Die Faszination für den Brunnen im Ebersberger Forst ist ungebrochen. Kreisheimatpfleger Thomas Warg erzählt, dass er immer noch regelmäßig Führungen gibt zu dem unterirdischen Gemäuer. Der Brunnen wurde 2020 wiederentdeckt, nachdem er Mitte des 20. Jahrhunderts versiegelt und vergessen worden war.
Derzeit ist es jedoch noch etwas mühselig, den Brunnen zu besichtigen: Ein Wildzaun schließt das Gelände großräumig ein, es gibt keine Sitzmöglichkeiten und die ebenerdige Brunnenöffnung ist mit Holzlatten bedeckt, so dass niemand hineinfallen kann. Nicht gerade ein Ort, der zum Verweilen einlädt.

Das soll sich möglichst bald ändern. „Die Untersuchung des Brunnens ist abgeschlossen“, sagt Bernhard Häck. Er ist der einzige Hohlraumforscher des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege und war von Beginn an bei der Untersuchung des Brunnens mit dabei. Er hat eine alte Deichel – eine Art Leitungsrohr – geborgen, ist mehrmals in den Brunnen gestiegen und hat den Brunnenkasten und damit den Brunnen auf das Jahr 1411 datiert. Nun könne man dazu übergehen, ihn für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen
Der Brunnenkopf soll bis zu einer Höhe von 1,20 Metern wieder aufgebaut werden
Häck, der seit der Entdeckung in Ebersberg zu einem Brunnen nach dem anderen gerufen wird, ist für die Rekonstruktion zuständig. Man sei noch in der frühen Planungsphase, sagt er, doch er habe schon eine gute Vorstellung davon, wie der neue alte Brunnen aussehen soll.


„Der Brunnenkopf wird etwa 1,20 Meter hoch sein“, sagt er, „und aus Bummersteinen, also kindskopfgroßen Kiesel-Sand-Steinen, hergestellt werden.“ Über dem Brunnenkopf wird außerdem ein Dach errichtet, das zusätzlich mit einer Glasplatte verhindern soll, dass Laub, Äste oder Müll in den Schacht gelangen.
Der Schacht soll außerdem beleuchtet werden, wie Heinz Utschig erklärt. Der Leiter des Forstbetriebs Wasserburg bei den Bayerischen Staatsforsten ist für den Ebersberger Forst zuständig. Der Brunnen befindet sich auf dem Gebiet der Staatsforsten, sie wären also die Hauptträger der Maßnahmen. „Wir brauchen Lampen, die keinen Algenbewuchs verursachen“, sagt er.

Brunnen im Ebersberger Forst:Vieles bleibt rätselhaft
Seit mehreren Jahren regt der jahrhundertealte Brunnen im Ebersberger Forst nun die Fantasie an. Forscher glauben, dass es in der Nähe eine Siedlung gegeben haben muss – doch Beweise haben sie bisher nicht gefunden.
Doch das sind nur die Maßnahmen, die unmittelbar am Brunnen ausgeführt werden sollen. Gemeinsam mit dem Verschönerungs-Verein Ebersberg wolle man ein Tor im Wildzaun installieren, Bänke und Informationstafeln aufstellen und einen Kiesweg vom Fahrradweg an der Staatsstraße 2080 zum Brunnen aufschütten. „Wir leisten gerne unseren Beitrag“, sagt Georg Schuder, Vorsitzender des Verschönerungs-Vereins.
Neben den Informationstafeln an Ort und Stelle wird es zusätzlich eine Ausstellung im Museum Wald und Umwelt in Ebersberg geben, die die Geschichte des Brunnens beleuchtet. Teil der Ausstellung wird auch die geborgene Deichel sein, die vor Kurzem an das Museum übergeben worden ist.
Eine Eröffnung diesen Sommer hält Heinz Utschig für „unmöglich“
Doch bis wann wird all das realisiert werden? Je eher, desto besser, ist die Devise von Kreisheimatpfleger Thomas Warg. Er hätte es am liebsten, wenn bis zum Sommer alles steht.
Heinz Utschig, der im Herbst in den Ruhestand geht, muss jedoch eine Menge Brunnenwasser in den Wein schütten. Er hält eine Aufbereitung der Stelle bis zum Sommer für „unmöglich“. Vermutlich könnten die Maßnahmen erst unter seinem Nachfolger im Sommer 2026 realisiert werden.
Er erläutert, dass es ein kleineres und ein größeres Problem gebe. Das kleinere sind die rechtlichen Formalien, die man „in der Begeisterung“ gerne einmal übersehe. Der Brunnen müsse erst einmal als Bau- und Bodendenkmal anerkannt werden, bevor er rekonstruiert werden könne. Ein entsprechender Antrag liege beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, es könne aber noch eine Weile dauern, bis er fertig bearbeitet sei.
Erst wenn der Brunnen als Denkmal eingetragen sei, erhalte man auch offiziell die Verantwortung, sich um ihn zu kümmern. Und erst mit dieser offiziellen Verantwortung gebe es die Möglichkeit, auf öffentliche Gelder zuzugreifen.
Die Maßnahmen zur touristischen Erschließung des Brunnens könnten bis zu 30 000 Euro kosten
Das größere Problem sei es nämlich, dass das Bundesland Bayern für das Jahr 2025 eine Haushaltssperre eingerichtet habe. Alle Ressorts dürften 15 Prozent des eigentlich für 2025 vorgesehenen Gelds nicht verplanen. Vor wenigen Wochen erfuhr Utschig, dass davon auch ein Fördertopf für „besondere Gemeinwohlleistungen“ betroffen ist. Mit Mitteln aus diesem Topf habe er jedoch gerechnet, um den Brunnen im Forst als touristisches Ausflugsziel zu erschließen.
„Das kostet schnell zwischen 20 000 und 30 000 Euro“, so Utschig. Man könne zwar natürlich „in den Landkreis hineinrufen“ und ein paar tausend Euro von verschiedenen Stellen zusammenbekommen, aber trotzdem werde es ohne staatliche Mittel nicht gehen.
Allerdings sind sich alle einig, dass es jetzt darauf ankomme, gut im Voraus zu planen und die Aufgaben zu verteilen, damit es dann, wenn Mittel wieder zur Verfügung stehen, schnell gehen kann. In der Zwischenzeit arbeiten die Brunnenforscher außerdem an einem Sammelband, in dem die wichtigsten Erkenntnisse über das Gemäuer zusammengetragen werden.
Am Donnerstag, 13. März, zeigt der Verschönerungs-Verein Ebersberg im Alten Kino die Verfilmung des Theaterstücks „Am Brunnen tief im Wald“ von Wolfgang Oppler, das zum Stadterhebungsfest im Sommer 2024 im Alten Speicher aufgeführt und dort gefilmt wurde. Einlass ist um 19 Uhr, Beginn der Veranstaltung um 20 Uhr.