Ebersberg:Erfreuliche Ernte

Josef Ametsbichler trommelt seine einstigen Big-Band-Schüler zusammen - viele sind heute Profis

Von Anja Blum, Ebersberg

Vor dreißig Jahren, da war Josef Ametsbichler in Sachen Jazz noch ein Einzelkämpfer. "Ja, das trifft es gut, ich war ganz alleine und es war echt ein Kampf", sagt er. Damals war der Grafinger Bassist der einzige Jazzer an der Ebersberger Musikschule und gründete deren allererste Big-Band, die er jahrelang leitete. Dazu gehörten auch regelmäßige Auftritte, schließlich ist für Ametsbichler Live-Erfahrung der Schlüssel zur Musik. Manch einer erinnert sich vielleicht heute noch an legendäre Konzerte der Big-Band in Taglaching oder im Grafinger Jugendzentrum. Ametsbichler selbst ist vor allem ein Abend in der Ebersberger Pfarrkirche im Gedächtnis geblieben: "Da durften wir an der europaweiten Uraufführung des "Second Sacred Concerts" von Duke Ellington mitwirken, das war eine sehr große Ehre." Das sind freilich schöne Erinnerungen - und doch: Alles in allem aber sei die Big-Band ein "sehr kräftezehrendes Unterfangen" gewesen.

Heute allerdings hat Ametsbichler gut lachen: Sein unermüdlicher Einsatz hat sich gelohnt. Die Ebersberger Jazz-Szene hat sich die vergangenen Jahre wunderbar entwickelt, etliche Profimusiker hervorgebracht und ein reiches Publikum gefunden. Genauso wie Ametsbichler viele Mitstreiter. Gekrönt wird diese erfreuliche Entwicklung nun von dem Festival Ebe-Jazz 15, das von internationalen Stars bis hin zu jungen Talenten aus dem Landkreis die ganze Bandbreite des Genres bietet. Auch der Anfänge wird dabei gedacht, vor allem mit dem Auftritt der Thirty-Years-After-Big-Band. Sie wird am Samstag, 17. Oktober, im Ebersberger Alten Kino ein Doppelkonzert mit dem Septett von Karl Ratzer bestreiten.

Ebersberg: Bereits 1998 gab es eine Reunion, damals eröffnete die Ten-Years-After-Big-Band mit einem umjubelten Konzert die ersten Ebersberger "Jazzdays".

Bereits 1998 gab es eine Reunion, damals eröffnete die Ten-Years-After-Big-Band mit einem umjubelten Konzert die ersten Ebersberger "Jazzdays".

(Foto: privat)

Bei dem musikalischen Klassentreffen kommen viele jener Talente zusammen, die sich vor drei Jahrzehnten dank Ametsbichler erfolgreich die Welt des Jazz erschlossen. 17 Musiker, die heute teils international die Bühnen bespielen, ihre Wurzeln im Landkreis jedoch nie vergessen haben. Zum Beispiel der Bassist Martin Zenker, der Gitarrist Borwin Kohnert sowie die Saxofonisten Notker Zikeli, Stefan Wich, Martin Schäfer und Harry Saltzmann. "Knapp 50 Musiker haben wir damals verschlissen", erinnert sich Ametsbichler lachend an die Anfänge der Big-Band, doch dass aus seiner Talentschmiede gleich neun erfolgreiche Profis hervorgehen würden - damit habe er nicht gerechnet.

Entsprechend stolz und in freudiger Erwartung sieht der Bandleader der Wiedervereinigung auf der Bühne des Alten Kinos entgegen. Der Abend werde nicht nur einen ganz besonderen Moment in der Jazzgeschichte des Landkreises bieten, sondern "auch ein sehr schönes Konzert", verspricht Ametsbichler. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass der Meister seine einstigen Eleven zusammentrommelt: Bereits 1998 gab es eine Reunion, damals eröffnete die Ten-Years-After-Big-Band mit einem umjubelten Konzert die ersten Ebersberger "Jazzdays". Für diese Veranstaltungsreihe zeichnete alleine Ametsbichler verantwortlich. Hinter dem Festival, das diesen Herbst Premiere feiert, stehen hingegen gleich mehrere Veranstalter: Die Initiative "Jazz.Grafing", der Betreiberverein von Altem Kino und Altem Speicher in Ebersberg, die Musikschule, der Grafinger Kulturverein sowie das Ebersberger Café Zimtblüte. Schon alleine daran lässt sich ablesen, wie sich der Stellenwert des Jazz im Landkreis gewandelt hat.

Thirty-Years-After-Bigband von Josef Ametsbichler Grafing

Lange her: Vor dreißig Jahren gründete Josef Ametsbichler eine Big Band, aus der zahlreiche Talente hervorgingen.

(Foto: Josef Ametsbichler)

Das Repertoire der Revival-Big-Band wird Ametsbichler so gestalten wie zu "alten Zeiten", nämlich aus großen Namen wie Duke Ellington, Dizzy Gillespie oder Peter Herbolzheimer. Deren Kompositionen und Arrangements waren für die Nachwuchsmusiker der ersten Stunden herausforderndes Material - sind aber für die Bandmitglieder von heute noch genauso attraktiv. Nur dass Stücke wie "Sophisticated Lady", "A Night in Tunisia" oder "On Green Dolphin Street" diesmal eben mit professionellerem Anspruch, mit mehr Reife und Können dargeboten werden. Was allerdings nicht bedeutet, dass die verschiedenen musikalischen Charaktere der einstigen Band heute nicht mehr durchscheinen. "Ich erkenne den Stil eines jeden mit verbundenen Augen heraus", hatte Ametsbichler 1998 über die Ten-Years-After-Big-Band gesagt. Sehr wahrscheinlich gilt das heute immer noch.

Doppelkonzert Thirty-Years-After-Big-Band und Karl-Ratzer-Septet, am Samstag, 17. Oktober, um 19 Uhr im Alten Kino in Ebersberg. Infos und Tickets online unter www.ebe-jazz15.de, unter (08092) 255 92 05 sowie im Foyer des Alten Speichers im Klosterbauhof.

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