Ebersberg:Ebersberg will barrierefrei werden

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Landkreis untersucht die Lebensbedingungen behinderter Menschen und kündigt einen Aktionsplan an

Barbara Mooser

Wie Menschen mit Behinderungen im Landkreis leben, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben und wie gut sie am öffentlichen Leben teilhaben können, das will der Landkreis in den nächsten Monaten in einer umfangreichen Untersuchung herausfinden. Doch nicht nur das: Anschließend sollen konkrete Schritte unternommen werden, um die Situation zu verbessern.

Landkreis Ebersberg will die Lebensbedingungen behinderter Menschen verbessern. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Der Aktionsplan, mit dem auch die Behindertenkonvention der Vereinten Nationen umgesetzt wird, wird klare Aufgabenbeschreibungen, Fristen und Verantwortlichkeiten aufführen. Der Antrag hierfür war von der SPD ausgegangen - Zustimmung fand er im Ausschuss für Familie, Schulentwicklung, Soziales, Kultur und Sport des Kreistags (FSK) trotz der jährlichen Kosten von 11500 Euro aber fraktionsübergreifend. Die SPD hatte bereits in ihrem Antrag diverse Themenfelder definiert. Dabei könnte der Landkreis bei der Suche nach Verbesserungspotential gleich bei sich selbst anfangen. Alle Einrichtungen des Landkreises sollen auf ihre Barrierefreiheit hin überprüft werden, auch die Internetpräsenz des Landkreises soll vollständig barrierefrei gestaltet werden. Informationsbroschüren und Formulare sollen in kontrastreichem Design und gut lesbaren Schriften gestaltet werden. Geprüft werden soll auch, ob es im Landkreis ausreichend behindertengerechte öffentliche Toiletten gibt und ob genügend barrierefreier Wohnraum vorhanden ist.

Das Jobcenter ist ebenfalls gefordert, wie die SPD findet: Hier soll darauf geachtet werden, dass im Arbeitsmarktprogramm die Interessen von Menschen mit Behinderungen ausreichend berücksichtigt werden. Angesprochen werden auch die Vereine: Sie sollen sich gemeinsam mit Fachleuten Gedanken machen, wie die jeweiligen Angebote für behinderte Menschen noch besser geöffnet werden können. Einfacher zugänglich werden sollen darüber hinaus Einzelhandel, Gaststätten, Arztpraxen und Rehabilitationseinrichtungen.

Das Aufgabenfeld ist also riesig, und zunächst steht eine umfangreiche Datensammlung an - schließlich müsse man erst den Ist-Zustand analysieren, bevor man über Konsequenzen nachdenken könne, wie Janna Miller vom Kreisjugendamt erläuterte. Die gelernte Heilpädagogin soll sich auch künftig zehn Stunden wöchentlich mit dem Thema beschäftigen.

Als ersten Schritt will sie statistische Informationen über die Zahl der behinderten Menschen im Landkreis und die Art ihrer Behinderungen sowie Informationen über die bereits vorhandenen Selbsthilfe- und Beratungsangebote zusammentragen. Dann sollen Betroffene selbst in umfangreichen Fragebögen Auskunft geben über ihre Situation - und wo sie Verbesserungsbedarf sehen. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Menschen mit Behinderungen, Selbsthilfeverbänden, Vertretern des Kreistags, der Behindertenbeauftragten des Landkreises und Mitarbeitern der Verwaltung, wird dann hier ansetzen: Auf der Basis des gesammelten Materials soll sie einen Aktionsplan erstellen und Empfehlungen zu dessen Umsetzung erarbeiten.

Die Ausschussmitglieder zeigten sich mit dem vorgeschlagenen Vorgehen einverstanden. "Ich bin beeindruckt von der Vorarbeit, die schon geleistet wurde", merkte Martin Esterl (SPD) an. In einer der nächsten Ausschusssitzungen wird die Verwaltung über die Fortschritte berichten.

© SZ vom 15.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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