Ebersberg:Bock auf Block

Im Gegensatz zu vielen anderen Rohstoffen ist Holz beim Bauen umweltschonend und nachhaltig. Auf der Tagung "Bauen mit Holz" im Landratsamt informieren Experten über die Vorteile von Beton- und Blockhäusern

Von Sandra Langmann, Ebersberg

Bauen und gleichzeitig die Umwelt schützen. Das sei eigentlich ein Widerspruch in sich, denn am schonendsten sei es für die Umwelt gar nicht zu bauen, erklärt Markus Aumer, Architekt aus Kehlheim. Doch es gebe einen Rohstoff, der nur einen sehr geringen Eingriff in die Natur vornehme und dem widmete die Energieagentur Ebersberg vergangene Woche gleich einen ganzen Nachmittag.

In Kooperation mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg (AELF), der Walbesitzervereinigung Ebersberg/München Ost und der Zimmerer-Innung Ebersberg lud diese zur Tagung "Bauen mit Holz" ins Ebersberger Landratsamt ein. Neben interessierten Bürgern waren auch Politiker, Planer, Berater und ausführende Firmen vertreten, um nicht nur zu informieren, sondern auch, um für den Holzbau zu begeistern.

Vor allem dem Ebersberger Forst sei es laut Landrat Robert Niedergesäß (CSU) zu verdanken, dass mit dem Holzbau eine lange Tradition einher gehe. Dieser biete auch genügend Ressourcen für jegliche Art des Holzbaus. An diesem Punkt verweist Niedergesäß auf den Klimawandel und somit auf die hohe ökologische Bedeutung, die dem Werkstoff Holz zukommt. Durch nachhaltige Forstwirtschaft und stoffliche Nutzung von Holz werden in Bayern derzeit ein Drittel der CO2-Emissionen kompensiert. Das zeigen zum einen das hohe CO2-Vermeidungspotenzial des Holzbaus und zum anderen die niedrigen CO2-Vermeidungskosten. "Holz kann's einfach", ist Niedergesäß überzeugt.

Mit dieser Ansicht steht der Landrat an diesem Nachmittag keineswegs alleine da. Auch Aumer ist der Ansicht, dass Holz seinen Beitrag zur Klimarettung leisten kann. Das habe man schon vor 1000 Jahren gewusst, doch mit der Industrialisierung kamen umweltschädliche Baustoffe wie Beton und Stahl zum Einsatz. Seit einigen Jahren würde wieder verstärkt auf Holzhäuser gesetzt. Kaum etwas anderes sei besser dafür geeignet, CO2 aus der Atmosphäre zu holen und zu binden als Bäume, sagt Aumer. "Somit ist Holz der wichtigste nachwachsende Rohstoff."

37 Prozent des Landkreises Ebersberg sind mit Wald bedeckt. Das sei mehr als ein "grünes" Drittel, erklärt Friedrich Nebl vom AELF Ebersberg, der somit Holz als regionalen Baustoff ins Zentrum rückt. Alleine mit dem Stammpotenzial der Mitglieder der Waldbesitzervereinigung Ebersberg/München Ost könnten 500 bis 750 Holzhäuser pro Jahr errichtet werden. Nebl sieht darin ein großes Potenzial für die lokale Wertschöpfung im ländlichen Raum.

Mittels moderner Holzbausysteme können Fassaden schon in Vorarbeit in der Halle errichtet werden und müssen vor Ort nur mehr aufgezogen werden, sagt Johann Peteratzinger von der Firma Huber und Sohn. Vom kleinen Einfamilienhaus bis hin zum Gebäudekomplex könne die Firma schon einige Projekte vorweisen. Der Holzbau verändere das Innenleben und verbreite Wärme und eine angenehme Atmosphäre, sagt Peteratzinger.

Doch um ein Zeichen für die Umwelt zu setzen, ist es nicht notwendig, ein altes Gebäude abzureißen und an dessen Stelle ein Holzhaus zu errichten. Architekt Florian Lichtblau erläuterte dies anhand eines Beispiels, in dem ein Betonhaus mit Holz aufgestockt wurde. Durch das relativ geringe Gewicht des Materials sei der Holzbau ideal für Aufstockungen - auch bei Gebäuden mit geringen statischen Reserven. Ein Problem sieht der Architekt im energetisch desolaten Gebäudealtbestand, denn in den alten Bausubstanzen stecke jede Menge "graue Energie". Doch auch bei der Sanierung von solchen Gebäuden komme dem Holz eine führende Rolle zu, da die CO2-Bilanz entscheidend ist.

Jochen Simon vom Institut für Landtechnik und Tierhaltung und die Architekten Martin Hirner und Regina Gaigl referierten auf der Tagung zu "Holzbau in der Praxis" und präsentierten ihre Arbeiten zu Bereichen Landwirtschaft, Kommunale Bauten, Gewerbe- sowie Wohnungsbau.

In einer anschließenden Diskussionsrunde wurde versucht, die letzten Bedenken der Besucher, die von Brandschutz über Insektenplagen reichen, zu zerstreuen. Insekten hätten im getrockneten Holz aufgrund von Nährstoffmangel keine Überlebenschance und würden sich daher auch nicht Einnisten, sagte Peteratzinger. Käme es doch dazu, dann liege das an einem Baufehler, ergänzte Hans Gröbmayr, Ebersbergs Klimaschutzmanager. Wenn ein Holzhaus zu brennen beginne, könnte man es im Gegensatz zu einem Stahlgebilde absehen, wann das Gebäude zum Einsturz komme, sagte Peteratzinger. Stahl würde sich zwar biegen, "doch wann das Gebäude einstürzt kann nicht sofort eingeschätzt werden", sagte er. Zudem wurde vor einigen Jahren eine Muster-Industriebau-Richtlinie eingeführt. Demnach müsste Holz "einige Hürden meistern und 90 Minuten Feuerfestigkeit beweisen, ehe es einstürzt", so der Experte. Diesem Test hätte der Rohstoff ohne Probleme Stand gehalten.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass Holzbauten einen wesentlichen Beitrag zu regionaler Wertschöpfung und Klimaschutz leisten, so vermittelten es die Experten. Zudem seien sie in allen Bereichen einsetzbar und könnten jeden Wunsch des Bauherrn berücksichtigen, sagte Gröbmayr abschließend.

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