Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Ein Haus für Obdachlose

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Ebersberg stimmt Projekt der Diakonie Rosenheim zu

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

Gerade in der kalten Jahreszeit geht es denen schlecht, die kein Dach über dem Kopf haben. Das Problem ist auch im Landkreis nicht unbekannt und werde, so Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer, durch diejenigen Flüchtlinge, deren Asylantrag anerkannt ist, künftig nicht kleiner. Für deren Unterbringung muss nämlich, wie für die aller anderen Obdachlosen auch, die jeweilige Gemeinde sorgen. Erleichterung könnte nun ein Projekt der Diakonie Rosenheim bringen: Diese renoviert derzeit das Haus einer Münchner Stiftung an der Eberhardstraße in Ebersberg. Geplant ist, dort eine Unterkunft mit zirka zehn Plätzen einzurichten. Auch eine sozialpädagogische Betreuung soll vor Ort eingebunden werden.

Bereits im November vergangenen Jahres beschlossen einige Gemeinden des Landkreises, beispielsweise Emmering und Anzing, an dem Projekt teilzunehmen - nun wurde der Beschluss auch im Ebersberger Sozialausschuss verabschiedet. Die Beteiligung der Kommunen besteht darin, ihre Obdachlosen in besagte Einrichtung zu geben. Die Kosten belaufen sich pro Platz auf 510 Euro im Monat, die tagesgenau abgerechnet werden. Gedacht ist das Haus nicht primär für die "Durchreise-Obdachlosen", die ohnehin nicht in einer Gemeinde bleiben, sondern für Menschen, die beispielsweise aus ihrer Wohnung ausziehen müssen, ohne eine neue Bleibe zu haben. "Wir als Gemeinde haben natürlich keine Wohnungen auf Reserve - solche Lösungen sind also notwendig", fasste Brilmayer zusammen. Bisher wurden Obdachlose in der Kreisstadt beispielsweise in Pensionen untergebracht.

"Sobald die sogenannten Fehlbeleger aus den Unterkünften ausziehen, müssen wir uns um diese kümmern", so Brilmayer. "Es ist leichter, hier eine Arbeit als eine Wohnung zu finden." Vor Weihnachten seien unter zirka 1600 Flüchtlingen in den Unterkünften 36 sogenannte Fehlbeleger gewesen, fügte er hinzu. Bisher sei es allerdings noch nicht der Fall gewesen, dass jemand mit anerkanntem Asylantrag im Rathaus nach Obdach gesucht habe. "Noch nicht", warf an dieser Stelle Stadtrat Martin Schedo (CSU) ein. Man ist sich einig: "Das Problem wird sich verschärfen."

Für das Grundstück an der Eberhardstraße gab es in der Vergangenheit schon einmal einen Bauantrag - die Möglichkeit, dort ein zweites Gebäude hinzustellen besteht. Christoph Münch (SPD) wollte wissen: "Wie funktioniert es, wenn die Nachbargemeinden Leute in die Unterkunft in Ebersberg schicken - sind wir dann für die Unterbringung danach zuständig?" Hauptamtsleiter Erik Ipsen konnte an dieser Stelle beruhigend darauf hinweisen, dass dieser Punkt bereits vertraglich ausgeschlossen sei. Auch dass aus anderen Landkreisen oder aus München Obdachlose in der Unterkunft untergebracht werden, sei nicht vorgesehen, so Ipsen. "Ich gehe sowieso davon aus, dass sie da sehr gut ausgelastet sein werden."

Einig waren sich die Ebersberger Stadträte darüber, dass man der Diakonie in ihren Bemühungen gegen Wohnungslosigkeit "Vertrauensvorschuss" gewähren solle, wie es Annemarie Will von den Grünen formulierte. Auch darüber, dass eine Betreuung in der Einrichtung für alle eine große Hilfe sein werde, herrschte Einvernehmen.

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Quelle:
SZ vom 10.02.2016
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