Landkreis Ebersberg:Vakzin unter Vorbehalt

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Knapp die Hälfte der Mitarbeiter in der Seniorenpflege im Landkreis Ebersberg hat die erste Spritze gegen das Coronavirus erhalten. Manche sind skeptisch, oft jedoch mangelt es nicht am Willen, sondern am Impfstoff.

Von Daniela Gorgs und Franziska Langhammer, Ebersberg

Impfen oder nicht impfen? Weil das Vakzin gegen Corona knapp und die Warteliste lang ist, muss sich der Großteil der Bevölkerung noch keine Gedanken um diese Frage machen. Besonderer Druck, sich zu entscheiden, lastet jedoch derzeit auf Pflegekräften: Weil sie in oft engem Kontakt mit Risikopatienten stehen, sollen sie mit als Erste geimpft werden. Dass aber nicht nur Unsicherheit unter den Pflegenden ein Grund dafür sein kann, sich nicht impfen zu lassen, zeigt ein Rundruf bei Senioren- und Pflegeheimen im Landkreis Ebersberg.

Hubert Radan vom Caritas Marienheim in Glonn ist beim Anruf der SZ gerade mitten in Aktion. Heute werde geimpft, so der Einrichtungsleiter: "Ich stehe auch gerade in der Reihe." Zirka 45 der insgesamt 130 Mitarbeiter sollen an diesem Tag die Spritze mit dem Vakzin erhalten. 30 weitere Mitarbeiter waren Corona-positiv und werden nicht geimpft, da der Impfstoff sowieso knapp ist. Insgesamt aber sei die Impfbereitschaft unter den Pflegenden nicht so groß, so Radan. Der Grund dafür? "Ich glaube, dass gewisse Vorbehalte da sind", sagt der Heimleiter. Er wolle noch einmal das Gespräch mit den Mitarbeitern suchen. Doch letztlich findet er: "Das muss jeder selbst für sich entscheiden."

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo), Kreisverband Ebersberg, betreibt im Landkreis einen kleinen, ambulanten Pflegedienst. "Die Bereitschaft zu impfen, wäre schon da", sagt Geschäftsführerin Ulrike Bittner, "aber wir kommen nicht durch bei der Impf-Hotline." Ihre Kollegin würde es täglich versuchen, habe bislang aber noch keinen Erfolg gehabt.

Jakob Walker, der das Seniorenheim Walterhof in Markt Schwaben leitet, berichtet: "Wir hatten einen Impftermin ins Auge gefasst, aber vom Gesundheitsamt erfahren, dass nicht genug Impfstoff da ist." Anfang Januar sei das gewesen. Er habe eine kleine Umfrage unter seinen Mitarbeitern gemacht, wer sich impfen lassen würde. "Einige haben es befürwortet, einige haben es nach derzeitigem Kenntnisstand abgelehnt", so Einrichtungsleiter Walker.

Die Impfungen bereits hinter sich haben 15 der 190 Mitarbeiter des Carecon-Seniorenwohnparks Vaterstetten sowie die meisten Bewohner. "Meine Einschätzung ist, dass die Leute erst mal abwarten wollen, wie sich der Impfstoff auswirkt", sagt Leiter Tomislav Nikic. Unter seinen Mitarbeitern gebe es Sorgen, weil der Stoff neu auf dem Markt sei und noch kaum Erfahrungen damit gesammelt wurden.

Im evangelischen Pflegeheim im Ebersberger Reischlhof seien die Mitarbeiter anfangs ebenfalls skeptisch gewesen, berichtet Heimleiterin Anke Möglinger. Doch jetzt wollten sich zirka 90 Prozent der Pflegenden impfen lassen; manche warten "dringend" auf einen Termin. 14 von 54 Pflegenden sind Möglinger zufolge bereits erstgeimpft. Weil bei der Impfung der 45 Bewohner Dosen übrig blieben, zögerten anwesende Pflegekräfte nicht lange. Wie Möglinger berichtet, hatten zudem zwei Bewohner die Impfung abgelehnt.

Nach Auskunft von Evelyn Schwaiger, Sprecherin des Landratsamtes, hat derzeit erst knapp die Hälfte des Personals der Alten- und Pflegeheime im Landkreis Ebersberg die erste Spritze erhalten. Nicht immer liege es an der fehlenden Bereitschaft, vielmehr sei der Impfstoff immer noch zu knapp. Die Bewohner der Pflegeheime hätten Vorrang. Dennoch: Wenn an diesem Freitag die geplante Menge an Impfstoff im Ebersberger Impfzentrum eintrifft, könnten am Wochenende zumindest die Erstimpfungen der Pflegeheimbewohner im Landkreis Ebersberg abgeschlossen werden.

© SZ vom 22.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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