Corona-Krise:Ebersbergs Ehrenamtliche nähen Masken für Praxen und Heime

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Symbolfoto. (Foto: dpa)

Die Stoffe sind zertifiziert, sie kommen den oft ungenügend ausgerüsteten Einrichtungen zugute. Eine dreistellige Zahl an Freiwilligen hat sich bereits gemeldet.

Von Johanna Feckl, Ebersberg/Poing

20 Meter hat sich eine Poingerin bereits abgeholt. Sie ist eine von vielen Menschen im Landkreis Ebersberg, die sich ehrenamtlich dem Nähen verschrieben haben. Ende vergangner Woche kam die Frau dann ein zweites Mal. Wieder sollten es 20 Meter sein. 140 Stück hat sie aus den ersten 20 Metern genäht, noch einmal so viele sollen aus den anderen 20 Metern entstehen. Die Rede ist von Schutzmasken.

Dieser Tage sind Masken im Pflege- und Gesundheitsbereich ein rares Gut. Nicht unbedingt förderlich für die grundlegende Knappheit ist, dass sie regelmäßig gewechselt werden müssen, um ausreichend Schutz vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 zu gewährleisten - oder um zu verhindern, dass eine möglicherweise infizierte Pflegekraft das Virus an Patienten überträgt. Deshalb hat bereits Ende März Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) angekündigt, Landkreise und kreisfreie Städte mit zertifiziertem Material zu versorgen, damit Nähereien selbst Schutzmasken herstellen können. Und so wird auch in diversen Gemeinden im Ebersberger Kreis fleißig genäht.

Das Prozedere ist recht einfach, wie Pressesprecherin Evelyn Schweiger vom Landratsamt erklärt: Der Freistaat hat bislang zehn Rollen von dem zertifiziertem Vlies an die Kreisbehörde geliefert. Eine Rolle ist 400 Meter lang - ziemlich viel Stoff also. Die Ebersberger Firma IAC Group ist laut Schwaiger vor einiger Zeit auf das Landratsamt zugekommen und hat angeboten, kostenlos aus den Stoffbahnen passende Rohlinge zuzuschneiden.

Privatpersonen können sich in Gruppen zusammenschließen oder auch alleine im Landratsamt anfragen und bekommen dann einen Teil des vorgeschnittenen Stoffes geliefert, um daraus sogenannte Mund-Nasen-Schutzmasken zu nähen. Die fertigen Masken sammelt das Landratsamt dann wieder ein und verteilt sie an die Kreisklinik sowie landkreisweit an Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen.

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Mehr als 100 freiwillige Näherinnen und Näher haben sich gemeldet

Mehr als 100 freiwillige Näherinnen und Näher haben sich bislang beim Landratsamt gemeldet, wie Schwaiger sagt. 4600 fertige Masken sind daraus schon entstanden. Poing bilde bei der Aktion eine Ausnahme: Als einzige Gemeinde im Landkreis übernimmt sie die Koordination der Verteilung des Stoffs für den gesamten Ort. Poinger also, die sich an der Kampagne beteiligen möchten, können sich direkt an das Rathaus wenden.

"Aus einem Meter Vlies bekommt man sieben Masken", erklärt Astrid Halbritter vom Poinger Rathaus. Sie koordiniert dort die Näh-Aktion. Neben dem Stoff bekommen die Helferinnen und Helfer auch entsprechend Draht für den Nasenbereich der Masken, ein Schnittmuster und ein Anschauungsbeispiel, falls gewünscht. Das einzige, was selbst gestellt werden muss, sei der Faden, so Halbritter.

Bislang haben sich schon mehr als 20 Poinger bei ihr gemeldet, um bei der Aktion mitzumachen. In dieser Woche seien schon einige neue Ehrenamtliche hinzugekommen. Gut 1000 Masken aus 140 Meter Vlies sind bereits entstanden. Von der Ausgabe von zwei Meter Stoff bis 20 Meter, Näh-Anfängerinnen bis Profis - alles sei schon dabei gewesen. "Es sind ganz einfache Masken mit drei Falten vorne dran", sagt Halbritter. Und weil Vlies nicht ausfranst und deshalb kein Einsäumen notwendig ist, sei das selbst für Unerfahrene an der Nähmaschine überhaupt kein Problem. Die fertigen Masken können dann entweder in einem Tütchen in den Briefkasten am Rathaus eingeworfen werden oder, falls es dafür zu viele sind, während der Geschäftszeiten im Rathaus abgegeben werden.

Der gestellte Vlies ist laut Wirtschaftsminister Aiwanger für FFP2- und FFP3-Masken zertifiziert. Evelyn Schwaiger vom Ebersberger Landratsamt ergänzt, dass der Stoff dadurch besser geeignet sei als herkömmliche Baumwolle - und sogar bei 60 Grad waschbar. Auch Poing weist auf der Website explizit darauf hin, dass selbstgenähte Baumwollmasken oder Masken aus eigenem Stoff von der Aktion ausgenommen sind. In solchen Fällen fehle die notwendige Zertifizierung - und damit ein ausreichender Schutz für den Pflege- und Gesundheitsbereich.

Wer bei der Aktion mitmachen möchte, wendet sich an das Ebersberger Landratsamt unter (08092) 823-680. Poinger können direkt mit Astrid Halbritter Kontakt aufnehmen, entweder telefonisch unter (08121) 97 94-900 oder per E-Mail an halbrittera@poing.de.

© SZ vom 23.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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