Ebersberg:Mann soll Bahn-Security mit Flasche attackiert haben

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Ein Mitarbeiter der DB-Sicherheit soll am Bahnhof Vaterstetten von einem Mann mit einer Flasche angegriffen worden sein. (Foto: Günther Reger)

Ein 38-Jähriger soll einen Mitarbeiter des DB-Sicherheitspersonals angegriffen haben. Nun steht er in Ebersberg vor Gericht.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Es ist ein Problem, das viele Leute kennen, die nur gelegentlich im Netz des Münchner Verkehrsverbunds unterwegs sind: Zwar hat man vor der Fahrt brav ein Ticket gelöst, nur leider nicht für diejenige Zone, in der man gerade unterwegs ist. Im Tarifdschungel verlaufen hat sich vor rund zwei Jahren offenbar auch eine Männergruppe, die von der Innenstadt aus in Richtung Vaterstetten unterwegs war. Bei der Fahrscheinkontrolle stellte sich heraus, dass sie statt der Zone M2 ein Ticket für die Zone 6 erworben hatten. Aus der Diskussion darüber entwickelte sich ein Streit, der schließlich am Bahnsteig eskalierte. Einer der Beteiligten musste sich nun vor dem Ebersberger Amtsgericht verantworten, weil er einen Sicherheitsmitarbeiter mit einer Glasflasche attackiert haben soll.

Davon war zunächst noch nicht die Rede, als die Staatsanwältin die Anklageschrift verlas. Darin hieß es, der 38-jährige Angeklagte habe die Kontrolleurin und ihren Begleiter zunächst mit den Worten "Fickt euch!" beleidigt. Als die Gruppe die S-Bahn schließlich in Vaterstetten verlassen habe, sei es zu Handgreiflichkeiten gekommen. Dabei habe der Mann versucht, dem Sicherheitsmitarbeiter ins Gesicht zu schlagen. Dieser konnte zwar die Attacke parieren, zog sich dabei aber eine Prellung und einen Kapselriss im Finger zu. Der Angeklagte musste sich deshalb wegen Beleidigung und Körperverletzung verantworten.

Der Zeuge bekommt noch immer "Schweißausbrüche", wenn er an den Vorfall denkt

Womöglich wiegt die Sache aber noch schwerer, denn wie der Mitarbeiter der von der Bahn eingesetzten Sicherheitsfirma vor Gericht aussagte, sei der Mann nicht nur mit den bloßen Händen, sondern auch mit einer Glasflasche auf ihn losgegangen. Diese habe der Angreifer umgedreht in der Hand gehalten und wollte auf ihn einprügeln. "Ich kriege auch jetzt noch Schweißausbrüche, wenn ich daran denke", sagte der 26-jährige Zeuge. Sollte sich dessen Aussage bestätigen lassen, droht dem Angeklagten eine deutlich härtere Strafe. Dann nämlich lautet die Anklage auf gefährliche Körperverletzung.

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Zunächst ging es zum Auftakt der Verhandlung am Dienstag aber darum, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Dazu hatte der Beschuldigte wenig beizutragen, er wollte sich vorerst nicht äußern. Der Sicherheitsmitarbeiter hingegen konnte sich noch recht deutlich an den Ablauf des Geschehens erinnern. Kurz vor Vaterstetten seien er und seine Kollegin auf die Gruppe der acht Männer aufmerksam geworden. Als sie mit der Kontrolle beginnen wollten, hätten sich gleich ein paar davon aus dem Staub gemacht, schließlich war das vorgezeigte Ticket nur für fünf Personen gültig. Außerdem hatte die Gruppe beim Kauf die falsche Zone ausgewählt.

Um sich selbst zu schützen, wollten die Kontrolleure auf eine Nachzahlung verzichten

Er habe schon gesehen, dass die Männer alkoholisiert waren und überredete deshalb seine Kollegin, auf eine Fahrpreisnacherhebung zu verzichten, so der Zeuge. "Das wichtigste ist der Selbstschutz", sagte der Sicherheitsmitarbeiter. "Ich wollte mich nicht mit acht Leuten anlegen. Es bringt nichts, wenn die Situation eskaliert." Deshalb hätten sie die Gruppe gebeten, einfach bei der nächsten Station auszusteigen. Dabei habe seine Kollegin den Männern jedoch noch ein "Verpisst euch!" mit auf den Weg gegeben, was schließlich zur Eskalation geführt habe.

Auch von dieser Beleidigung seitens der Bahn-Mitarbeiterin war bislang in den Akten nichts zu lesen. Dazu befragen konnte Richterin Vera Hörauf die Frau allerdings nicht, da sie zum Zeitpunkt der Verhandlung noch im Urlaub war. Das soll nun bei einem Fortsetzungstermin Ende nächster Woche nachgeholt werden. Dann wird sich auch die Frage klären, ob sich der 38-jährige Angeklagte tatsächlich der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht hat. Ein Freund von ihm, der an dem Tag ebenfalls dabei war, bestreitet das jedenfalls. Der Angeklagte habe den Sicherheitsmitarbeiter nicht angegriffen, sagte er vor Gericht. Im Gegenteil: Es sei der 26-Jährige gewesen, der aggressiv gegenüber der Gruppe aufgetreten war. "Es war im Grunde ein Missverständnis", so der Mann.

Eines jedoch, das den Sicherheitsmitarbeiter offenbar bis heute belastet. "Ich habe danach lange mit mir selber kämpfen müssen", sagte er. Er habe sich eigentlich in Therapie begeben wollen, wegen der langen Wartezeit sei das jedoch nicht möglich gewesen. Auch habe er bis heute Probleme mit dem lädierten Finger. Er sei sich deshalb jedenfalls ganz sicher, dass alles so abgelaufen ist, wie er es vor Gericht geschildert hatte. Ob dem wirklich so ist, soll nächste Woche durch die Vernehmung weiterer Zeugen geklärt werden.

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