Ebersberg:Eruptionen im Mehrgenerationenhaus

Aus Protest gegen die Bezahlung des Vorsitzenden Werner Donath treten mehrere Vorstandsmitglieder zurück.

Lars Brunckhorst

Das Mehrgenerationenhaus in Vaterstetten kommt nicht zur Ruhe. Nachdem der Gemeinderat beschlossen hat, dem Trägerverein Geld für die Bezahlung seines Vorsitzenden zu gewähren, kommt heraus, dass im Vorfeld mehrere Vorstandsmitglieder von ihren Ämtern zurückgetreten sind - aus Enttäuschung und Verärgerung über Vereinschef Werner Donath und dessen Taktieren im Zusammenhang mit der Vergütung.

Ebersberg: Werner Donath leitet kommissarisch das Mehrgenerationenhaus.

Werner Donath leitet kommissarisch das Mehrgenerationenhaus.

(Foto: EBE)

Wie berichtet, hatte der Gemeinderat vorige Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit entschieden, dem "Verein aktiver Bürger" für längstens ein halbes Jahr 2500 Euro im Monat als Zuschuss zu gewähren. Mit dem Geld soll der Verein die Aufwendungen seines Vorsitzenden Werner Donath vergüten, der seit dem Weggang von Petra Tränkel kommissarisch das Mehrgenerationenhaus leitet. Für diese Lösung hatte Donath den Weg freigemacht, indem er den Vorsitz bis auf weiteres ruhen lässt. Dies geschah auf Druck des Rathauses, nachdem Überlegungen, dem Vereinsvorsitzenden direkt aus der Gemeindekasse eine Aufwandsentschädigung zu gewähren, zuvor im Gemeinderat auf massive Bedenken gestoßen waren. Doch nicht nur dort ist die Bezahlung des 66-Jährigen umstritten. Auch im Vorstand des Vereins gibt es massive Proteste, wie die SZ erfuhr.

So wurde jetzt bekannt, dass bereits am 28. Januar drei Beisitzerinnen des Vorstands ihre Ämter mit sofortiger Wirkung niedergelegt haben, nachdem sie tags zuvor aus der SZ erfahren hatten, dass ihr Vorsitzender bereits seit mindestens Dezember mit der Gemeinde über eine Bezahlung verhandelt. "Der Artikel hat Eruptionen im Verein ausgelöst", bestätigt ein Mitglied. Alle drei fühlen sich von Donath hintergangen: Nur einen Tag vor dem SZ-Bericht, also am 26. Januar, hatte es eine Vorstandssitzung gegeben. Auf dieser hatte der Vorsitzende den Vorstand um Zustimmung zu einer Aufwandsentschädigung gebeten, nach Aussagen von Teilnehmern jedoch mit keinem Wort erwähnt, dass er darüber bereits mit der Gemeinde seit Wochen in Gesprächen steht und sogar schon eine Vereinbarung ausgehandelt war. Diese wurde allerdings später von der Gemeindeverwaltung wieder kassiert.

Die drei ehemaligen Vorstandsmitglieder begründen ihren Rücktritt damit, dass sie einer Bezahlung nicht zugestimmt hätten, wenn ihnen diese Hintergründe bekannt gewesen wären.

Über den Rücktritt der Vorstandsmitglieder war auch Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) informiert. Der Gemeinderat wusste von den Turbulenzen im Verein dagegen nichts, als er vorige Woche dem Zuschuss zustimmte.

Mit dem Rücktritt der drei Beisitzerinnen bröckelt der Vorstand weiter. Bereits am 12. Januar war der zweite Vorsitzende Reinhart Frankl zurückgetreten. Frankl macht dafür heute "persönliche Gründe" geltend, ohne diese näher zu erläutern. Dass es offenbar auch zwischen ihm und Donath hinsichtlich der Bezahlung Differenzen gibt, darauf lässt aber der Umstand schließen, dass sich Frankl nach SZ-Informationen bei der Sitzung am 26. Januar als einziger der Stimme enthalten hat.

Wer jetzt den Verein aktiver Bürger führt, ist völlig unklar. Während Vorstandsmitglied Lisa Neunaber, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Mehrgenerationenhauses zuständig ist, noch vorige Woche eine Pressemitteilung des Vereins verbreitet hatte, wonach Donath mit Wirkung vom 3. Februar seine Tätigkeit als Vereinsvorsitzender ausgesetzt habe und der zweite Vorsitzende Frankl "die ehrenamtliche Funktion der Vereinsführung" übernimmt, widersprach dieser am Wochenende der Schilderung. Eine Nachfolge sei nur möglich, "wenn der Nachfolger sich noch im Amt befindet", so Frankl zur SZ. "Diese Voraussetzung ist mit meinem Rücktritt nicht gegeben." Er trete auch nicht von seinem Rücktritt zurück.

Zu der anderslautenden Pressemitteilung des Vereins bemerkt er: "Dass Frau Neunaber, ohne mit mir zu reden, diese Erklärung abgibt, kann ich nicht nachvollziehen." Damit besteht der amtierende Vorstand des Vereins, der Träger des von Gemeinde und Bundesfamilienministerium jährlich mit 100000 Euro geförderten Mehrgenerationenhauses ist, momentan nur aus Schriftführerin Lisa Neunaber, Kassier Helmut Schlund und zwei Beisitzern.

Bekannt wurde mittlerweile übrigens noch ein Detail, das vielen im Gemeinderat bei der Entscheidung vergangene Woche nicht bewusst war: Werner Donath ist nicht nur Vorsitzender des Vereins aktiver Bürger und kommissarischer Leiter des Mehrgenerationenhauses, sondern auch CSU-Mitglied.

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