Ebersberg:Erfahrung und Sensibilität

LRA, neue Behindertenbeauftragte

Am Mittwoch ist Christine Niederreiter im Ebersberger Landratsamt erstmalig zur Sprechstunde anzutreffen, von 9 bis 12 Uhr.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Christine Niederreiter ist seit Anfang Januar neue Behindertenbeauftragte des Landkreises

Von Stefanie Deimel, Ebersberg

"Wenn man sich für das Amt bewirbt, dann muss man auch dahinterstehen", sagt Christine Niederreiter. Die 53-Jährige ist seit Januar die neue Behindertenbeauftragte des Landkreises Ebersberg, ihre Amtszeit ist vorerst auf ein Jahr begrenzt. Doch Niederreiter hat es sich gut überlegt, sie würde das Ehrenamt auch langfristig übernehmen, sagt die Anzingerin. Noch steht Niederreiter am Anfang ihrer neuen Aufgabe, sie würde sich jetzt Schritt für Schritt einarbeiten, Kollegen kennenlernen und Fortbildungen machen, erzählt Niederreiter. Am Mittwoch ist die neue Behindertenbeauftragte dann erstmals persönlich in der Sprechstunde im Ebersberger Landratsamt anzutreffen, die künftig jeden zweiten Mittwoch von 9 bis 12 Uhr stattfinden soll.

Im sozialen Bereich hat Christine Niederreiter jahrelange Erfahrung. Bevor sie nach Deutschland zog, war die gebürtige Österreicherin bei der Lebenshilfe tätig. Inzwischen arbeitet Niederreiter im Bereich Alltagsbegleitung und betreutes Wohnen bei der Caritas. "Ich wollte schon immer mit Menschen im Beruf zu tun haben", erzählt sie. Es wäre schön zu sehen, "dass man helfen kann". Hilfestellung bieten zu wollen, sei ein Grund gewesen, warum sich Niederreiter als Behindertenbeauftragte bewarb, sagt sie. Mit ihrem Amt wolle sie vor allem wegweisend für Menschen und ihre Anliegen sein, Behinderten komplizierte Wege vereinfachen oder ersparen. Konkrete Pläne, die sie im Landkreis umsetzen möchte, hat Christine Niederreiter bisher noch nicht, erst einmal abwarten, mit welchen Anliegen die Menschen an sie herantreten und welche Schwerpunkte sich dabei auftun würden. Über die Bewerbung auf das Amt hat die dreifache Mutter zuvor ausführlich mit ihrer Familie gesprochen, für die nun weniger Zeit bleibt. Trotzdem dürfe man nicht vergessen, dass es sich "nur" um ein Ehrenamt handeln würde, betont Niederreiter. Bei der Caritas wird sie weiterhin hauptberuflich tätig sein. Neben der Sprechstunde kann man die Behindertenbeauftragte jederzeit per Mail erreichen, bei Bedarf rufe sie auch gerne zurück, sagt Niederreiter. Ihre private Telefonnummer möchte sie aber nicht veröffentlichen.

Wie gut Behinderte im Landkreis integriert sind und ob es Bedarf an weiteren Einrichtungen gibt, kann Niederreiter noch nicht genau einschätzen. Auch hier möchte sie sich mit der Zeit ein Bild machen und auf Anliegen, die sie erreichen, reagieren. Grundsätzlich hätte sich der Umgang mit behinderten Menschen in den letzten Jahren schon gebessert, sagt Niederreiter. Vor allem junge Menschen wären oft sehr hilfsbereit, erzählt sie. Durch ihre Tätigkeit bei der Caritas kennt Niederreiter die Erfahrungen, die gehbehinderte Senioren im Alltag machen. Etwa am Bahnhof in Markt Schwaben wären diese zwecks mangelnder Barrierefreiheit oftmals auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen, sagt die Behindertenbeauftragte.

Um Gehbehinderten eine Übersicht zur Barrierefreiheit im Landkreis zu bieten, werde derzeit etwa an einer "Wheelmap" gearbeitet, kündigt Niederreiter an. Im Februar nimmt sie an einer entsprechenden Fortbildung teil, um aktiv daran mitwirken zu können. In Ebersberg gibt es zwar bereits einen Behindertenführer, an dem die ehemalige Behindertenbeauftragte Irmgard Huber beteiligt war, doch die Karte beschränkt sich rein auf die Kreisstadt. Die "Wheelmap" dagegen ist eine interaktive Plattform, die online in Form einer weltweiten Karte Auskunft über Rollstuhlgerechte Orte gibt.

Doch nicht nur Barrierefreiheit gehört für eine Behindertenbeauftragte zu den wichtigen Themen. Man müsse "die ganze Bandbreite von Behinderung ins Auge fassen", sagt Niederreiter. Sie kann sich auch vorstellen, Projekte mit Kindern zu unterstützen. Schon im Kindergarten und in der Grundschule müsse man darauf achten, Behinderte zu integrieren, um einen offenen Umgang zu fördern, sagt Niederreiter. Auch sie musste erst lernen, dass man Menschen so nimmt, wie sie sind. Da sie selbst keine Behinderung hat, müsse sie sich umso mehr bemühen, Situationen aus einer anderen Perspektive sehen zu können, findet sie. Als Behindertenbeauftragte sei es wichtig, einiges an Erfahrung mit Behinderten mitzubringen "und Sensibilität", sagt sie. Befürchtungen, dass das Amt sie emotional zu stark belasten könnte, hat Christine Niederreiter aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung nicht. "Ich denke, dass ich dem gewachsen bin", sagt sie.

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