Ebersberg:Die Anti-AKW-Bewegung ist zurück

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Auf dem Ebersberger Marienplatz demonstrieren etwa 150 Menschen und gedenken der Opfer in Japan

Christoph Giesen

Ebersberg - Der Protest gegen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke geht weiter im Landkreis. Am Montagabend versammelten sich knapp 150 Demonstranten zu einer Mahnwache auf dem Ebersberger Marienplatz. Sie brachten Plakate, Fackeln und Teelichter mit. Schon am Montag vergangener Woche hatten sich rund 200 Demonstranten am Grafinger Marktplatz eingefunden und eine Mahnwache abgehalten.

In einer Schweigeminute gedachten die Versammelten in Ebersberg den Opfern des Erdbebens in Japan. "Es ist jetzt Ende März, in einem Monat jährt sich die Katastrophe von Tschernobyl zum 25. Mal", sagte der Organisator der Veranstaltung, der ehemalige Grafinger Grünen-Kreisrat Uwe Peters. "Hätten wir uns im April zu einer Gedenkkundgebung getroffen, hätte ich euch gefragt, was wir von Tschernobyl gelernt haben. Aber jetzt ist Fukushima dazu gekommen", sagte Peters - der endgültige Beweis, dass die Kernkraft nicht kontrollierbar sei.

In die gleiche Kerbe schlug Grünen-Kreisrat Benedikt Mayer. Er zitierte in seiner Rede den Chef des Bundesamtes für Strahlenschutz, Sebastian Pflugbeil: "Wenn es nötig ist, dass Leute gezielt in den Tod gehen, um die Bevölkerung vor schlimmen Schäden zu bewahren, dann ist das eine schlechte Technologie", sagte Mayer. Genau dies geschehe derzeit in Japan: Rund 50 Männer riskierten ihr Leben im Atomkraftwerk in Fukushima. "Damit die Männer weiter arbeiten können, haben die japanischen Bürokraten die Grenzwerte für die Strahlendosis einfach erhöht. Das ist zynisch."

Als Vertreter der Jugend sprach der Ebersberger Grünen-Stadtrat Philipp Goldner: "Ich bin 1984 geboren, zwei Jahre vor Tschernobyl", sagte Goldner. Er habe das Thema Kernkraft quasi noch mit der Muttermilch aufgesogen. "In der Jugendsprache gibt es ein Wort, das heißt verstrahlt und bedeutet, dass man nicht mehr alle Tassen im Schrank hat." Er frage sich: "Wie verstrahlt muss man eigentlich sein, einer derart unchristlichen Technologie wie der Kernkraft zu huldigen?"

Die Älteren im Land könnten von der Jugend lernen, sagte Goldner. "Die meisten Jugendlichen haben begriffen, wie gefährlich die Atomkraft ist." Als Beleg hatte Goldner sein altes Hausaufgabenheft aus dem Jahr 1998 mitgebracht. Auf die Frontseite des Heftes hatte Goldner als 14-Jähriger einen Aufkleber gepappt, auf dem ein kerngeschmolzenes Atomkraftwerk zu sehen ist, darunter der Slogan: "Kinder haften für ihre Eltern."

Zum Abschluss der Mahnwache sprach Ebersbergs evangelischer Pfarrer Wolfgang Ludwig im Wechsel mit seiner Kollegin Uta Schmechta ein Fürbittengebet der deutschen-evangelischen Gemeinde in Tokio. "Ich habe das Gebet auf der Webseite der Gemeinde gefunden", sagte Ludwig. "So sind wir hoffentlich mit Japan, der Erde und dem Himmel verbunden."

© SZ vom 22.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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