Bayerische SPD:Aufsteigen vielleicht – aber nicht ganz nach oben

Lesezeit: 2 Min.

Doris Rauscher könnte in der bayerischen SPD möglicherweise bald eine wichtigere Rolle spielen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach dem Rücktritt des SPD-Fraktionschefs Florian von Brunn wird über einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin spekuliert. Die Ebersberger Abgeordnete Doris Rauscher wäre eine heiße Kandidatin, sie winkt aber ab – jedenfalls bei diesem Job.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Sie ist eine profilierte Sozialpolitikerin mit einem Gespür für wichtige Themen und einem guten Draht zu den Menschen – das geben sogar Vertreter des politischen Gegners zu, wenn auch nicht unbedingt öffentlich. Dass man in der SPD also auf Doris Rauscher kommen könnte, wenn einem gerade recht überraschend eine Führungskraft abhandengekommen ist, wäre naheliegend. Doch die Ebersberger Sozialdemokratin, die seit 2013 im Landtag sitzt, winkt ab: Die Nachfolge von Florian von Brunn anzutreten und die Fraktionsvorsitzende der SPD im Landtag zu werden, das strebt sie nicht an. Allerdings schließe sie nicht aus, künftig eine wichtigere Rolle in der bayerischen SPD zu übernehmen.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Florian von Brunn hatte am Donnerstag seinen Rücktritt bekanntgegeben – der nicht unbedingt freiwillig erfolgt ist. Eine große Mehrheit der Fraktion hatte ihm am Vorabend diesen Schritt nahegelegt. Ob er auch sein Amt als Parteivorsitzender abgeben wird, das ließ von Brunn noch offen.

Der Zeitpunkt kommt für Außenstehende überraschend, schließlich hatte von Brunn auch noch nach der Landtagswahl im vergangenen Jahr, die der SPD ein historisches Tief brachte, selbstbewusst an seinem Posten festgehalten. Noch vor einer Woche hätte sie auch nicht unbedingt mit dieser Entwicklung gerechnet, so Doris Rauscher am Donnerstag, ohne Details zu nennen, „aber es gibt manchmal solche Kipppunkte, an denen eine Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist. Es gab gestern kein Zurück mehr.“

Parteien im Landkreis Ebersberg
:SPD-Kreisverband trotzt bundesweitem Abwärtstrend

Über die gesamte Bundesrepublik hinweg verlieren die Sozialdemokraten seit Jahrzehnten dramatisch an Mitgliedern, so auch im vergangenen Jahr 2023. Doch der Kreisverband Ebersberg hebt sich davon positiv ab.

Von Jakob Heim

Das Wichtigste sei, dass die SPD nun eine „gute Truppe“ finde, die bereit sei, Verantwortung zu übernehmen. Sie selbst schließe eine Kandidatur für das Amt als Fraktionsvorsitzende aber aus, weil sie andere Prioritäten setzen wolle, sagt die Ebersbergerin. Ihre Aufgabe als Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie sei ihr „heilig“, sie sei nun einmal „mit Leib und Seele Sozialpolitikerin“, und irgendwann sei eine Kapazitätsgrenze erreicht. Dass sie sich aber bereiterkläre, eine andere Rolle im Führungsteam zu übernehmen, „das kann schon sein“.

Dass sich die Dynamik in der Fraktion nun so entwickelt habe, das tue ihr auch leid, sagt Rauscher: „Ich persönlich habe es ja am liebsten, wenn es allen gut geht.“ Sie schätze Florian von Brunn, er habe große Kompetenz mitgebracht, sei ein schlauer Kopf und ein Arbeitstier, „aber kein Mensch ist ideal“. Dass er als Parteivorsitzender weitermacht und somit Fraktions- und Parteivorsitz auf zwei Personen verteilt wird, wäre in ihren Augen eine gute Lösung.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusNotfallmedizin und Hitze
:„Als Ärztin sage ich: Das sollte man bei 30 Grad einfach bleiben lassen“

Bundesjugendspiele in der Hitze? Keine gute Idee, sagt eine Notaufnahme-Chefin. Und erklärt, warum manchmal sogar die Tramfahrt gefährlich werden kann.

Interview von Johanna Feckl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: