Ebersberg:Ende nach fast 30 Jahren

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2008 wurde das 20-jährige Bestehen des Ladens gefeiert, Bettina Goldner gehört fast von Beginn an zum Team. (Foto: Christian Endt)

Der Welt-Laden im evangelischen Gemeindehaus Ebersberg öffnet am Sonntag zum letzten Mal

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Fair gehandelter Kaffee und Tee wurden immer noch gern gekauft. Schmuck, Geschirr, Kerzen und Tücher hingegen blieben in letzter Zeit oft lange in den Regalen des Welt-Ladens im Untergeschoss des evangelischen Gemeindehauses in Ebersberg liegen. "Es ist vielleicht nicht mehr die Zeit für Schnickschnack", sagt Bettina Goldner, die kurz nach der Gründung des Ladens im Jahr 1988 zum Team gestoßen ist. Nicht zuletzt aufgrund des nachlassenden Interesses der Kunden öffnet der Welt-Laden am kommenden Sonntag, 3. April, zum letzten Mal.

An sich hatte die Kirchengemeinde in Erwägung gezogen, die Räume im Untergeschoss des Gemeindezentrums dem Landratsamt als Unterkunft für Asylbewerber anzubieten, wie Pfarrer Edzard Everts erläutert. Man sei von der Kirche dezidiert aufgefordert worden, zu prüfen, ob es Möglichkeiten für diesen Zweck gäbe. Die Idee des Ebersberger Kirchenvorstands sei daher gewesen, die Räume im Untergeschoss - darunter auch einen, der von der evangelischen Jugend genutzt wird - für die Unterbringung von zwei Familien zur Verfügung zu stellen. Doch die Umsetzung der Idee hat sich laut Everts schwieriger herausgestellt als zunächst vermutet: Man hätte nicht nur eine Änderungsnutzung beantragen und ganz neue Anforderungen beim Brandschutz und der Trinkwasserversorgung beachten müssen, man hätte zudem auch keine Mitsprachemöglichkeiten, beispielsweise bei der Zahl der Flüchtlinge, gehabt. Dies habe man als problematisch empfunden, weil das Haus ja weiter als Gemeindehaus genutzt werde. Letztlich hätten sich die Pläne zerschlagen.

Beim Team des Welt-Ladens habe er freilich schon vorher angefragt, ob man den Raum möglicherweise anders nutzen könnte, so der Pfarrer. Diese Bereitschaft sei signalisiert worden, auch in der Mannschaft des kleinen Ladens habe es schließlich immer wieder Diskussionen über die Zukunft gegeben. "Wir haben es im Team besprochen und es eingesehen", sagt Bettina Goldner über die schwierige Entscheidung, die jedoch ohne den Anstoß von außen wohl nicht gerade jetzt gefallen wäre. "Für mich hätte es gerade gar keinen aktuellen Anlass gegeben aufzuhören", sagt sie. Allerdings habe sie schon einige Zeit nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin gesucht, zudem sei auch ihr klar gewesen, dass der Laden nicht mehr so gut lief. Das Kunstgewerbe habe schon länger nicht mehr besonders viele Kunden angezogen, die Lebensmittel aus fairem Handel gebe es heute auch in vielen Supermärkten, die Umsätze hätten daher stagniert oder seien sogar etwas zurückgegangen. Überdies gebe es auch im benachbarten Grafing einen sehr schönen Welt-Laden.

Immerhin aber kamen auch im Ebersberger Laden jedes Jahr mehrere 100 Euro Gewinn zusammen, die stets für soziale Zwecke gespendet wurden. Brot für die Welt, Projekte für die Resozialisierung von Kindersoldaten und für die Unterstützung von Straßenkindern waren nur einige von ihnen, wie sich Goldner erinnert. Dass der Weltladen nun schließt, bedeutet freilich nicht, dass künftig gar keine fair gehandelten Waren mehr im Gemeindehaus verkauft werden. Beliebte Produkte wie etwa Kaffee und Tee können weiterhin beim Kirchenkaffee nach dem Sonntagsgottesdienst erworben werden.

Der Schlusspunkt für den Welt-Laden wird am Sonntag im Rahmen einer kleinen Feier gesetzt. Die Kirchengemeinde dankt dem Team im Rahmen des Gottesdienstes um 10.30 Uhr. Im Anschluss sind alle zu einem kleinen Imbiss, Kuchen und Prosecco eingeladen.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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