Ebersberg:Ein Held des Jazz

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Valentin Winhart hat einen Film über seinen Vater Franz Dannerbauer (Porträt im Hintergrund) gedreht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Jazz-Festival zeigt Film über Franz Dannerbauer

Von Claus Regnault, Ebersberg

Er ist aus dem Wald gekommen: Franz Dannerbauer, der Jazz-Bassist und Jazz-Komponist von Rang, ist im Bayerischen Wald geboren. Den angesagten Beruf als Speditionskaufmann hatte er in den Wind geschlagen und sich für den vor über dreißig Jahren wenig populären Beruf des Jazzmusikers entschieden. Der Wald wirkt in seiner Musik nach. Seine kompositorischen Mittel ereignen sich überwiegend in der Vertikale des Akkords, sind quasi Stamm-bezogen, während die Horizontale des melodisch fließenden Ablaufs weniger seine Sache ist.

Beim Ebersberger Jazz-Festival wurde der von seinem Sohn Valentin Winhart gedrehte Film über sein Leben und seine Kunst in Gegenwart des Musikers aufgeführt, eine sehr berührende Hommage des Sohnes an den Vater. Dannerbauer lebte lange in dem zum Landkreis gehörenden Dorf Baiern, bis es ihn der Liebe halber nach München zog. Tatsächlich passt er qua Herkunft und Wesen besser in die dörfliche Umgebung. Der Film zeigt den wandernden Dannerbauer auf den weiten, das Dorf umgebenden Matten, begrenzt durch die ferne Bergkette - fast eine Inkunabel der Einsamkeit.

Der Film zeigt auch die enorme Resonanz, die Dannerbauer bei namhaften Jazzkollegen hat, in sehr sprechenden Interviews. So kommen unter anderem die Musiker Karl Lehemann, Claus Raible und Stefan Zenker zu Wort. Sie bringen zum Ausdruck, dass sie um den Ausnahmecharakter ihres Kollegen wissen, dass nämlich seine Kunst nicht den Bonus der Popularität hat. Was seine Musik charakterisiert, ist eine gewisse Schwerfüßigkeit, wohl zusammenhängend mit seinem Instrument, dem dunkel tönenden Kontrabass, und einer tiefen Melancholie. Nicht umsonst heißt einer seiner Titel "The man, who never became happy", zu finden auf dem Album "Cross in the darkness".

Dannerbauer stößt in seinen Kompositionen relativ selten in ein befreites Up-Tempo vor. Sein bisher letztes Album trägt den Titel "Paralyse" und ist wohl die kompositorische Antwort auf den Schock, der die bei ihm festgestellte Parkinson-Erkrankung ausgelöst hat. Trotzdem will er weitermachen und hat für März 2016 ein Konzert in München ins Auge gefasst. Nicht nur deswegen ist er ein Held der Jazzmusik, vergleichbar ob ihres Schicksals mit Figuren wie Oscar Peterson, Michel Petrucciani und anderen.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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