Ebersberg:Ein Fest der Improvisation

Ebersberg: Die Jazzer in der Zimtblüte.

Die Jazzer in der Zimtblüte.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Begeisternder Latin-Jazz in der Ebersberger Zimtblüte

Von Claus Regnault, Ebersberg

Nun ist der Jazz vollends auch in Ebersberg angekommen. Die "Zimtblüte" im Klosterbauhof, die sich seit einiger Zeit als Jazzclub einen Namen macht, war brechend voll, das jazzaffine Publikum bestand ganz überwiegend aus Teilnehmern der mittleren Altersklasse, die Jüngeren waren selbst eher Bestandteil der jeweiligen Musikgruppen. Das Programm des Abends war "Latin-Jazz", angestimmt durch das Guataca Latin Jazz-Trio, eines Trios aus Ingolstadt, bestehend aus Charly Böck, Congas, Mathias Preissinger, Piano, und Manolo Diaz am Bass.

Sie erwiesen sich als Kenner einer Musik, die sich in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts über die Begeisterung für Größen wie Dizzy Gillespie, James Moody und Ray Brown (demnächst Stargast des Festivals EBE-JAZZ 15) und dank der Nähe der karibischen Inseln und ihrer Musik im Jazz etabliert hatte. Diese Musik bildete ein Gegengewicht zur Blues-betonten Entwicklung des Jazz in den ersten vier Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts. Beredte Ergänzung fand das Trio in dem wunderbar lyrischen Flügelhornspiel des aus Landshut angereisten Harald Kuhn.

Und dann präsentierte sich eine schier endlose Zahl von Gruppen, die angetreten waren, ihre Improvisationskünste zu demonstrieren. Da tat sich zunächst unter teilweiser Beteiligung des Latin-Trios ein Session Set zusammen, in welchem unter dem rhythmisch makellosen Schlagzeug von Thomas Elvenspoek der 16jährige Niklas Roewer am Piano mit immer wieder erstaunlicher Sicherheit seine Pianolinien zog, der Pienzenauer Sepp Schmölz, Trompete, seine Phrasen bis in die high notes trieb, der Erdinger Werner Riedel, Posaune, und der Haussaxofonist der Grafinger Jazzinitiative, Joachim Jann, das reife Spiel ihrer Vorläufergeneration demonstrierten. Später kam noch der ungemein talentierte Münchner Gitarrist Paul Brändle hinzu.

Der nächste Session Set, wiederum rhythmisch bestimmt durch Elvenspoek und mit Unterstützung durch das gekonnte Percussionspiel von Frank Haschler, hatte in dem aus München angereisten Vincent Eberle ein viel versprechendes Trompetentalent und als aparte Erinnerung an ein früheres Konzert von Chocolate Disaster die Altsaxofonistin Anna Keller zu bieten, die sich über Cole Porters Hit "Night and Day" als Mambo und im up-Tempo über dessen "What ist this thing calls Love" hermachten.

Einen weiteren, wohl den letzten Set des Abends, bildeten der profinahe Klaus Grünfelder, Tenorsaxofon, und Winfried Kraus, Piano, beide aus Vaterstetten, Martin Wessalowski als Gitarrist von hohen Graden, Frank Haschler an den drums und Markus Felski am Bass. Nicht erst bei dieser Gruppe fiel allerdings auf, dass die Häufung von Improvisationen ein anstrengendes, sogar ermüdendes Erlebnis sein kann. Sie mögen noch so gekonnt und reich an Variationen sein, ein bisschen fehlt ihnen doch die Einbindung in ein gutes Arrangement als Portal und als Basis für die jeweils folgende Improvisation. Aber wie dem auch sei, das zahlreich erschienene Publikum blieb hellwach und bei der Stange und verteilte überdies großzügig seine teilweise begeisterte Zustimmung an jeden der Akteure.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: