Serie: Juroren der Jugendkultur (1):Engagierte Cineastin

Serie: Juroren der Jugendkultur (1): Als Herrin über die Tickets, hier im wunderschönen Foyer des Alten Speichers in Ebersberg, muss sich Barbara Lux "manchmal einiges anhören".

Als Herrin über die Tickets, hier im wunderschönen Foyer des Alten Speichers in Ebersberg, muss sich Barbara Lux "manchmal einiges anhören".

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Barbara Lux vom Alten Kino freut sich als Jurorin des Jugendkulturpreises über politisch interessierten Nachwuchs

Von Anja Blum, Ebersberg

Barbara Lux ist, nach Markus Bachmeier, das Gesicht des Alten Kinos und des Alten Speichers. Sie kümmert sich um das "Mittwochskino", die "Kindertheatertage", den Vorverkauf, kennt sich mit der Technik aus und arbeitet in der Gastronomie mit. Ganz von Anfang an ist Barbara Lux zwar nicht dabei gewesen - als das Ebersberger Alte Kino 1992 als Kleinkunstbühne eröffnet wurde, reiste sie durch die USA - "aber ich wurde über alles auf dem Laufenden gehalten, per Post und R-Gespräch", erzählt sie.

"Kulturstudio" hieß der Verein, der damals die Filmsparte im Alten Kino übernahm, "da waren eigentlich alle meine Freunde dabei". Und so saß auch Lux nach ihrer Rückkehr 1993 gleich mit im Boot der Ehrenamtlichen - und sah in diesem Engagement eine "Chance auf was Neues", auf ein wenig Subkultur auf dem Land. "Wir waren schon ziemlich politisch damals", erzählt sie, "natürlich war ich in Wackersdorf, dort habe ich das erste Mal die Toten Hosen gesehen".

Dies sei jedenfalls eine Zeit gewesen, die sie sehr geprägt habe, sagt die heute 45-Jährige. Offen und kritisch zu bleiben, das ist Barbara Lux bis heute ein Anliegen. Sei es beim Mittwochskino, in dessen Programm sie immer mal wieder Experimentelles oder gar schwer Verdauliches packt, oder aber als Jurorin des Jugendkulturpreises. "Mich freut es total, dass die jungen Menschen heute, vor allem angesichts der Flüchtlingskrise, wieder viel politischer sind als es schon war. Da passt auch dieser Preis ganz wunderbar dazu." Das kann Lux zu Hause an ihren zwei Kindern, die 17 und 14 Jahre alt sind, beobachten; aber auch im Alten Kino, in dessen Team viele junge Leute arbeiten. "Und das schätze ich sehr, denn die bringen viele neue Ideen und eine ganz große Offenheit mit."

Lux ist eigentlich Orthopädietechnikerin, hat früher Schienen, Brustprothesen und Mieder hergestellt. "Das Handwerk und dass man den Menschen damit helfen konnte, das hat mir gefallen", sagt sie. Doch mit dem Gesundheitssystem sei sie irgendwann nicht mehr zurechtgekommen. "Ungerechtigkeit macht mich rasend." Zudem nahm die Kultur einen immer größeren Raum ein in Lux' Leben: Schon bald begann sie, sich mit Licht- und Tontechnik auseinanderzusetzen, betreute Veranstaltungen im Alten Kino und an anderen Spielstätten, ging mit Künstlern wie Sissi Perlinger oder Helmut Schleich auf Tour. Dann wurde sie Mutter - und kehrte zu ihren Wurzeln in Ebersberg zurück. 2003 gaben die Ehrenamtlichen vom Kulturstudio die Filmsparte im Alten Kino auf, Lux übernahm die Aufgabe als Angestellte. "Seitdem ist das mein Herzensprojekt." Zwar sei das Format zu klein für cineastische Großprojekte wie Werkschauen, doch die eine oder andere Perle, den ein oder anderen schweren Stoff mutet Lux ihrem Publikum durchaus zu - mit Erfolg. "Wir haben ein wirklich treues Stammpublikum von etwa 80 Zuschauern, die sogar kommen, wenn sie nicht wissen, was läuft", sagt sie und strahlt.

In der Jury des Kulturpreises ist Lux die Filmexpertin, "aber ich freue mich über wirklich jede Einreichung", sagt sie. Für die 45-Jährige ist das Projekt des Kreisjugendrings nämlich vor allem eines: "eine Chance auf einen Dialog der Generationen". Schließlich wollten die Kinder und Jugendlichen mit ihren Werken immer auch etwas sagen - "und ich finde es generell enorm wichtig, dass man sie ernst nimmt, schätzt und ihnen zuhört", so Lux. Und auch wenn der Jugendkulturpreis noch nicht so angenommen wird, wie sich das manch einer wünscht, Lux ist zuversichtlich: "Das wird sich noch steigern, wir brauchen da einfach einen langen Atem."

Das Thema des Jugendkulturpreises 2015 lautet "Glückskeks". Eingereicht werden können alle Arten der Umsetzung: Gemaltes, Skulpturen, Fotos, Videos, Texte, Musikstücke, Dramaturgisches oder auch - wortwörtlich - Backwaren. Teilnehmen können Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 21 Jahren, allein oder als Gruppe. Der Kreisjugendring (KJR) nimmt die Arbeiten in seiner Geschäftsstelle in der Bahnhofstraße 12 in Ebersberg entgegen, Abgabeschluss ist am Montag, 26. Oktober, um 18 Uhr. Als Preisgeld winken insgesamt 1000 Euro; auf wie viele Gewinner die Summe verteilt wird, hängt von der Zahl der Teilnehmer ab. Die Preisverleihung findet am Freitag, 30. Oktober, um 19 Uhr beim Ebersberger Kunstverein im Klosterbauhof statt.

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