Blitzmarathon im Landkreis Ebersberg:Bitte recht freundlich!

Blitzmarathon im Landkreis Ebersberg: Polizeibeamtin Anja Schmidt hat am Freitag die Staatsstraße 2081 bei Oberpframmern genau im Blick. Zusammen mit Kollege Stephan Larasser hält sie Ausschau nach Temposündern.

Polizeibeamtin Anja Schmidt hat am Freitag die Staatsstraße 2081 bei Oberpframmern genau im Blick. Zusammen mit Kollege Stephan Larasser hält sie Ausschau nach Temposündern.

(Foto: Christian Endt)

Es ist das Foto, auf dem wirklich niemand lacht: Beim bayernweiten Blitzmarathon tappen auch im Landkreis wieder zahlreiche Autofahrer in die Radarfalle. Die Ebersberger Polizei lauert den Temposündern heuer unter anderem in der Nähe von Oberpframmern auf. Ein Besuch an der Staatsstraße.

Von Andreas Junkmann, Oberpframmern

Konzentriert schaut Anja Schmidt durch das Okular der Laserpistole und nimmt ihr Ziel ins Visier: ein silberfarbenes Auto, das sich im Abstand von rund 500 Metern nähert. Das Gerät auf dem Stativ gibt ein kurzes Piepen von sich. "88 Stundenkilometer!", ruft Schmidt ihrer Kollegin Janine Krüger zu. Diese huscht schnell auf die andere Straßenseite, um den Autofahrer mit ihrer Kelle herauszuwinken. Das Prozedere spielen die beiden Ebersberger Polizeibeamtinnen an diesem Freitag noch häufiger durch, denn im Rahmen des bayernweiten Blitzmarathons finden auch in der Region an mehreren Stellen Kontrollen statt. Durch die Aktion sollen alle Verkehrsteilnehmer daran erinnert werden, sich an die geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten.

Das hat der Fahrer des silberfarbenen Autos an diesem Morgen nicht gemacht, den die Ebersberger Polizisten auf der Staatsstraße 2081 kurz vor dem Oberpframmerner Ortsteil Aich erwischt haben. "Echt jetzt?", fragt der Mann, als ihn Stephan Larasser damit konfrontiert, dass er abzüglich der Toleranz gerade mit 15 Stundenkilometern zu schnell unterwegs war. In dem Bereich der Straße nämlich ist die Geschwindigkeit auf 70 beschränkt. Das müsste der Mann eigentlich wissen, schließlich ist es sein täglicher Arbeitsweg, wie er sagt. Trotzdem geht er den Beamten am Freitag ins Netz. Ob er das Ergebnis der Messung sehen wolle, fragt Larasser den Autofahrer. "Nein, passt schon", antwortet dieser, "wenn Sie das sagen, dann wird das schon stimmen." Nachdem er die Strafe von 40 Euro per Karte gezahlt hat, darf der Mann weiterfahren.

Sind die Autofahrer beim Blitzmarathon vorgewarnt? "Wir erwischen trotzdem welche."

Es ist der typische Verlauf einer solchen Verkehrskontrolle, wie Stephan Mittermaier sagt, der bei der Polizei Ebersberg für den Bereich Verkehr zuständig ist. "Die meisten Autofahrer sind recht einsichtig." Für Mittermaier haben solche Kontrollen vor allem einen präventiven Charakter und sollen die Leute daran erinnern, ihren Tacho im Blick zu haben. "Überhöhte Geschwindigkeit ist zwar nicht die Hauptursache für Unfälle, aber der häufigste Grund für schwere oder sogar tödliche Verletzungen", erklärt der Ebersberger Polizeibeamte. Dass die Autofahrer durch den zuvor angekündigten Blitzmarathon gewarnt worden sind, stört ihn deshalb auch nicht besonders: "Wir erwischen trotzdem welche."

Blitzmarathon im Landkreis Ebersberg: So sieht der Blick durch eine Laserpistole aus, mit der die Polizisten die Geschwindigkeit der Fahrzeuge messen.

So sieht der Blick durch eine Laserpistole aus, mit der die Polizisten die Geschwindigkeit der Fahrzeuge messen.

(Foto: Christian Endt)

So wie jenen Mann im silberfarbenen Wagen, der sich ohne zu murren seinem Schicksal fügt. Das ist allerdings nicht immer der Fall, wie Stephan Mittermaier erzählt. Immer wieder komme es vor, dass Autofahrer das Zeichen zum Anhalten ignorieren und einfach weiterfahren, nachdem sie geblitzt worden sind. "Das ist für uns immer ein Signal, dass da was nicht stimmt", so Mittermaier. Oft seien es nur Kleinigkeiten, wie ein vergessener Führerschein, manchmal seien die Fahrer aber auch betrunken und wollen deshalb nicht kontrolliert werden.

Bei einer Fahrerin müssen die Ebersberger Polizisten sogar die Verfolgung aufnehmen

Kaum hat Stephan Mittermaier seinen Satz beendet, piept die Laserpistole nebenan erneut. Diesmal winkt Janine Krüger eine Frau in einem grauen Kleinwagen heraus, die mit 84 Stundenkilometern in die Radarfalle getappt ist. Statt neben den Beamten anzuhalten, setzt sie ihre Fahrt jedoch unbeirrt in Richtung Gewerbegebiet fort. Stephan Mittermaier und Anja Schmidt springen sofort in den Polizeitransporter und nehmen die Verfolgung auf. Weit kommt die Frau allerdings nicht, denn als sie die Beamten hinter sich bemerkt, hält sie an. Schnell klärt sich auch das Missverständnis auf: Sie habe gedacht, es handele sich lediglich um eine Umleitung und sei deshalb einfach weitergefahren, beteuert sie. "Ich bin das gar nicht gewohnt, bei uns blitzen sie eigentlich nie." Um die 40 Euro Strafe kommt die Frau trotzdem nicht herum.

Blitzmarathon im Landkreis Ebersberg: Das Blitzer-Team der Ebersberger Polizei versammelt sich um Stephan Mittermaier (Zweiter von links), der in der Inspektion für den Bereich Verkehr zuständig ist.

Das Blitzer-Team der Ebersberger Polizei versammelt sich um Stephan Mittermaier (Zweiter von links), der in der Inspektion für den Bereich Verkehr zuständig ist.

(Foto: Christian Endt)

So entspannt wie in diesem Fall laufen Verkehrskontrollen leider nicht immer ab, wie Stephan Mittermaier aus eigener Erfahrung weiß. In der Nähe von Dorfen im Nachbarlandkreis Erding habe er mal einen Fahrer mit 140 statt der erlaubten 60 Stundenkilometer erwischt. "Den konnten wir auch nicht anhalten, haben uns aber das Kennzeichen gemerkt." Neben einer saftigen Geldbuße musste der Mann auch seinen Führerschein abgeben, was er offenbar nicht wahrhaben wollte und die Messung vor Gericht angefochten hat - natürlich ohne Erfolg. "Ich weiß auch nicht, was bei manchen Menschen im Kopf vorgeht", sagt Mittermaier.

Es ist wenig los auf der Staatsstraße. Gute Voraussetzungen für die Radarkontrolle

Der Polizeibeamte hat an diesem Morgen Zeit zu plaudern, denn abgesehen von den beiden Autofahrern sind zunächst keine weiteren Temposünder unterwegs. Überhaupt ist - trotz Bahnstreik - wenig Verkehr auf der Staatsstraße, was den Kontrolleuren überraschenderweise sogar zu Gute kommen müsste, wie Mittermaier erklärt: "Je weniger los ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man jemanden erwischt." Das, so der Polizeibeamte, liege daran, dass die Autofahrer bei geringerem Verkehrsaufkommen weniger Chancen hätten, sich gegenseitig zu warnen.

Dass der zuvor groß angekündigte Blitzmarathon nun seinen Teil dazu beiträgt, die Straßen im Landkreis auf Dauer sicherer zu machen, bezweifelt Stephan Mittermaier. Er hält es - auch im Hinblick auf die Vermeidung schwerer Unfallfolgen - für wichtiger, regelmäßig Kontrollen an verschiedenen Punkten durchzuführen. "Ob das nun die Polizei oder die Kommune macht, ist eigentlich egal", sagt der Ebersberger Polizeibeamte. "Wichtig ist, dass es gemacht wird."

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