Irgendwann hatten sie es dann endlich. Mikrofone, Trompete, Posaune, Saxofon gesoundcheckt, sich verteilt und damit angefangen, die Sekunden runterzuzählen wie bei einem Raketenstart. Der Gag passte. Einmal, weil die Bandmitglieder von á la Ska am Samstagabend mal wieder die Headliner der Ebersberger Kulturtage waren. Zweitens ist das raketenhafte mit ein Attribut dieses Offbeat-betonten Rhythmus, der ein bisschen daherkommt wie zu schnell abgespielter Reggae, und deshalb bestens tanzbar ist: Ska.
Ska ist ein Musikstil, der beim Publikum zuerst die Zehen an die Innenseiten der Schuhe ticken lässt und dann schnell so viel Endorphine aus dem Hypothalamus, dass die Meute wild umherspringt. Als lange nach Mitternacht Schluss war, stürmte eine verschwitzte und keuchende Menge nach draußen. Oder drückte die Barfüße auf den kalten Ebersberger Volksfesthallenbeton. Kann man problemlos machen hier. Einen etwas hippiesken Touch hatten die Ebersberger Kulturtage schon immer.
Und abwechslungsreich war der Samstagabend sowieso. Vor á la Ska traten Cat Stash auf, ein melodieverliebtes Indie-Rock-Pop-Trio aus Regensburg, das motorisch zappelig eine permanente Unruhe zelebrierte. Schlagzeugerin Melanie Westermeier lieferte dabei die trockenen Steilvorlagen für lange Melodiebögen oder harte Rocklinien. Eine Kombination, mit der sie auch anderswo die Massen schon zu begeistern wussten.
Etwa vor zwei Jahren, bei einem Filmmusikcontest zum Film "About a Girl", einer Tragikomödie mit der Düsseldorfer Schauspielerin Heike Makatsch. Ein paar hundert Bands hatten sich damals beworben, die Regensburger gewannen. Wenig später standen sie mit dem Produzenten Ralf Christian Mayer im Studio und spielten den Filmsong "Confidence" ein. Mayer macht das normalerweise mit den Fantastischen Vier, Cro oder Clueso.
Dann waren da El Rancho, ein Münchner Akustik-Rock-Duo, das seit über zehn Jahren zusammen Musik macht und seine musikalischen Wurzeln in der Punktrock- und Metal-Szene habt. Die nutzten die Kulturtage auch als Plattform, ihr aktuelles Crowdfunding-Projekt zu bewerben. Die beiden hätten die Gelegenheit, in Rick del Castillos "Smilin Castle Studios" im texanischen Austin ein neues Album einzuspielen. Das kostet reichlich Geld, würde ihrer Musik aber noch mal einen ganz besonderen Schliff geben, deshalb warben sie um Unterstützung. Außerdem würde Castillo - der komponierte einst die Filmmusik für den Kinothriller "Kill Bill: Vol 2" - selbst als Produzent fungieren.
Davor hatte die Wasserburger Punkband Quando Quando den nachmittäglichen Drive des Skateboard-Contests gewissermaßen in die abendliche Halle verlagert. Schließlich waren noch Fak Trai mit dabei, ein Rosenheimer Liedermachertrio - und eben ein paar hundert Zuhörer, die sich vor der Bühne versammelt hatten.
Eine Sache, die in diesem Umfang nur funktionierte, weil sich wieder etwa 40 vornehmlich junge Leute aus den verschiedensten im Kreisjugendring (KJR) vertretenen Mitgliedsorganisationen mächtig in Aufbau und Ausrichtung knieten. Bis zum Freitag, 16. September, gehen die Kulturtage noch. Am Montagabend, 12. September, tritt von 19 Uhr an der Komiker Martin Fromme auf.