Dieser Sommer hat die Flora des Landkreises und damit auch die Landwirte vor einige Herausforderungen gestellt. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,9 Grad in Bayern war er der sechstwärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen. Gegenüber dem vieljährigen Referenzzeitraum 1961 bis 1990 war er um 3,1 Grad wärmer.
Von Juni bis August fielen im Freistaat außerdem etwa 303 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Dieser war allerdings sowohl räumlich als auch zeitlich sehr ungleich verteilt. Während der August sehr trocken war, kam es Anfang Juni zu einem Starkregenereignis, das auch im Landkreis Ebersberg zu Überschwemmungen geführt hat. Und Teile des südlichen Landkreises wurden im Juli von einem Unwetter samt Hagel heimgesucht.
Die Preise für Getreide sind gerade niedrig, die Profitmargen für die Bauern gering
Auch auf die Erntebilanz im Landkreis hat sich der wechselhafte Sommer ausgewirkt – allerdings sind die Folgen nicht überall gleichermaßen zu spüren. Die Ernte sei heuer „ganz in Ordnung“ ausgefallen, wie Matthias Vodermeier, Kreisobmann des Bauernverbands im Landkreis, sagt. Die Ergebnisse seien jedoch regional und nach Pflanze sehr unterschiedlich.
Der Weizen etwa musste dieses Jahr Einbußen verzeichnen. Schuld sei das „nasse, kalte Frühjahr“, so Vodermeier. Allerdings habe es im Landkreis auch große Schwankungen gegeben: Pro Hektar seien 60 bis 90 Doppelzentner Ertrag erwirtschaftet worden. Das sei ein eher „durchschnittliches“ Ergebnis, sagt auch Josef Schächtl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding. Aufgrund der feuchten Witterung hätten dieses Jahr die leichten, kiesigen Standorte auf der Münchner Schotterebene einen Vorteil gehabt, da diese Böden nicht so viel Wasser halten können.
Die Nässe habe allerdings zu guten Erträgen bei Grünlandschnitt geführt, so Schächtl weiter. Und Vodermeier ergänzt, dass es bei der Braugerste ebenfalls besser gelaufen sei. Hier habe es 60 bis 75 Doppelzentner Ertrag pro Hektar gegeben. Der Maisertrag sei ebenfalls gut, bei den Kartoffeln gab es jedoch Probleme. Wo es zu viel Nässe gab, war der Pilzbefall stark. Dementsprechend viele Pflanzenschutzmittel mussten die Bauern aufs Feld sprühen.
Schwierig war auch die Situation im Süden des Landkreises, etwa in der Region um Oberpframmern. Dort wütete der Juli-Hagel besonders schwer, weite Teile der Ernte seien dort zunichtegemacht worden. Im Landkreisnorden, wo auch Vodermeier seinen Betrieb hat, habe es allerdings keine größeren Schäden gegeben.
Laut Josef Schächtl lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels an der Erntebilanz ablesen. „Die Extremwetterlagen häufen sich“, sagt er. Man müsse sich in Zukunft auf mehr Unwetter, Hagel und Starkregen einstellen. Hinzu kämen deutlich höhere Durchschnittstemperaturen.
Klimawandel vor der Haustüre:„Wir werden den Landkreis nicht wiedererkennen“
Spätestens in 150 Jahren wird es den Ebersberger Forst, wie man ihn heute kennt, nicht mehr geben – das ist für den Meteorologen Björn Walz sicher. Auch auf diese Weise wird der Klimawandel also Auswirkungen auf das Leben in der Region haben.
Diese seien für Mais zwar günstig, für Gerste und Weizen jedoch schlecht. Profitieren würden außerdem Schädlinge wie zum Beispiel Blattläuse, da sie günstigere Überwinterungsmöglichkeiten vorfinden würden. Und wenn die Witterung nass ist, würde jeder Gärtner merken, dass es sehr viele Schnecken gäbe.
Hinzu komme, so Vodermeier, dass die Preise für einige landwirtschaftliche Produkte – vor allem Weizen – auf dem Markt gerade sehr niedrig seien. Dementsprechend gering würden die Profitmargen der Bauern ausfallen. Grund dafür sei unter anderem der Import von Weizen und anderem Getreide aus der Ukraine. Gerste habe etwa letztes Jahr noch 30 Euro pro Doppelzentner gebracht, mittlerweile sei der Preis auf 25 Euro gefallen.