Ebersberg:Echo der Vergangenheit

Die fusionierte Kreissparkasse gilt als kerngesund - eine Zwangsversteigerung zeigt, dass das offenbar nicht immer so war.

Tom Soyerund Florian Tempel

Ende Februar haben die Kreissparkasse München-Starnberg und die Kreissparkasse Ebersberg ihren Fusionsvertrag unterzeichnet und mit Champagner in der Münchner Zentrale auf eine erfolgversprechende gemeinsame Zukunft angestoßen - als zwei Partner, die sich gesucht und gefunden haben. Dass die Ebersberger, wie auch eine aktuelle Erdinger Zwangsversteigerung beleuchtet, noch vor sechs, sieben Jahren ein Sanierungsfall mit schwierigen Kreditlasten waren, bestreitet Josef Bittscheidt, der seit dem 1.Mai als Vorstandsvorsitzender der gemeinsamen Großsparkasse fungiert, zwar - schwierige Zeiten hatten sie aber definitiv.

Der Sparkassenchef macht kein Hehl daraus, dass "Ebersberg aus der Zeit von 2000 bis 2004 durchaus eine schwierige Phase hinter sich hat". Die habe mit einer sehr progressiven, manchmal allzu progressiven Kreditpolitik der alten Vorstände in den neunziger Jahren zu tun, heißt es dazu in eingeweihten Kreisen in der Sparkasse. Einzelfälle aus dieser Zeit wurden auch bekannt, etwa der des früheren Ebersberger CSU-Bundestagsabgeordneten Josef Hollerith, bei dem sich die Kreissparkasse Ebersberg mit Millionen engagiert hatte - bis zur Pleite von dessen Firma. Bittscheidt erinnert daran, dass Ebersberg diese Altlasten bis zur Fusion abgearbeitet und hinter sich gelassen habe. Seine beiden neuen Ebersberger Vorstandskollegen Peter Waßmann und Andreas Frühschütz seien als Sanierer geholt worden und hätten es geschafft, das Ebersberger Institut aus eigener Kraft zu konsolidieren. "Seit zwei, drei Jahren ist die Sparkasse Ebersberg zurück in der Welt der guten Sparkassen", bekräftigt Bittscheidt - die Fusion habe die Vorgeschichte berücksichtigt.

Das bekräftigt auch Landrätin Johanna Rumschöttel für den Landkreis München. "Die Regierung von Oberbayern und der Sparkassenverband haben die Fusion rauf und runter geprüft und für gut befunden", sagt sie. Von den "Altlasten" sei allen beteiligten Aufsichtsgremien "berichtet worden", ergänzt sie, und inzwischen seien "die Ebersberger Werte in Ordnung". Im Risikomonitoring der Sparkassen, so versichert auch Vorstand Bittscheidt, sei Ebersberg inzwischen wieder "grün".

Der aktuelle Altlastenfall ist eine Zwangsversteigerung des Hotels "Kastanienhof" am Erdinger Bahnhof. Das Amtsgericht Landshut hat die Auktion für den 28. Juli, 13.30 Uhr angesetzt. Nach einem Gutachten hat das Hotel inklusive 81 dazugehöriger Tiefgaragenplätze einen Verkehrswert von 4,83 Millionen Euro. Am gleichen Tag um 9 Uhr steht zudem die Versteigerung des ehemaligen Plus-Supermarkts inklusive 25 Tiefgaragenplätze - Gesamtswert 1,37 Millionen Euro - zur Versteigerung an. Eigentümer dieser

Immobilien ist ein Immobilienunternehmer aus Glonn im Landkreis Ebersberg. Der hat sich mit großen Bau- und Hotelprojekten offenbar übernommen. Zwei GmbHs, die ihm gehören oder an denen er beteiligt ist, sind bilanziell massiv überschuldet. So die ECU Beteiligungs-GmbH, die in Unterhaching an einem Hotelgebäude in einem "Erlenhofpark" genannten Komplex beteiligt ist. Der "Kastanienhof" in Erding gehört hingegen nicht ins Vermögen einer von Landthalers Gesellschaften, sondern zumindest teilweise ihm persönlich.

Landthaler hatte offenbar große Kredite bei der Kreissparkasse Ebersberg laufen. Diese Kredite hatte das Ebersberger Institut schließlich an die Frankfurter Inkassofirma Whiteshire Debt Solutions verkauft. Eine Atrion Collateral No. 2 GmbH aus Frankfurt betreibt nun die Versteigerung.

Im Landkreis Ebersberg ist diese Gesellschaft nicht unbekannt. Sie betreibt die Zwangsversteigerung eines Grundstücks in Markt Schwaben, das dem ehemaligen Ebersberger CSU-Kreisschatzmeister Martin Decker gehört. Nach Informationen der SZ hat Decker, der früher Mitglied des Verwaltungsrats der Kreissparkasse Ebersberg war, das Grundstück auch mit Krediten der Ebersberger Sparkasse erworben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: