Ebersberg:Dank Butterbrezen in die Berge

Pausenverkauf, Schülerfirma

Die einen speisen, die anderen verreisen: Dank der Schülerfirma "Brotzeit to Go" gibt es mehr Geld für Klassenfahrten.

(Foto: Mariel Müller)

Mit der Pausenverkauf-Firma "Brotzeit to go" an der Grund- und Mittelschule Ebersberg verdienen sich die Schüler Geld für ihre Klassenfahrten

Von Mariel Müller, Ebersberg

"Schnell, schnell, gib' die Brezn rüber!", ruft Kornelia Felix hektisch zu. Es ist 9.35 Uhr, der Pausenverkauf der Grund- und Mittelschule Ebersberg ist offiziell zwar noch nicht geöffnet, aber es tummeln sich schon einige Schüler erwartungsvoll vor der Ausgabe. Klassenleiterin Yaqueline Kühnel kommt gerade aus dem Unterricht: "Ihr seid aber zeitig dran. Wir dürfen doch erst ab 9.40 Uhr verkaufen." Aber sie ist zufrieden: Die Auslage ist aufgeräumt und gut gefüllt, auf die Schüler kann sie sich verlassen. Jeden Tag sind es vier Schülerinnen und Schüler, die den Verkauf organisieren: Heute sind es Kornelia Michalska, Tamara Vrhovac und Felix Lohmeier aus der siebten und Eva-Maria Moser aus der neunten Klasse.

"Brotzeit to go" heißt der Pausenverkauf und ist eigentlich viel mehr als nur ein Verkaufsstand. Denn die Einnahmen gehen nicht an einen externen Essensanbieter, sondern direkt in die Klassenkasse der 7cm. "Damit finanzieren wir unsere Klassenfahrt nächstes Jahr", erzählt Eva-Maria Moser. Nächstes Jahr im Juli soll es vier Tage nach Inzell ins Feriendorf gehen, da freue sie sich schon sehr drauf.

Schüler, die ein eigenes Projekt oder gar Unternehmen eröffnen und damit Gewinn erwirtschaften - selbstverständlich ist das Konzept noch nicht. Die Grund-und Mittelschule Ebersberg ist die einzige ihrer Art im Landkreis, die eine Schülerfirma hat, der Pausenverkauf ist ihr Pionierprojekt. Entstanden sei die Schülerfirma aus der Not, weil der Hausmeister als Kioskbetreiber aufhören musste und die Schüler in der Folge wochenlang nichts zu essen gehabt hätten, erzählt Kühnel. Als man überlegte den Kiosk auf eigene Faust wiederzubeleben, hieß es von oben zunächst die Logistik sei zu aufwendig. Doch Rückenwind von Seiten der Klassenelternsprecher half: "Brotzeit to go" wurde ins Leben gerufen. Schnell fanden sich die Schüler, die Interesse und das nötige Engagement mitbrachten: 16 Schüler aus der siebten und vier aus der neunten Klasse. Ein Businessplan wurde entworfen, eine GbR gegründet und ein Geschäftskonto eröffnet. Unterstützung und Know-how kommen von den Lehrerinnen für Wirtschaft und Soziales, die Backwaren liefert jeden Morgen die Bäckerei Freundl aus Ebersberg, Wurst und Käse holt Yaqueline Kühnel von Edeka Peschel. Im Februar dieses Jahres war es endlich so weit: Die erste Käsebreze wurde verkauft.

Und wie fiel die Reaktion bei den Schülern aus? "Die waren ganz froh, dass es in der kleinen Pause wieder etwas zu essen gab und nicht nur die Schokoriegel aus dem Automaten", erzählt Eva-Maria. Die eigenständige Arbeit freue sie besonders: "Es ist schön, so viel Verantwortung zu haben." Felix Lohmeier, der neben ihr an der Kasse steht, macht der Kontakt zu Mitschülern und Lehrern am meisten Spaß. Anfangs lief natürlich nicht gleich alles problemlos, erzählt Kühnel. "Es kam schon mal vor, dass man sich verrechnet hat, dass das Wechselgeld ausgegangen ist oder Schüler auch nichts mehr bekommen haben. Wir planen eng, um Retourware zu vermeiden." Bei der Planung müsse man einiges bedenken, kürzlich etwa den muslimischen Fastenmonats Ramadan, der sich bei den Verkaufszahlen bemerkbar macht.

Seit 1997 lehrt Yaqueline Kühnel an der Grund-und Mittelschule. Zur Gründung der Schülerfirma motivierte sie auch der Gedanke, mit Hilfe des Gewinns die Klassenkasse auffüllen und sich davon Schulausflüge leisten zu können. Die würden immer teurer werden, mit weniger als 40 Euro am Tag könne man nicht planen, sagt sie. Einige Eltern ihrer Schüler könnten das nicht aus eigener Tasche bezahlen; auch sie selbst, gebürtig aus Thüringen, kenne das aus eigener Erfahrung: "Ich komme aus dem Osten, ich weiß wie es ist, wenn man jede Münze umdrehen muss." Mit den Einnahmen des Pausenverkaufs konnten sie zum Beispiel schon einen Wanderausflug zur Kampenwand oder eine Führung durch das Nymphenburger Schloss finanzieren.

Bisher ist geplant, dass "Brotzeit to go" im neuen Schuljahr bis zum Dezember in jedem Fall bestehen bleibt. Eine Umfrage soll dann Aufschluss über die Zufriedenheit und Nachfrage seitens der Schüler geben. Bei einem Treffen aller 20 Gesellschafter wurde bereits Anfang Juli darüber beraten, ob die Schülerfirma "Brotzeit to go" auch weiterhin für das leibliche Wohl der Grund-und Mittelschüler in Ebersberg sorgen darf. Die endgültige Entscheidung steht noch aus.

Nach 15 Minuten ist alles vorbei. Zusammenpacken und zurück in den Unterricht. Yaqueline Kühnel und ihr Team sind zufrieden mit dem heutigen Verkauf. Bei geschätzten 100 Euro Einnahmen dürfen sie das auch.

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