Ebersberg:Der Blutfluss stockt

Ebersberg: Das BRK übernimmt den Blutspendedienst im Landkreis, der erste Termin in Dachau ist im Mai.

Das BRK übernimmt den Blutspendedienst im Landkreis, der erste Termin in Dachau ist im Mai.

(Foto: Christian Endt)

Seit April ist das Bayerische Rote Kreuz für die Sammelaktionen im Landkreis zuständig. Doch weil völlig neue Strukturen aufgebaut werden müssen, sind die Ergebnisse bisher bescheiden.

Von Max Nahrhaft, Ebersberg

Nach einem schweren Unfall muss es schnell gehen. Binnen kürzester Zeit ist der Krankenwagen am Unglücksort, und der Notarzt kümmert sich um die Verletzten. Leben retten, lautet die Devise. Dabei ist nicht nur medizinische Expertise, sondern in manchen Fällen auch gespendetes Blut vonnöten.

Hier greift der Blutspendedienst ein, der dafür verantwortlich ist, dass bayernweit immer genug des roten Lebenselixiers zur Verfügung steht. Doch so simpel diese Aufgabe klingt, so schwer ist deren Ausführung. Seit April ist nämlich das Bayerische Rote Kreuz (BRK) für das Sammeln des Blutnachschubs im Landkreis zuständig und kann bisher noch nicht annähernd mit seinem Vorgänger mithalten.

Ende März haben sich nämlich die städtischen Kliniken München, die in diesem Bereich auch den Landkreis Ebersberg abdeckten, von ihrem Blutspendedienst getrennt. Seitdem führt das BRK diesen Versorgungsauftrag aus. Doch die Zahlen liegen niedriger als zuvor.

Die Zahlen sind dramatisch eingebrochen

Zwar sind die Spenderzahlen im Landkreis ohnehin seit Anfang 2014 kontinuierlich zurückgegangen - während damals bei den Blutspendeaktionen im Januar und Februar noch 1237 Menschen kamen, waren es im Oktober und November 2015 nur noch 871 Blutspender - doch nach der Übernahme durch das BRK lässt sich ein dramatischer Einbruch beobachten. Gerade mal 479 Menschen haben seit April insgesamt gespendet.

Dafür gebe es aber unterschiedlichste Gründe, teilt das BRK mit. "Wir mussten nach der Übernahme zunächst in ganz Oberbayern unsere Strukturen aufbauen und Kontakt zu unseren Kreisverbänden aufnehmen", erklärt Stefanie Sklarzik vom BRK. Außerdem könne man nicht von einer echten Übernahme sprechen, da man nicht auf das bestehende Gefüge des städtischen Blutspendediensts aufbauen konnte.

So durfte man die Daten von aktiven Spendern nicht übernehmen, da diese medizinisch sensible Daten enthalten und deshalb der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen. Daher sei das BRK auch nicht in der Lage gewesen, die regelmäßigen Spender über aktuelle Termine zu informieren. Erst nach der ersten Spende sei man dann auch in der Liste des BRK geführt.

Man spendet nicht einfach sein Blut

Ein zweiter Grund sind die fehlenden Strukturen, die sich erst noch etablieren müssen. "Unsere Referenten sind täglich unterwegs, um mit den lokalen Ansprechpartnern geeignete Räume und Termine für die Spende zu finden", erläutert Sklarzik. Erst wenn das System vollständig ausgebaut sei, könne man auch die Spenderzahlen vor und nach der Übernahme vergleichen.

Doch schon bei den Spendelokalitäten selbst ergibt sich das nächste Hindernis - nämlich das Gesamtkonzept des BRK. Man spendet nicht einfach sein Blut, sondern wird Teil eines größeren Events, dessen fester Bestandteil auch eine Brotzeit nach der Blutabnahme ist. Wenn der angestammte Ort der Spende nicht über eine Küche verfügt, gilt er vorläufig nicht mehr als geeignet. Ob alle zehn Lokale, die es bisher im Landkreis gab, auch weiterhin besetzt bleiben, ist daher noch offen.

Trotz alledem sei die Blutversorgung im Landkreis Ebersberg und in ganz Bayern weiterhin gewährleistet. Oberstes Prinzip sei nämlich das bedarfsgerechte Spenden. Einerseits seien die Blutkonserven nur für 42 Tage haltbar, deswegen sei ein stetiger Vorrat notwendig. Andererseits möchte das BRK keine Überproduktion an Blut, sonst würden die Konserven ablaufen und das gespendete Blut müsste weggeworfen werfen.

Die Sommerferien sind ein Problem

Momentan sei das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zwar ausgewogen, doch man habe gerade einmal einen Puffer von drei Tagen vorzuweisen, sagt Sklarzik: "Normalerweise haben wir einen Überschuss, der für sechs Tage ausreicht, das jetzige Defizit lässt sich aber schlichtweg durch die Sommerferien begründen. Viele sind im Urlaub und weniger Menschen spenden."

Auch aus diesem Grund möchte das BRK die potenziellen Spender dauerhaft ansprechen und baut seine Präsenz auf herkömmlichen Wegen und in Social Media Schritt für Schritt aus. Die Bevölkerung soll flächendeckend für das Blutspenden sensibilisiert werden. Und in dieser Hinsicht ist besonders der Landkreis Ebersberg gefragt, erläutert die BRK-Sprecherin: Gerade die ländlichen Regionen sind nämlich für ihre äußerst zuverlässigen Spender bekannt. Die Blutspende wird fast zum Gemeinschafterlebnis, ja sogar zum Stammtischersatz - nur dass eben Blut und kein Bier fließt.

Trotz der hohen Spendebereitschaft ist laut BRK aber ein Angebot nur dort sinnvoll, wo auch mit einem hohen Potenzial gerechnet werden kann. Das könnte bedeuten, dass in erster Linie die größeren Gemeinden ein lohnenswertes Ziel darstellen. "Als gemeinnützige GmbH ohne staatliche Subventionierung müssen wir natürlich auch darauf achten, wirtschaftlich zu handeln", so Sklarzik. Doch der Appell ist deutlich: Jeder Blutspender geht als Lebensretter nach Hause, ob in der Stadt, in der großen Gemeinde oder im kleinen Dorf.

Die aktuellen Termine für die Blutspende im Landkreis finden sich im Internet unter der Adresse www.blutspendedienst.com/termine.

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