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Günstige Immobilien:Landkreis plant Kommunalunternehmen für Wohnungsbau

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Noch im Herbst soll ein Kommunalunternehmen für Wohnungsbau im Landkreis gegründet werden. Eine Beteiligung der Gemeinden ist gewünscht. Bereits im kommenden Jahr könnten die ersten Häuser stehen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wer im Landkreis eine Wohnung sucht, hat große Auswahl: Es gibt teure, sehr teure und unverschämt teure Wohnungen - nur wer etwas Bezahlbares braucht, hat meist Pech gehabt. Damit das nicht so bleibt, will der Landkreis nun aktiv werden und selbst in den Wohnungsbau einsteigen. Die Vorgaben dafür hatte Kreiskämmerin Brigitte Keller bereits bei der ersten Vorstellung der Pläne vor einigen Wochen präsentiert: "Schnell, viel und günstig." Und zumindest der erste Teil des Mottos scheint eingehalten zu werden: Wie nun bekannt wurde, soll das Kommunalunternehmen für Wohnungsbau bereits Ende des Jahres gegründet werden. Ein Jahr später könnte bereits das erste Haus stehen.

Der erste Schritt zum kreiseigenen Wohnbau findet bereits am 17. Juni statt. Dann sind nämlich die Bürgermeister aller Landkreiskommunen sowie sämtliche 386 Stadt- und Gemeinderäte auf die Ebersberger Alm eingeladen. Unter dem Titel "Wohnbauoffensive" soll es einen Tag lang darum gehen, wie sich durch das angestrebte Kommunalunternehmen schnell günstig Wohnraum schaffen lässt. Dass dazu die Vertreter der Städte und Gemeinden im Landkreis eingeladen wurden, ist natürlich kein Zufall.

Beteiligung der Kommunen ist gewünscht

Denn an dem geplanten Unternehmen sollen sich neben dem Kreis möglichst viele der Kommunen beteiligen. Dies wäre aus zwei Gründen von Vorteil: So besitzt der Landkreis selbst kaum bebaubare Grundstücke - im Gegensatz zu vielen Gemeinden. Außerdem können bestimmte Fördergelder nur an Kommunen ausgeschüttet werden, da diese für den sozialen Wohnungsbau zuständig sind.

Aber auch die Städte und Gemeinden würden von einer Beteiligung am Kommunalunternehmen profitieren, sagt Keller. So würde die Koordination der Bauvorhaben über das Unternehmen laufen, was die Gemeinden entlasten könnte. Schließlich seien viele Bauämter bereits mit den alltäglichen Aufgaben gut ausgelastet, so Keller. Außerdem, und das könnte für die Gemeinden ein besonderer Anreiz zur Teilnahme sein, stünden ihnen die so entstandenen Wohnungen zur freien Verfügung. "Die Kommunen haben das Belegungsrecht", können mit den Wohnungen also genau so verfahren wie mit ihren eigenen.

Nach 20 Jahren können Kommunen über Gebäude verfügen

Die Grundstücke bleiben ohnehin im Besitz der Gemeinden, diese treten dem Kommunalunternehmen nur für 20 Jahre das Nutzungsrecht ab - und bekommen dafür eben Sozialwohnungen. "Nach 20 Jahren ist es für das Kommunalunternehmen abgeschrieben", sagt Keller. Dann fällt das Grundstück samt Gebäuden komplett an die Kommune, diese könne dann damit verfahren, wie man es für richtig halte. Also etwa die Wohnungen weiter vermieten oder auch das Areal neu bebauen.

Wie viele Landkreiskommunen sich aber beteiligen werden und in welchem Umfang, wird sich wohl erst im Laufe des Jahres erweisen. Und auch, wenn es wegen der vielen Vorteile für die Städte und Gemeinden unwahrscheinlich ist, das Unternehmen könnte sogar ganz ohne deren Beteiligung gegründet werden. "Der Landkreis kann es auch alleine machen", ist Keller überzeugt, wenngleich es natürlich effektiver wird, je mehr Kommunen mitmachen - vor allem wegen der Flächen. Denn, auch das scheint bereits festzustehen: Gebaut wird nur, wenn ein Grundstück verfügbar ist, das Kommunalunternehmen werde keine Bauflächen erwerben.

Zunächst könnte ein Pilotprojekt entstehen

Geht alles nach Plan, könnten der Kreistag und die Gremien der beteiligten Kommunen bereits im Herbst dieses Jahres die Gründung des Unternehmens beschließen. Über den Winter könnten die nötigen Verträge und Vereinbarungen ausgearbeitet werden, schätzt Keller, so dass bereits im Frühjahr 2017 mit dem ersten Projekt begonnen werden könnte. Vermutlich wird zunächst ein Pilotprojekt entstehen, also ein einzelnes Gebäude. Dieses könnte bis Ende kommenden Jahres fertiggestellt werden und soll bei den Gemeinden durchaus auch ein bisschen Werbung für das Kommunalunternehmen machen.

"Wenn nach einem Jahr ein Haus steht, das günstig, zweckdienlich und nicht ganz greislich ist, werden die Gemeinden folgen", hofft Keller, und sich an dem Kommunalunternehmen beteiligen. Vom übernächsten Jahr an könnte es dann richtig losgehen. (s. Kasten). Und vielleicht gibt es einige Zeit später auf dem Wohnungsmarkt im Landkreis dann noch eine vierte Option: bezahlbar.

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Quelle:
SZ vom 15.06.2016
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