Bürgerversammlung Ebersberg:Jetzt ist es amtlich

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Bürgerversammlung Ebersberg: Ebersbergs Bürgermeister Uli Proske stand bei der Bürgerversammlung am Freitagabend im Alten Speicher Rede und Antwort.

Ebersbergs Bürgermeister Uli Proske stand bei der Bürgerversammlung am Freitagabend im Alten Speicher Rede und Antwort.

(Foto: Christian Endt)

Die Planer des Mobilitätskonzepts für Ebersberg stellen erste Erkenntnisse aus den Verkehrsuntersuchungen vor - einiges konnte man erwarten, anderes ist ein bisschen überraschend.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Bestätigung zu finden, kann auch ganz schön sein - so zumindest ging es einigen Besuchern der Ebersberger Bürgerversammlung am Freitagabend. Dort stellten die Experten um Klaus Schosser und das Büro für Verkehrsplanung und Raumplanung erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen vor. Vieles darin - das konnte man am spontanen Applaus einiger der gut 120 Zuhörer zu manchen Punkten herauslesen - dürften einige verkehrsgeplagte Ebersberger gerne gehört haben. Wer genauer aufgepasst hat, konnte aber auch den Abgesang auf ein von vielen gewünschtes Verkehrsprojekt heraushören.

Wenig überraschend war die Erkenntnis der Fachleute, dass die Eberhardstraße, also die Staatsstraße 2080, sehr stark befahren ist. Die Verkehrszählung hatte einen Wert von etwa 15 000 Fahrzeugen pro Tag ergeben, nach Meinung der Verkehrsplaner ein durchaus hoher für eine zweispurige Straße. Ebenso wenig neu, aber nun eben offiziell, ist die Erkenntnis der Experten, dass es für Radler und Fußgänger in der Kreisstadt nicht überall einfach ist und dass dies besonders am Amtsgericht sowie vor den Supermärkten gilt. Auch dass der südwestliche Teil der Stadt für alle ohne Auto schlecht an die Nahversorgung angebunden ist, dürfte in Ebersberg nicht überraschen - nicht zuletzt deshalb hofft man ja, beim Ausbau der Bahn in diesem Bereich eine zweite Station zu bekommen.

Der Durchgangsverkehr macht nur einen kleinen Teil der Autofahrten in der Stadt aus

Neu, zumindest als mit Daten unterfütterter Fakt, sind dagegen die Erkenntnisse über die Zusammensetzung des Verkehrs. Im September hatte es dazu eine Verkehrszählung gegeben, untersucht wurde unter anderem, wie hoch die Anteile des Durchgangsverkehrs und des LKW-Verkehrs waren. Das Ergebnis dürfte alle, die auf den baldigen Bau einer Umgehungsstraße hoffen, ein bisschen ernüchtert haben: Der größte Teil der Autofahrten findet entweder mit Ziel oder mit Start in Ebersberg statt - bei manchen liegt sogar beides in der Kreisstadt. Auch ist der Anteil des Lastwagenverkehrs weniger groß als gedacht: Nur etwa fünf Prozent der Fahrzeuge auf Ebersbergs Straßen fallen in die Kategorie, und da sind Busse ebenfalls inbegriffen.

Bürgerversammlung Ebersberg: Die Lastwagen in Ebersberg, hier in der Eberhardstraße, fallen auf. Aber sie machen nur einen kleinen Teil des Verkehrs aus.

Die Lastwagen in Ebersberg, hier in der Eberhardstraße, fallen auf. Aber sie machen nur einen kleinen Teil des Verkehrs aus.

(Foto: Christian Endt)

Konkrete Folgen aus den bisher erhobene Daten leiteten die Planer noch nicht ab. Dies soll erst geschehen, wenn auch die Umfrage vollständig ausgewertet ist. Hiervon erhoffen sich die Fachleute weitere Erkenntnisse über das Mobilitätsverhalten der Ebersberger, die sich offenbar eifrig beteiligt hatten. Der Rücklauf sei sehr hoch gewesen, hieß es auf der Versammlung am Freitagabend.

Vielleicht fließt in einigen Jahren warmes Wasser aus Vaterstetten nach Ebersberg

Außerdem informierte Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) über die Finanzlage der Stadt - derzeit gut, aber in naher Zukunft werde man wohl mehr sparen müssen -, laufende Projekte, wie Hallenbad und Waldsportpark, die beide im kommenden Frühjahr fertig sein sollen, sowie den Ausbau von Breitband- und Mobilfunkversorgung in den Ortschaften.

Auch was die Stadt in puncto Klimaschutz und Energiesparen unternimmt, war Thema, etwa die Umrüstung der Straßenlaternen und der geplante Aufbau eines Nahwärmenetzes. Ob man dieses perspektivisch auch mit Erdwärme betreiben könne, war eine der Fragen aus dem Publikum. Im Prinzip ja, so die Antwort des Bürgermeisters, allerdings sei in Ebersberg selbst eine Geothermiebohrung wegen der geringen Wassertemperaturen nicht lohnend. Es gebe aber Überlegungen, sich an das Vaterstettener Geothermieprojekt anzuschließen. Dazu müsste man aber zunächst klären, ob der Bau einer so langen Leitung wirtschaftlich sei, und ob die Bohrung in der Großgemeinde überhaupt so viel warmes Wasser fördern könne, um Ebersberg mitzuversorgen.

Die Stadt soll ein Konzept erstellen, wie mehr Bürgerbeteiligung möglich ist

Fragen gab es auch zum Stand zweier großer Bauvorhaben in der Stadt: das Wohngebiet Friedenseiche VIII und die Umgestaltung des Hölzerbräugeländes. Bei ersterem sei man derzeit noch in Verhandlungen mit Grundeigentümern um die Erschließung, so Proske, zweiteres hänge davon ab, ob sich Stadt und Investor irgendwann einmal darauf einigen können, wie das eigentliche Hölzerbräu-Gebäude künftig genutzt wird. Der Bürgermeister machte auch deutlich, dass der Stadtrat mit den Vorstellungen des Investors nicht einverstanden ist, sich aber auch nicht drängen lässt: "Solange man da nicht zusammenkommt, dauert es halt."

Auch einem Antrag stimmte die Versammlung noch zu. Kai Platz wünschte sich mehr Bürgerbeteiligung in Ebersberg, auch und besonders von Kindern und Jugendlichen. Dazu - so der Antrag, dem die meisten Anwesenden zustimmten - solle die Stadt ein entsprechendes Konzept erstellen, wie dies zu erreichen ist.

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