Ebersberg:Bühne frei für den Nachwuchs

Ebersberg: Beim Bandworkshop in Ebersberg sind viele Stile vertreten. Eher ungewöhnlich ist die Besetzung von "Golden Silence" mit Geige und Trompete.

Beim Bandworkshop in Ebersberg sind viele Stile vertreten. Eher ungewöhnlich ist die Besetzung von "Golden Silence" mit Geige und Trompete.

(Foto: Christian Endt)

Von Jazzballaden bis US-Punk: Beim Jubiläum des Bandworkshops der Musikschule Ebersberg ist für jeden was dabei

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

"Summertime", haucht Annika Poiger, "and the livin' is easy." Man will ihr glauben beim Abschlusskonzert des zehnten Bandworkshops der Musikschule in Ebersberg, dass es draußen wärmer und heller sei. Die 18-Jährige und ihre gleichaltrige Freundin Sofia Chatchaturian stehen gemeinsam auf der Bühne, seit sie mit fünf Jahren einem Chor beitraten. "Wir singen quasi schon unser ganzes Leben zusammen", scherzt Sofia nach ihrem Auftritt "Unterm First".

Ihre neuen Band-Kollegen waren jedoch eine Überraschung für Annika und Sofie: Als sie die Bühne betreten, senken sie den Altersdurchschnitt um geschätzte 15 Jahre. Da bekommt der Name der Band, Vintage Centuries, eine noch charmantere Nuance. "Deswegen haben wir auch fast nur alte Lieder im Set", erzählt Sofia lachend, und Annika wirft ein: "Aber wir haben richtig viel auf die Beine gekriegt, weil die anderen schon sehr gut sind." Karl Kneidel etwa, der Mitte 60 ist und erst vor einigen Jahren begann, Schlagzeug-Unterricht zu nehmen. Weil beim Workshop noch ein Drummer fehlte, sprang er ein. "Hat Spaß gemacht", sagt er.

Fünf Lieder hat die Band im Programm und damit das größte Set. Neben Jazzballaden, die von der souveränen Band inklusive Saxofon profitieren, haben die Sängerinnen ein Stück aus dem Unterricht mitgebracht: das von der US-Popsängerin Pink als Reaktion auf den Irak-Krieg veröffentlichte Lied "Dear Mr. President". "Wahnsinn", "Gänsehaut", loben Gäste. "Dass das heute jemand sagt, war unser Ziel", verrät Annika, "und aus aktuellem Anlass hat das Lied ja auch ganz gut gepasst", sagt Sofia.

Insgesamt sind die Musikstile ähnlich durchmischt wie das Publikum. Unter den mehr als hundert Gästen sind ganze Großfamilien. Da das Konzert bereits um 18 Uhr beginnt, können auch die kleinsten Geschwister mitklatschen. Und Gelegenheit dazu haben sie am Ende noch einmal ganz besonders: bei der "progressivsten Band des Abends", wie es der Moderator und externe Band-Coach Timo Kresslein formuliert. Sie nennt sich Elektrokiste und setzt sich aus sechs sehr jungen Jugendlichen zusammen. Darüber hinaus zeichnet sich die von Sebastian Hausl gecoachte Band vor allem durch ihren souveränen Umgang mit elektronischer Musik aus.

Laut Hausl war dabei der 13-jährige Andreas der ausschlaggebende Faktor - und zog seine jüngeren Kollegen mit: "Andreas hat schon DJ-Erfahrung und unser Bassist eine super Bass-Line", erklärt der Coach. "Zum Glück konnten wir unsere Pianistin dafür begeistern." Beide Drummer hatten ebenfalls Lust, Neues auszuprobieren und nutzten das metallische Vibrafone, das wie ein Xylofon aus dem Weltall klingt.

Das Besondere an Elektrokiste sei, so Hausl, dass es hier nicht primär um technisches Können, sondern vor allem um das richtige Gefühl und den Rhythmus gehe. "Wann bin ich dran? Wie soll es klingen?" - das sei bei Live-Elektro entscheidend. Florians Mutter platzt nach dem Auftritt fast vor Stolz: "Ich habe wahnsinnigen Respekt vor allen. Dass sie in ihrem Alter so eine Leistung bringen, ist schon stark."

Dass nicht immer jede Note sitzt, spielt keine Rolle, wenn man bedenkt, wie liebevoll arrangiert die Lieder sind und wie viel Spaß die Jugendlichen haben. Dieser Eindruck hält sich von der ersten Band Selfmade bis zum Schluss. Während Golden Silence eine Nummer von Coldplay in einer Version mit Geige covert, begeistert Second Time Crescendo mit einer Interpretation von "Smoke on the Water" samt höchst ambitioniertem Gitarrensolo.

Ebenfalls beachtlich: "Heuer hatten wir zum ersten Mal männliche Sänger", verkündet Wolfgang Ostermeier von der Musikschule. Freddy von Verdrängt etwa, der sich nicht aus dem Konzept bringen lässt, als die Batterie seines Mikrofons versagt während er eine Coverversion von "Broken Dreams" der Band Greenday singt. Ansonsten sucht man zerbrochene Träume an diesem liebevoll organisierten Abend vergeblich.

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