Ebersberg:Das Dorf umkrempeln

Ebersberg: Der größte Wunsch der Straußdorfer ist die größte Herausforderung: Wie bringt man bloß den Durchgangsverkehr aus der Ortsmitte?

Der größte Wunsch der Straußdorfer ist die größte Herausforderung: Wie bringt man bloß den Durchgangsverkehr aus der Ortsmitte?

(Foto: Christian Endt)

Ein Team aus 20 Straußdorfern will ein umfangreiches Erneuerungsprojekt starten, um bei der Entwicklung ihres Grafinger Ortsteils eigene Schwerpunkte zu setzen

Von Thorsten Rienth

GrafingBürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) nannte die Mannschaft "eine ganz akribische Gruppe", Freie Wähler-Chef Christian Einhellig fühlte sich von ihren Vorschlägen gar "richtig angesteckt" und Heinz Fröhlich (Bündnis für Grafing) fand es toll, "wie sich Straußdorf da gerade emanzipiert". Bei der Stadtratssitzung am Dienstagabend hat der aktuelle Sprecher eines 20 Mitglieder starken Projektteams, Florian Wieser, erste Eckpunkte des angedachten Straußdorfer Dorferneuerungsprojekts präsentiert.

Solche Bewertungen waren freilich auch das Ziel derjenigen, die sich an die "Vision Straußdorf 2030" machten. "Es geht darum, einmal ein Zeichen zu setzen: Hier ist der Wille, dass etwas passiert", stellte Wieser klar. "Straußdorf ist ein Teil von Grafing - das sollte nicht vergessen werden." Ob das in der Vergangenheit allen so klar war, ist zumindest fraglich. Die Straußdorfer Anliegen seien jedenfalls nicht immer mit der richtigen Priorität behandelt worden, räumte unter anderem CSU-Stadtrat Thomas Huber ein.

Zehn bis 15 Jahre schaute das Projektteam in die Zukunft. Wie soll der Ortsteil bis dahin aussehen, war die zentrale Frage? Eine Dorfverschönerung wollen sie zum Beispiel anpacken, vorhandene Flächen besser nutzen oder die Dorfmitte überplanen. Als Hebel für die Veränderungen stellen sich Wieser und Kollegen ein Dorferneuerungsprogramm vor, das Pendant des Städtebauförderungsprogramms für Dörfer. Abhängig von der Maßnahme fördert das Programm bis zu 60 Prozent ihrer Kosten.

Neun Themenblöcken ordneten die Straußdorfer ihre einzelnen Anliegen zu. Manche, etwa das lebhafte und vielfältige Miteinander, betreffen gewissermaßen die Metaebene des dörflichen Zusammenlebens. Andere sind ganz konkrete Vorhaben. Dazu gehört zum Beispiel die Eröffnung eines Dorfladens, öffentliche Räume und Orte für die Gemeinschaft oder eine bessere Nutzung der leer stehenden Hof-stellen. Gestalterischen und ökologischen Verbesserungen bescheinigte die Klausur Schwerpunktcharakter.

Aber über allem schwebt, einem Damoklesschwert gleich, die Verkehrsproblematik. "Straußdorf ist ein Straßenort, die Staatsstraße 2080 führt mitten hindurch, die Engstelle an der Kirche ist wirklich gefährlich", beschrieb Wieser das große Problem. Nun, so jedenfalls die Hoffnung, ließe sich doch ein weiterer Versuch starten, den Großteil des Durchgangsverkehrs aus dem Ort zu bringen. Dass dies mit ein paar kosmetischen Maßnahmen in der Ortsmitte kaum machbar ist, ist Wieser nur allzu klar: Ohne eine etwaige neue Umfahrung seines Ortsteils sei der Wunsch kaum erfüllbar.

Am Donnerstagabend, 2. Juli, stellt das Projektteam von 19 Uhr an seine einzelnen Punkte im Straußdorfer Gasthaus "Aschauer" vor. Dort wird es auch um die nächsten Schritte des noch zu startenden Dorferneuerungsprogramms gehen. Zu den Formalia gehören unter anderem ein Grafinger Stadtratsbeschluss und die Wahl eines Projektgruppenvorstands. Damit die Straußdorfer die noch auszuformulierenden Einzelprojekte konkret anpacken können, muss das zuständige Amt für Ländliche Entwicklung den offiziellen Startschuss für das Dorferneuerungsprogramm geben.

Die Auswirkungen auf den Grafinger Haushalt sind zumindest vorerst noch gering. In diesem und im nächsten Jahr rechnet Wieser mit einem Bedarf von rund 25 000 Euro für Planungsleistungen. Alles Weitere sei dann von den angepackten Projekten abhängig.

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