Süddeutsche Zeitung

Umfrage in Ebersberg:Wann war der letzte Erste-Hilfe-Kurs?

Lesezeit: 3 min

Die SZ Ebersberg hat Passanten in der Ebersberger Altstadt gefragt, wann sie das letzte Mal einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben. Sie alle sind sich einig: Die einmaligen Lektionen reichen nicht aus, um wirklich helfen zu können. Es braucht regelmäßige Auffrischungen.

Umfrage von Louisa Lettow, Ebersberg

Carmen Dunker, 58 aus Hohenlinden, Pflegerin: Den ersten Erste-Hilfe-Kurs hat sie 1982 für ihren Führerschein gemacht. "Durch meinen Beruf kenne ich mich aber ohnehin sehr gut aus. Wir haben regelmäßige Schulungen." Dadurch sei sie auch Betriebsersthelferin. Die Auffrischungen erfolgen im Pflegeheim alle zwei Jahre. Einmal einen Kurs zu machen, empfindet Dunker nicht als ausreichend: "Da fehlt einem noch die Sicherheit, die bekommt man nur durch mehrfaches Üben."

Die stabile Seitenlage hat zwar jeder für den Führerschein mal gelernt, sie dann wirklich anzuwenden sei aber nochmal etwas anderes. Für Carmen Dunker ist klar: Es soll regelmäßige staatlich finanzierte Schulungen für alle geben. "Es hilft der Allgemeinheit, da kann der Staat auch mal Geld dafür bereitstellen!" Der Wohnort solle dabei kein Kriterium sein, Erste Hilfe würde immer gebraucht werden. Alle fünf Jahre sollten zumindest kleine Auffrischungen stattfinden, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie man richtig reagieren sollte.

Eugen Freundt, 76, Rentner aus Ebersberg: Lange Zeit war er ebenfalls vorbildlich und machte einige Schulungen im Laufe der Jahre. Seinen ersten Kurs hat er 1964 für den Führerschein gemacht, als er vom Bund eingezogen wurde gab es dann noch intensivere Erste-Hilfe-Lektionen. Als Kfz-Fahrer und im Betrieb habe er zudem eine Sanitätsausbildung gemacht und privat vor 50 Jahren freiwillig den Erste-Hilfe-Kurs wiederholt.

"Das sollten alle auf jeden Fall machen. Ich halte das für sehr notwendig." Vor allem für berufstätige Fahrer findet er es sinnvoll, würde sich aber wünschen, dass jeder regelmäßig Erste-Hilfe-Lektionen nachholt. "Die meisten Unfälle passieren ja im Haushalt, daher sollte jeder gut vorbereitet sein." Gerade im eher ländlichen Bereich sei es umso wichtiger, sich mit dem Thema zu befassen. Vor allem in Landwirtschaft und Maschinenbau könne man sich schnell verletzen, darauf müsse man vorbereitet sein. Gut sei deshalb, dass es in Betrieben oftmals zusätzliche Ausbildungen im Erste-Hilfe-Bereich gibt.

Katharina Ober, 42, Pressesprecherin der Kreisklinik Ebersberg: Auch sie hat mehr als einen Erste-Hilfe-Kurs besucht. Mit 16 das erste Mal, dann mit 18 und 35 und zuletzt vor vier Jahren. "Trotzdem habe ich es mir immer noch nicht gemerkt. Man muss wirklich immer wieder auffrischen. Einmal reicht auf keinen Fall." Am besten solle man ihrer Meinung nach Kurse besuchen oder sich über Videos informieren.

Als Ober mit Mitte 30 Mutter wurde, entschied sie sich, eine spezielle Schulung für Hilfe für Babys und Kleinkinder zu machen. Dieser sei eine gute Ergänzung gewesen: "Vieles ist schon wirklich anders, zum Beispiel, wenn die Kinder etwas verschluckt haben und zu ersticken drohen." Davor wäre es immer nur ein Randthema gewesen. Generell hatte sie bisher das Glück, noch nie ihr Wissen anwenden zu müssen. "Mein Mann hat eine sehr gute Ausbildung, ich würde ihn vorschicken. Aber besser man macht was, als dass man nichts macht." Für sie ist es vor allem wichtig, das Bewusstsein der Menschen für Erste Hilfe zu stärken.

Elisabeth Sofeso, 70, Rentnerin aus Ebersberg: Die ehemalige Kindergärtnerin hat vor circa 15 Jahren das letzte Mal ihr Wissen zu Erster Hilfe aufgefrischt. Früher habe sie durch ihre Arbeit regelmäßig Kurse besuchen müssen. Vor allem gab es dabei einen Fokus auf Kinder. Das sei aber auch schon wieder zu lange her, als dass sie sich wirklich erinnern würde: Es sei auf alle Fälle wichtig, dass jeder Wiederholungen macht. Passieren könne immer etwas, man sollte immer zur Stelle sein und den Leuten dann auch helfen können.

"Jetzt im Moment fühle ich mich selbst nicht gut genug vorbereitet, man müsste das mindestens alle fünf Jahre machen, auch weil sich vieles immer wieder ändert." Bisher sei sie noch nicht in eine Situation gekommen, in der Erste Hilfe notwendig gewesen sei. "Bei Übungen, wie der stabilen Seitenlage, bin ich mir sicher, dass ich das noch könnte, aber anderes nicht." Das gehe vielen anderen auch so, weshalb sie staatlich Maßnahmen für notwendig hält.

Silvan Kusian, 33, Polizist in Ebersberg: Auch für ihn ist klar, ein Kurs reicht auf keinen Fall. Nach seinem Führerschein mit 15 besuchte Kusian noch viele weitere Erste-Hilfe-Schulungen, zunächst in der Ausbildung als Mechaniker und später nochmal intensiver in der Ausbildung als Polizist. Wer nicht beruflich ohnehin Auffrischungen machen muss, sollte sich, gerade wenn man einen Führerschein hat, freiwillig dafür entscheiden.

Zumindest die grobe Erste Hilfe sollte jeder leisten können und dafür reiche es nicht aus, einmal einen Kurs gemacht zu haben. Durch seinen Beruf als Polizist fühlt sich der 33-Jährige gut in der Lage, Hilfe leisten zu können, aber nur durch die regelmäßigen Unterweisungen. "Man muss sich ja letztendlich auch trauen überhaupt Hilfe zu leisten. Ohne Übung ist da die Hemmung recht groß." Privat habe er bisher noch nie Erste Hilfe leisten müssen, im Dienst jedoch schon. Als Vater hat er beim ersten Kind auch einen Kurs extra für Erste Hilfe bei Säuglingen gemacht.

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