning:Sicher durch den Forst

Lesezeit: 3 min

Auf der Staatsstraße 2080 zwischen Schwaberwegen und Ebersberg soll bald auf einzelnen Abschnitten ein Überholverbot gelten. Dazu kommen weitere Neuregelungen für Autofahrer im Wald.

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Forstinning

Der Forst soll sicherer werden - zumindest die ihn durchquerende Straße. Das für die Strecke zuständige Staatliche Bauamt Rosenheim, das Ebersberger Landratsamt und die Polizei haben mehrere Maßnahmen dazu ausgearbeitet: Bis Ende des Jahres sollen die Parkplätze an der Staatsstraße 2080 zwischen Schwaberwegen und Ebersberg besser ausgeschildert werden und nach Möglichkeit nur noch für Rechtsabbieger zu erreichen sein. Außerdem wird es an drei Stellen künftig ein Überholverbot geben.

Wer gelegentlich die vielbefahrene Straße - pro Tag sind dort durchschnittlich 9000 Fahrzeuge unterwegs - durch den Forst nutzt, hat es sicher mehr als einmal erlebt. Hinter einem gemächlich dahinzuckelnden Lastwagen, einem Traktor oder einer Baumaschine hat sich eine längere Schlange gebildet. Irgendwann reißt einem der Autofahrer der Geduldsfaden und es folgt ein Manöver, das umgangssprachlich auch als Kolonnenspringen bekannt ist: Das Überholen mehrerer Fahrzeuge gleichzeitig. Bei solchen und ähnlichen Überholmanövern kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu teils schweren Unfällen, wie viele Beinahe-Crashs es gab, lässt sich nur raten.

Zumindest an drei Stellen der etwa zehn Kilometer langen Strecke soll damit nun Schluss sein. So wird künftig im Norden, wo die Staatsstraße zur Ebersberger Straße wird, das erste Überholverbot eingeführt werden. Wie Bernhard Reiter vom Staatlichen Bauamt Rosenheim erklärt, ist der Abschnitt etwa 350 Meter lang, beginnt auf Höhe der alten Kiesgrube und reicht etwa bis zum Parkplatz am Rothsäuerl-Geräumt.

Im Mittelteil ist die Unfallgefahr am größten

Ähnlich im Süden an der Schwabener Straße, hier darf bald von der Ebersberger Stadtgrenze bis zum ersten Parkplatz auf der Nordseite auf Höhe Kronprinz-Geräumt auf etwa 500 Meter nicht mehr überholt werden. Der längste Überholverbots-Abschnitt liegt ziemlich in der Mitte der Strecke, wo es besonders viele Parkplätze gibt. Das eine Ende des Abschnitts liegt etwas nördlich der Kapelle ungefähr beim Maueranger-Geräumt und reicht rund zwei Kilometer nach Norden bis etwa auf Höhe Pürsch-Geräumt.

Dass sich in allen Überholverbots-Bereichen Parkplätze befinden - im Mittelteil sogar besonders viele - ist kein Zufall, erklärt Reiter. Denn gerade dort sei die Unfallgefahr am höchsten. Das bestätigt auch Martin Schedo von der Ebersberger Polizei. Zwei Dinge seien hier besonders gefährlich, so Schedo. Zum einen, dass die Parkplätze zu spät erkannt werden, was mitunter zu hektischem Bremsen und im schlimmsten Fall zu Auffahrunfällen führen kann.

Zweitens das Linksabbiegen auf einen der Parkplätze - wobei es vorkomme, dass der Gegenverkehr übersehen wird. "Es ist schon auffällig, dass es hier immer wieder Unfälle gegeben hat", sagt Schedo. Die Straße an sich berge eigentlich wenig Gefahrenpotenzial: So sei sie weder in schlechtem Zustand noch besonders unübersichtlich. Genau wie beim riskanten Überholen werde die Situation oft unterschätzt "weil es halt nicht verboten ist."

Bis die Vorschriften bei allen Autofahrern ankommen, könnte es dauern

Das wird sich nun aber bald ändern, künftig soll das Linksabbiegen auf Parkplätze entlang der Staatsstraße 2080 nicht mehr erlaubt sein. Damit das auch alle Autofahrer merken, werden in den nächsten Monaten neue Schilder angebracht. Diese weisen Parkplätze nur noch jeweils an der rechten Fahrbahnseite aus. Zudem sollen die Parkplätze früher als bisher ausgeschildert werden: Etwa 200 Meter vor der Einfahrt sollen künftig Hinweisschilder zu sehen sein, damit will man das abrupte Bremsen und Ausfahren verhindern.

Bei Polizei und Straßenbauamt rechnet man damit, dass es eine Weile dauern könnte, bis sich alle mit den neuen Vorschriften vertraut gemacht haben. Anfangs würde bestimmt "nicht jeder Pilzsammler, der seit 30 Jahren links auf den Parkplatz gefahren ist", sein Verhalten ändern, vermutet Reiter. Bei der Polizei sieht man das ähnlich, "wir werden es kontrollieren müssen", sagt Schedo, genau wie die Einhaltung des Überholverbotes.

Was man weder die Polizei noch das Straßenbauamt für sinnvoll hält, ist ein generelles Überholverbot im Forst. Es müsse Stellen geben, an denen Autos an Lastwagen oder anderen langsamen Fahrzeugen vorbeifahren könnten. "Man muss Überholstrecken einrichten", sagt Reiter, "sonst drehen die Leute durch." Das bestätigt auch Schedo: Bei einem generellen Überholverbot würden die Autofahrer trotzdem irgendwann versuchen, zu überholen - möglicherweise dann an einer besonders unübersichtlichen und gefährlichen Stelle.

Ab wann die neuen Regeln im Forst gelten sollen, steht noch nicht genau fest. "Es ist noch für heuer geplant", sagt Reiter, einen genauen Termin könne man aber noch nicht nennen, das hänge auch vom Wetter ab. Denn für die Überholverbote muss eine durchgezogene Linie aufgebracht werden, dass sei aber nur möglich, wenn es einige Tage lang trocken und nicht zu kalt ist. In den kommenden drei Monaten werde man aber sicher so einen Termin finden, damit der Forst spätestens im kommenden Jahr dann etwas sicherer werden kann.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3174425
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 23.09.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.