Demonstration in Ebersberg:Überparteiliche Kundgebung gegen Extremisten

Lesezeit: 2 Min.

Auch vor knapp einem Jahr fand in Ebersberg eine große Demonstration gegen Rechtsextremismus statt. (Foto: Christian Endt)

Das Bündnis „Bunt statt Braun“ und zahlreiche Parteien und Organisationen laden zur Demonstration für Demokratie am 18. Januar ein.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Knapp einen Monat vor der Bundestagswahl wird in der Kreisstadt überparteilich für die Demokratie demonstriert: Das Bündnis Bunt statt Braun hat für den 18. Januar zu einer Kundgebung in der Ebersberger Innenstadt eingeladen. Anlass ist zum einen der nahende Urnengang, zum anderen aber auch, dass am selben Tag auch Rechtsradikale in Ebersberg eine Kundgebung abhalten wollen.

Dabei handele es sich um eine Gruppe, die maßgeblich von einem Rechtsextremisten aus dem Landkreis Rosenheim organisiert wird und, die „unter dem Deckmantel der Windkraft-Kritik“ rechtsextreme Propaganda verbreitet, erklärt Marthe Balzer von Bunt statt Braun. Diese Gruppe sei zwar vor allem im Internet aktiv, habe sich im vergangenen Sommer aber auch schon einmal in die echte Öffentlichkeit gewagt und eine Kundgebung in Ebersberg abgehalten. Laut Balzer waren damals bis zu 50 Teilnehmer gekommen, darunter „das Who’s who des Rechtsextremismus in der Region“. Bunt statt Braun hatte eine allerdings kleinere Gegen-Veranstaltung organisiert.

Den Rechtsradikalen will man mit einer Feier für die Demokratie begegnen

Am 18. Januar planen die Rechtsextremen nun offenbar eine größere Aktion in Ebersberg, einschließlich eines Demonstrationszuges zum Marienplatz. „Da wollen wir ihnen einen warmen Empfang bereiten“, sagt Balzer. Geplant ist, dass sich die Gegenveranstaltung um 12.30 Uhr in der Altstadtpassage vor dem Landratsamt formiert und dann weiter Richtung Marienplatz zieht.

„Wir wollten aber nicht nur dagegen sein“, sagt Balzer, darum richtet sich die Veranstaltung zwar gegen Extremismus, aber unter dem Motto „Es lebe die Demokratie“. Denn dies sei den Organisatoren fünf Wochen vor der Wahl eben auch ein Anliegen: „Wir feiern die Demokratie“, unter dem Titel hatte Bunt statt Braun bereits im Oktober ein Musikfestival in Ebersberg auf die Beine gestellt.

Neben Bunt statt Braun ist bei der Kundgebung am 18. Januar auch die Initiative Respekt@Poing mit dabei, außerdem das Bündnis „Pliening ist bunt“ und aus dem Nachbarlandkreis Erding – der schließlich zum selben Bundestagswahlkreis wie Ebersberg gehört – das erst im vergangenen Frühjahr gegründete Bündnis „Ottenhofen bleibt bunt“. Die Pfadfinder Ebersberg machen ebenfalls mit.

Zahlreiche Parteien haben ihre Teilnahme zugesagt, Wahlkampf soll es aber nicht geben

Ihre Teilnahme zugesagt haben auch bereits mehrere demokratische Parteien, bislang sind CSU, SPD und Grüne dabei, außerdem die Linke und Volt. Wer für die Parteien als Rednerin oder Redner auftreten wird, stehe noch nicht fest, wichtig ist den Veranstaltern aber, dass die Demo keine Wahlkampfveranstaltung werden soll. Balzer ruft daher alle Interessierten, seien es von Vereinen, Verbänden oder anderen Organisationen, zur Teilnahme auf. Wer sich der Veranstaltung anschließen will, braucht lediglich das Logo seiner Gruppe an kontakt@bunt-ebe.de zu mailen.

Vor fast genau einem Jahr fand in der Kreisstadt bereits eine große Kundgebung unter dem Motto: „Der Landkreis steht auf für Demokratie und Vielfalt“ statt. Auslöser damals war ein zuvor bekannt gewordenes Treffen von Rechtsextremen und AfDlern, auf dem man sich darüber austauschte, welche Menschen man aus Deutschland deportieren möchte.

Angemeldet war die Demo damals für 200 Personen – gekommen sind dann mehr als 2000, die lautstark und mit vielen kreativen Plakaten gegen Rechtsextremismus protestierten. Zu kreativ für manche: Wenige Tage nach der Demo stellte der AfD-Kreisverband Strafanzeige wegen Beleidigung wegen eines Schriftzugs und der Darstellung einer Ratte auf einem Plakat gegen die AfD. Nicht ganz so kritisch wie gegenüber gezeichneten Ratten zeigten sich Mitglieder der Kreis-AfD hingegen wenige Monate später gegenüber der von Rechtsradikalen organisierten Anti-Windkraft-Veranstaltung – dort waren einige von ihnen zugegen, auch mit Wortbeiträgen.

Die Kundgebung „Es lebe die Demokratie – Gegen jeden Extremismus“ beginnt am Samstag, 18. Januar, um 12.30 Uhr vor dem Landratsamt in Ebersberg.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusDemonstration für Demokratie und Vielfalt
:"Wir stehen vor einem Marathon"

Nachdem sich 2600 Menschen bei einer Demonstration in Ebersberg gegen Rechtsextremismus ausgesprochen haben, bleibt die Frage: Wie geht es jetzt weiter? Co-Veranstalterin Marthe Balzer von "Bunt statt Braun" im SZ-Interview.

Interview von Johanna Feckl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: