Wer derzeit zu Fuß zwischen Grafing und Ebersberg unterwegs ist, dem kann es passieren, dass er plötzlich vor einer riesigen Wand aus Holz steht. Aufgeschichtete Stämme, so weit das Auge reicht. Quasi mitten in der Landschaft, dort, wo die Grafinger und die Ebersberger Umfahrungen aufeinandertreffen. Doch wer hat das Holz dorthin geschafft und warum? Heinz Utschig, Chef der Bayerischen Staatsforsten in Wasserburg, kennt die Antwort.
Grund für den sogenannten Holzpolter ist der Borkenkäfer. Beziehungsweise, dass man dessen Ausbreitung verhindern möchte. „500 Meter sind die kritische Entfernung“, sagt Utschig, „so weit kann der Käfer fliegen.“ Und nun, bei steigenden Temperaturen, werde der Schädling wieder aktiv. Deswegen müsse dieses möglicherweise befallene Holz dementsprechend weit weg von allen Waldbeständen gelagert werden.
Es handelt sich dabei um junge, dünne Fichtenstämme aus dem Ebersberger Forst, die unter der immensen Schneelast im vergangenen Winter zusammengebrochen sind. „Und wenn die noch saftig sind, geht da der Borkenkäfer sehr gerne rein“, erklärt Utschig. Also mussten die Stämme aus dem Wald geschafft werden – für eine sofortige Weiterverarbeitung in den Sägewerken seien es allerdings zu viele gewesen, so der Forstexperte. „Damals, Anfang Dezember gab es eine riesige Schadenszone entlang der B12, von Ebersberg bis nach Passau, da ist sehr viel angefallen.“

Für die Lagerung des minderwertigen Materials allerdings habe man möglichst wenig Aufwand betreiben wollen, so Utschig. Deswegen sei er sehr froh, dass ein Landwirt diese Fläche, die doch nicht allzu weit entfernt ist vom Forst, zur Verfügung gestellt habe. Dort könnten die Stämme liegen, ohne bewässert werden zu müssen – womit ansonsten die Ausbreitung des Borkenkäfers verhindert wird, zum Beispiel in einem Nasslager in Schwaberwegen.
Nun also lagern gut 5000 Festmeter Fichte neben der Grafinger Umfahrung bei Gsprait, etwa 250 Meter lang und drei Meter hoch ist diese Wand aus Holz. Bis zum Winter wird es wahrscheinlich dauern, bis sie wieder abgetragen wird. „Wir sind zuversichtlich, dass dann unsere Vertriebswege wieder frei sind“, sagt Utschig. Dann würden die dünnen Stämme vermutlich zu Spanplatten verarbeitet.