Ebersberg:Der Qualm hat sich verzogen

Ebersberg: Auch im Landkreis, wie hier am Marienplatz in Ebersberg, wurde vor fünf Jahren intensiv und mit Erfolg für das neue Rauchverbot geworben.

Auch im Landkreis, wie hier am Marienplatz in Ebersberg, wurde vor fünf Jahren intensiv und mit Erfolg für das neue Rauchverbot geworben.

(Foto: Christian Endt)

Fünf Jahre nach dem positiven Volksentscheid zum strengen Rauchverbot haben sich fast alle an die Neuregelung gewöhnt - ein wenig Kritik gibt es dennoch

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die meisten können es sich heute kaum mehr vorstellen, dass es jemals anders war: Seit fünf Jahren gilt das strikte Rauchverbot in allen Gaststätten in Bayern. Auch in Ebersberg hatte sich der Großteil derer, die am damals in die Wege geleiteten Volksentscheid teilnahmen, gegen Qualm im Wirtshaus ausgesprochen. 61,8 Prozent wünschten sich rauchfreie Gasträume, die Wahlbeteiligung lag im Landkreis bei fast 45 Prozent. Max Maier war damals im Ebersberger Aktionsbündnis vertreten, das für das Rauchverbot gekämpft hat. Er sagt heute: "Es hat sich absolut gelohnt." Im Landratsamt laufen kaum mehr Klagen auf, dass die Regelung nicht eingehalten wird, auch die Wirte sehen das Rauchverbot nicht mehr ganz so kritisch. Allerdings haben sich die Umsatzzahlen in manchen Kneipen bis heute nicht erholt.

Davon berichtet jedenfalls Thomas Barthuber, Chef des Café Mocca in Grafing. "Das Rauchverbot hat uns schon weh getan", sagt er, es seien viele Gäste weggeblieben, die Einnahmen seien um 35 bis 40 Prozent gesunken. Diejenigen, die noch kommen, haben sich laut Barthuber aber längst an das strenge Rauchverbot gewöhnt, es ist mittlerweile überhaupt kein Thema mehr, dass man zum Rauchen vor die Tür geht. Das wiederum ist allerdings nun verstärkt ein Grund für Anwohnerklagen. Er trauere der früheren Lösung nach, die es ermöglicht habe, die Räume im Obergeschoss für Raucher zu öffnen, während das Erdgeschoss rauchfrei geblieben war.

Von ausbleibenden Kunden spricht auch Franz Schwaiger, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands. Und die Tatsache, dass die Raucher auch im Winter ins Freie müssten, verursache durch das ständige Öffnen und Schließen der Tür erhöhte Energiekosten. Vor allem aber ärgert sich Schwaiger über die Abwanderung von Rauchern in halbprivate Bereiche wie etwa Vereinsheime oder andere Treffpunkte: "Da ist eine Sub-Gastronomie entstanden", sagt der Wirtechef im Landkreis. Er sieht aber auch eine positive Seite: Für die Mitarbeiter, die nun nicht mehr in den verqualmten Räumen arbeiten müssten, sei die Neureglung sicher positiv.

Längst gar kein Problem mehr ist das Rauchverbot in Bierzelten, obwohl vor fünf Jahren geunkt worden war, hier lasse sich die neue Regel niemals durchsetzen. Dies habe sich absolut nicht bestätigt, sagt Josef Riedl vom Ebersberger "Verein zur Förderung und Abhaltung von Volks- und Heimatfesten" und Dritter Bürgermeister der Kreisstadt. Es sei doch wesentlich angenehmer, wenn ohne Rauch gegessen werden könne, auch das Zelt rieche nun nicht mehr nach Rauch. Im Biergarten, wo es an lauen Sommertagen am schönsten sei, sei Rauchen ohnehin weiterhin erlaubt, bei nicht so schönem Wetter träfen sich die Raucher eben an Stehtischen vor dem Zelt, "das hat sich gut eingebürgert", so Riedl. Sicher sei mehr Bewegung im Zelt durch das Rein- und Rausgehen, doch auch das störe niemanden.

Manche Leute gehen heute auch wesentlich häufiger in Kneipen als früher, so hält es jedenfalls der Emmeringer Gemeinderat Max Maier: "Ich kann privat wieder überall hingehen, zum Essen, Tanzen, ins Bierzelt - letzteres war für mich vorher undenkbar." Er kenne aber sogar Raucher, die es jetzt befremdlich fänden, wenn sie in andere Bundesländer oder auch nach Österreich kämen, wo fast überall noch geraucht werden könne. Wobei Maier anmerkt, dass er auch einer Regelung, die kleine Raucherkneipen möglich gemacht hätte, gut hätte leben können. Da es damals aber Tendenzen gegeben habe, das Rauchverbot ganz aufzuweichen, habe er sich im Aktionsbündnis engagiert.

Beim Landratsamt gehen laut Sprecherin Evelyn Schwaiger inzwischen maximal zwei Beschwerden jährlich ein, weil das Rauchverbot nicht eingehalten wird. Meistens handle es sich um Grenzfälle, etwa, wenn die Gaststätte eigentlich schon geschlossen sei und einige Leute trotzdem noch privat zusammensäßen. Auch die Beschwerden über Lärmbelästigungen durch Raucher, die vor den Gaststätten stünden, hielten sich sehr in Grenzen.

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