Sah es zuletzt ganz danach aus, als würde sich die Debatte etwas beruhigen, lodert das Feuer bei den Gegnern der geplanten Bahnstrecke durch den südlichen Landkreis nun wieder so richtig - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Für den 4. März nämlich ruft das "Aktionsbündnis Bahn Bürgerinitiativen Deutschland" zu einer bundesweiten Protestaktion mit Mahnfeuern auf. Auch für den Landkreis Ebersberg ist an diesem Tag eine Kundgebung geplant: Hier wird das Mahnfeuer an drei Standorten in Niclasreuth, Dorfen und Elkofen brennen.
"Wir wollen mit dieser Aktion ein klares Zeichen gegen Limone setzen und gleichzeitig einen optimierten, bestandsnahen, umweltschonenden sowie landschaftsverträglichen Ausbau des Bestands fordern", sagt Susanna Koller von der Ebersberger Bürgerinitiative. Das Ansinnen der Protestbewegung ist nicht neu, seit die Bahn im vergangenen Sommer bekannt gegeben hat, den Brenner-Nordzulauf auf einem neuen Streckenabschnitt durch bisher weitgehend unberührte Natur realisieren zu wollen, hagelt es Kritik. Statt der Trasse mit dem Arbeitstitel "Limone" fordern die Mitglieder der Bürgerinitiative, die Gleise zwischen Grafing und Ostermünchen entlang der bereits vorhandenen Schienen zu verlegen, um so aus ihrer Sicht Mensch und Natur zu schützen.
Die Kritiker ziehen Parallelen zu einem anderen Großprojekt der Deutschen Bahn
Eine Umplanung der Strecke aber lehnt die Deutsche Bahn bisher mit Verweis auf das von ihr durchgeführte Auswahlverfahren ab. Die Kritiker sehen darin einen Affront - und ziehen nun eine Parallele zu einem anderen Großprojekt, das der Schienenkonzern aktuell in Planung hat: die neue ICE-Trasse zwischen Hamburg und Hannover. Wie für den Brenner-Nordzulauf habe es auch dafür ein sogenanntes Dialogforum gegeben, wie mehrere Bürgerinitiativen nun in einem offenen Brief schreiben. Dabei hätten sich alle Beteiligten auf einen bestandsnahen Ausbau geeinigt, was letztlich von der Bahn aber ignoriert worden sei. Das sei "ein Schlag ins Gesicht für die Betroffenen" und zeige "das intransparente und unseriöse Verhalten des Konzerns", heißt es in dem Schreiben.
Ein ähnliches Vorgehen befürchten die Bürgerinitiativen in den Landkreisen Ebersberg und Rosenheim nun auch für den Brenner-Nordzulauf. Auch hier spiegele sich das intransparente Vorgehen der Deutschen Bahn aus dem Norden wider, schreiben die Trassen-Gegner. Und weiter: "Im Dialogforum wurde aus Sicht der Teilnehmer viel besprochen, viel vorgeschlagen, aber nichts umgesetzt." Die Ebersberger Bürgerinitiative spielt damit vor allem auf jenen bestandsnahen Ausbau bis zur Stadt Grafing an. Diese Option sei zunächst von der Bahn als nicht realisierbar abgestempelt worden, ehe sie letztlich doch in die Planungen mit aufgenommen wurde - "um dann in einem abgekartetem Auswahlverfahren wieder abgelehnt zu werden", so die Kritiker in ihrem offenen Brief.
Es sind durchaus harte Worte, die die Bürgerinitiativen im Vorfeld der bundesweiten Protestaktion wählen. Dabei deutete sich zuletzt ein wenig Entspannung im Konflikt zwischen der Bahn und den Ebersberger Trassen-Kritikern an. Letztere spielen bereits seit längerem mit dem Gedanken, per Klage gegen die Planungen im Landkreissüden vorzugehen. Mit diesem Schritt wolle man nun aber abwarten, ob der Konzern nicht doch noch für einen Kompromiss bereit ist, wie es zuletzt auf SZ-Nachfrage hieß. Ein solcher aber dürfte durch die erneute Protestaktion wieder in weitere Ferne rücken.
Mahnfeuer gegen die geplante Brenner-Trasse im Landkreis Ebersberg. Am Samstag, 4. März, von 18 Uhr an in Niclasreuth (Dorfstraße), Dorfen (am Anger) und Elkofen (Oberelkofener Straße).